Das Verheissene Land
Käfern und Mücken niemanden ernähren.
Sie aßen beim Gehen. Bran spürte, dass sie bereits weit gelaufen waren, doch der Abend kam noch immer nicht. Er kaute für Tir den Trockenfisch vor und riss die besten Fasern für sie ab.
Und dort, während sie sich an dem Berghang entlangkämpften, machte Cergan ihn plötzlich auf etwas aufmerksam. Er deutete zum Waldrand, der jetzt viele Pfeilschüsse weit unter ihnen lag. Die Männer griffen zu ihren Bögen. Ein merkwürdiges Geschöpf bewegte sich zwischen den Bäumen. Es sah aus wie eine Katze, war aber viel größer. Ein langer Schwanz schleifte über den Boden, während sich das Tier lautlos zwischen den Birken vorwärts bewegte. Es hatte einen kurzen, gelbbraunen Pelz. Es drehte sich zu ihnen um, fauchte und fletschte eine Reihe scharfer Katzenzähne. Dann verschwand es wieder zwischen den Bäumen.
Nach diesem Ereignis blieb das Felsenvolk dicht beieinander. Bran befahl zwei Männern an der Seite der Pferde zu bleiben, und Hagdar befestigte den Pfeilköcher an seinem Gürtel und ging ganz hinten.
Die Dunkelheit brach herein, als er es hörte. Ein Rauschen, wie Wind in Bäumen, nur stärker. Ein paar Pfeilschüsse vor ihnen bildeten die Berge einen Vorsprung und Bran hatte bereits einen leicht abfallenden Kurs eingeschlagen, um um die Felsnase herumzukommen. Er hatte das Murmeln hinten im Gefolge gehört; sie hofften, dass der Vorsprung einen Einschnitt zwischen den Berggipfeln verbarg.
Tir saß zusammengekrümmt im Sattel, und Bran erkannte, wie müde sie war. Doch jetzt durfte niemand ruhen. Sie mussten weiter und sehen, was auf der anderen Seite lag. Er tätschelte ihren Schenkel. Sie hustete als Antwort.
Ein Falke flog am Berghang auf und folgte ihnen in weiten Kreisen. Er schrie zweimal. Es war ein einsamer Laut. Turvi schwieg jetzt, da sie sich näherten und das Rauschen an Stärke zunahm. Bran erkannte das Wasser im Halbdunkel vor sich, zahllose Bäche, die über den Berghang nach unten rannen, und er wusste, was er hörte.
Sie umrundeten die Felsnase und Bran sah, was er befürchtet hatte. Hinter dem Vorsprung verbarg sich kein Einschnitt. Dahinter verbarg sich ein Wasserfall. Sie waren in ein schmales Tal gekommen. Birken standen dicht an dicht am Ufer des Flusses, der ein paar Steinwürfe hinter dem Vorsprung einen Kolk bildete. Der Wasserfall war wie eine Mauer aus brüllendem Wasser, ebenso hoch wie die Klippen ringsherum und breit wie ein Langschiff.
»Wir rasten dort hinten.« Bran hob seinen Arm und führte das Pferd an der Talflanke hinab. Das nasse Moos unter seinen Füßen löste sich und brachte den roten, lehmigen Boden unter seinen Füßen zum Vorschein.
Das Felsenvolk fand zwischen den Birken am Kolk Schutz. Die schwarz gefleckten Stämme waren kahl und der Boden war übersät mit gelben Blättern. Der Wasserfall war derart laut, dass sich die Menschen anschreien mussten, um sich zu verständigen, doch wenigstens waren sie dort unten vor dem Wind geschützt. Sie brachen Zweige von den Bäumen und spannten Felle als Schutz gegen die Feuchtigkeit auf.
Bran half Tir vom Pferd und begann dann, Ulv vom Zugschlitten zu lösen. Er verfluchte den Wasserfall, der derart brüllte, dass er kaum seine eigenen Gedanken hören konnte. Doch der Junge schien sich nicht daran zu stören, denn er lächelte und fingerte mit seinen kleinen Händen in Brans Bart herum.
»Er ist ein zäher, kleiner Jäger«, sagte Bran und lächelte. »Er hat den ganzen Tag geschlafen und jetzt ist er bereit zu…« Tir lag auf dem Boden. Sie hielt sich die Brust, schluchzte und zitterte. An ihrem Kinn war Blut.
Bran warf sich neben ihr auf den Boden. Er legte das Kind ins Moos und richtete sie auf. Der Husten durchfuhr sie wie ein Zittern.
»Dielan!« Bran hob sie auf seine Arme. »Turvi! Sie ist krank!« Er rannte zwischen den Männern und Frauen hindurch, rutschte aus und landete auf den Knien. Er verbiss sich den Schmerz, richtete sich wieder auf, duckte sich mit ihr unter ein aufgespanntes Fell und legte sie dort auf einen Pelz. In ihrem Blick lag Angst. Sie starrte ihn an, während ihre Brust unter den Hustenanfällen bebte. Schleim und Spucke rannen über ihr Kinn. Er legte seine Hand auf ihre Stirn. Sie war warm, viel zu warm.
Dielan kam, gefolgt von Turvi. Der Einbeinige ließ sich neben ihr zu Boden fallen und wischte das Blut mit seinem Ärmel weg. Das Felsenvolk strömte zusammen. Linvi nahm Ulv auf den Arm.
Da schob sich Loke zwischen ihnen
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