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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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über die Baumstämme. Während der Rest des Felsenvolkes über die Halde kletterte, trug Bran Tir über die Brücke. Sie streichelte ihm dabei über die Wange. Sie hatte Ruß im Gesicht und er dachte, dass sie jetzt wirklich eine Frau seines Volkes geworden war.
     
    Sie gingen an der Halde entlang nach Westen. Der Wald öffnete sich hier, denn der Boden war karg und steinig. Gleichzeitig stieg das Gelände steiler an, so dass sie alle damit rechneten, bald die Baumgrenze zu erreichen.
    Kurz vor Einbruch der Dämmerung hörte es zu regnen auf. Da löste Bran die Zugschlitten von den Pferden und hob die Hand als Zeichen, Rast zu machen. Sie waren in ein lichtes Birkenwäldchen gekommen. Ein schöner Ort. Bran dachte an die Tage, an denen er in den Lanzenbergen Schafe gehütet hatte; dieser Ort erinnerte ihn an die sanften Täler daheim. Zwischen zwei Bäumen spannte er eine Decke auf. Dann legte er ein Fell auf den Boden, ehe er Tir vom Pferd half. Schließlich löste er die Axt vom Sattel und ging Holz hacken.
    Auch an diesem Abend lagerten Gwen und Dielan dicht bei Tir und Bran. Sie kauerten sich gemeinsam unter Decken und Felle, denn hier oben war es kälter als unten im Wald. Konvai stapfte mit dem Jagdmesser seines Vaters in den kleinen Händen um das Feuer herum und Dielan teilte Trockenfleisch aus. Sie aßen schweigend, wie sie es jeden Abend getan hatten, seit sie Ber-Mar verlassen hatten. Dieses Land, dieses Gebirge, barg etwas in sich. Da waren Geister im Nebel, der zwischen den Bäumen hindurchtrieb. Dämonen flüsterten im Wind.
    Das Felsenvolk legte Zweige ins Feuer, und während der Abend in die Nacht überging und die Felle immer mehr Wärme spendeten, wuchs auch ihr Mut wieder. Hagdars Lachen schallte über die vielen Feuer, Turvi begann zu singen und einer der Tirganer spielte leise auf seiner Flöte. Die Waldgeister, die oben im Gebirge nach Pilzen gesucht hatten, setzten sich nah bei Bran ans Feuer und krochen dicht an die Glut, um sich die Hände zu wärmen.
    »Wir sind schon ziemlich hoch«, sagte Dielan mit einem Stück Trockenfisch in der Hand. »Morgen…« Er nickte in Richtung des Hanges. »Ich schätze, dass wir morgen über die Baumgrenze kommen. Ich spüre das an der Luft. Sie erinnert mich an das Lanzengebirge. Kalt. Ich kann die Wolken unter dem Himmel riechen.«
    Bran hatte sich hinter Tir gesetzt, die Ulv im Schoß hatte. Er hatte ein Fell um sie alle geschlagen, doch er selbst saß unbequem und fror am Rücken.
    »Tir und ich freuen uns.« Gwen strich sich die braunen Locken aus dem Gesicht. Sie zog Konvai an sich und nahm ihm das Messer ab. »Ihr Männer wisst nicht, wie es ist, so zu wandern, ohne zu wissen wohin. Wir müssen auf die Kinder aufpassen und auch darauf, dass genug Essen in den Säcken ist.«
    Tir hustete. Sie beugte sich vor und Bran fasste sie an den Schultern. Da holte sie tief Luft und wischte sich den Mund ab. Ulv begann zu schreien, doch Tir nahm ihn auf und begann ihn zu wiegen. Der Junge schob sich den Daumen in den Mund und war gleich wieder still.
    »Du musst dich warm halten.« Loke sah zu ihr auf. Er hatte einen Steinpilz auf einen Ast gesteckt und grillte ihn über dem Feuer. »Du darfst nicht frieren. Du bist noch nicht ganz gesund.« Der Waldgeist setzte sich und beugte sich über das Feuer. Der weiße Bart wallte über seine Brust. »Wir hätten warten sollen«, murmelte er. »Aber was nutzt das schon… Tal der Träume…«
    Sie waren es gewohnt, dass Loke Selbstgespräche führte, und kümmerten sich nicht darum. Gwen zog Konvai die nassen Lederhosen aus und wickelte ihn in eine der grauen Wolldecken, die sie schon aus der Felsenburg mitgenommen hatten. Dielan reichte den Wasserschlauch um das Feuer herum.
    »Die Männer fragen, ob es noch weit ist bis in das Tal«, sagte er. »Sie fragen sich, ob du dich hier auskennst.«
    »Noch nicht.« Bran legte sich den Wasserschlauch auf die Schulter und drückte Wasser durch die Holztülle. Dann wischte er sich den Mund ab.
    »Aber weiter oben schon, nicht wahr?« Dielan neigte den Kopf zur Seite und sah ihn an. Bile, Vile und Bul musterten ihn mit ernsten Augen.
    »Ja.« Bran verbarg sein Gesicht in Tirs Haaren. »Wenn wir weiter hinaufkommen, morgen, vielleicht.«
    Bile stellte den rußgeschwärzten Kessel ins Feuer. Er goss Wasser hinein und teilte hölzerne Becher aus. Sie hatten neue geschnitzt, für jeden einen. Bran wusste nicht, wann sie Zeit dafür gefunden hatten, doch er machte sich keine Gedanken

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