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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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wir stehen und über die Ebene blicken und die Felsenburg gegen Kretter und Vokker bewachen.«
    Bran ließ den Hammer sinken. Turvis Rücken schwankte über den Krücken, und sein Gesicht sah alt und erschöpft aus.
    »Das ist nicht Noj.« Hagdar legte den Hammer zu Boden und trat zu ihm. »Das ist Bran, und wir sind nicht mehr in der Felsenburg. Erinnerst du dich nicht? Wir sind jetzt in einem neuen Land. Bald kommen wir in das Tal. Das Tal, das Bran in seinen Träumen gesehen hat.«
    Turvi neigte den Kopf zur Seite. Falten zeichneten sich auf seiner Stirn ab. Dann wandte er sich auf seinen Krücken um und humpelte zurück.
    Hagdar nahm den Hammer und schlug auf den Riss unter der Höhlendecke. Bran folgte seinem Beispiel. Sie hatten nicht die Zeit, Turvi jetzt alles zu erklären. Seine Erinnerung würde zurückkommen, wie immer.
    Es krachte im Fels, und die Waldgeister jubelten.
    »Der Fels beginnt zu springen«, sagte Hagdar. »Die Flammen machen ihn mürbe. Jetzt müssen wir vorsichtig sein.«
    Bran legte sein Gewicht in einen weiteren Schlag, denn er wollte aus der Höhle und dem Dunkel heraus. Ein faustgroßer Stein löste sich aus der Höhlendecke. Hagdar deutete auf einen Vorsprung inmitten der Felswand und schlug mit seinem Hammer darauf. Es knackte in der ganzen Höhle und Hagdar zog Bran ein paar Schritte zurück. Ein großer Felsblock stürzte aus der Wand herab. Er landete auf dem Höhlenboden und brach unter einem Regen von kleinen Steinen entzwei.
    »Sieh doch!« Hagdar kroch über die Steine. »Wir sind durch!«
    Bran sah das Licht, das durch den Staub schien. Er stolperte hinter dem großen Mann her. Einer der Waldgeister steckte seinen Speer durch die faustgroße Öffnung. Er hörte sie jubeln. Die Äxte schlugen eifrig auf den Fels ein.
    »Bei Kraggs juwelenbesetzten Schwingen!« Turvi stapfte zu Bran vor. »Mach weiter, Noj, mach weiter!«
    »Dielan, Kaer! Holt ihn hier weg!« Bran konzentrierte sich auf den nächsten Schlag. Er hatte keine Zeit, Turvi zurück zu den anderen zu bringen. Die Höhle begann ihn zu ersticken. Er musste nach draußen.
    Hagdar schlug wild auf die Steinblöcke ein. Noch ein Vorsprung brach ab und ein weiterer Spalt öffnete sich. Bran ließ den Hammer wieder und wieder gegen die Wand knallen und kümmerte sich nicht um den Sand, der um sie herum herabrieselte. Hagdar stöhnte und presste seine Schulter gegen die Felswand. Bran trat einen gesplitterten Block los, und die Steine gaben nach und stürzten nach draußen.
    Mit einem Mal spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Turvi sagte etwas zu ihm, doch er hörte nicht, was.
    »Du musst zurück!« Bran packte ihn am Arm, doch der Alte schüttelte ihn ab und taumelte einen Schritt weiter.
    Da brach Hagdar durch die Wand. Der große Mann verschwand in einer Wolke aus Sand und Staub. Der Fels knackte. Bran zog den Einbeinigen an sich. Sand und Steine regneten von der Höhlendecke herab. Er spannte den Nacken an und hielt sich die Hand über den Kopf.
    Mit einem Mal wurde Turvi aus seinen Armen gestoßen. Bran hörte einen Ruf, ehe der Berg alles übertönte. Er brüllte vor Wut, und Steine prasselten um Bran herum auf den Boden. Dann wurde es still.
    Bran öffnete die Lider und rieb sich mit blutigen Knöcheln die Augen. Turvi lag zu seinen Füßen. Der Einbeinige umklammerte sein Bein, aber der Rest seines Körpers war von Grus und kleinen Steinen verdeckt. Doch als Bran sich neben ihn hockte, straffte Turvi seinen Griff. Der Einbeinige stöhnte und versuchte sich aufzurichten. Er stützte sich auf die Ellenbogen, sank aber wieder zurück und hustete.
    »Turvi.« Bran schlang seine Arme um ihn. »Ich werde dir helfen.« Er warf einen Blick über die Schulter. Der Wind blies den Staub weg und offenbarte eine weiß gefrorene Hochfläche.
    Turvi hustete wieder. Als er dem alten Mann aufhalf, stöhnte dieser vor Schmerzen.
    »Nichts… sag bitte nichts!« Der Einbeinige klammerte sich an ihn. »Eyna und Kaer brauchen davon nichts zu wissen.«
    Bran legte seinen Arm um Turvis Rücken. Er warf einen Blick auf den Höhlenboden, doch die Krücken waren unter den Felsbrocken begraben.
    Da kam Dielan um die Ecke. Er sah das Land vor der Höhlenöffnung und schrie glücklich auf. Die Stimmen überschlugen sich in dem Höhlengang. Gwen eilte an seine Seite.
    Bran half Turvi aus der Höhle. Der Einbeinige schnitt Grimassen, als Bran ihn über die Felsbrocken trug und auf die Hochfläche hinaustrat, doch niemand sonst schien das zu

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