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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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sein Hemd und drehte sich dann auf die Seite. Er schnitt Grimassen, hustete und wollte mit niemandem mehr sprechen.
    Bran lagerte gemeinsam mit Dielan und Gwen. Er legte sich neben Tir und wärmte sie mit seinem eigenen Körper, und Tir drückte Ulv an sich. Auch Dielan, Gwen und Konvai legten sich so hin, denn die Kälte zerrte an ihrer Haut. Bran sprach mit seinem Bruder, während das letzte Tageslicht hinter den Bergen versank. Dielan fragte, ob sie bald am Ziel seien, und Bran rieb sich seinen schmerzenden Nacken und antwortete, dass er es hoffe. Dann schoben sie sich alle unter die Felle, zogen die Beine an und versteckten sich vor der nächtlichen Kälte.
     
    Der Wind frischte in dieser Nacht auf. Er fegte über die Ebene und blies den Raureif von den Gräsern. Er riss die Decken von Hagdar und Cergan und fauchte unter den tief hängenden Wolken. Das Felsenvolk klammerte sich an den Fellen fest und betete zu seinen Göttern, denn in diesem Wind waren Dämonen, die sie mit ihren heulenden Stimmen bedrohten. Mitten in der Nacht stand Sortsverd auf und schoss seine Pfeile in den dunklen Himmel, doch den Wind schien das nicht zu beeindrucken. Er warf ihn um und riss ihm den Umhang ab, ehe er sie alle heulend auslachte.
     
    Doch auch diese Nacht wich einem neuen Morgen. Als das graue Tageslicht über die Berge schien, kroch das Felsenvolk unter den steif gefrorenen Decken hervor und rieb sich die Hände warm. Sie aßen getrocknetes Fleisch, zerkleinerten das Eis in den Wasserschläuchen und tranken. Kaer hob Turvi auf die Stute und Hagdar verzurrte die Zugschlitten an den Sätteln. Das Felsenvolk schlug die Umhänge eng um sich und griff zu den Speeren. Sie wandten sich an Bran, denn der hatte ihnen versprochen, dass sie bald im Tal ankommen würden.
    Bran hörte sie. Er lag noch immer unter der Decke, denn er wagte es nicht aufzustehen. Er lauschte den Stimmen der Menschen, dem Rascheln der Kleider und dem Klappern der Pfeile in den Köchern. Er spürte den Wind in den Haaren und nahm das Tageslicht wahr. Doch das war alles. Er sah nicht den Boden unter sich. Er sah Tir nicht. Der graue Schleier war wieder über ihn gekommen. Er war blind.
    »Die Männer warten.« Das war Dielans Stimme. »Willst du nicht aufstehen, Bran?«
    Bran richtete sich auf den Ellenbogen auf. Tir hustete. Er kniete sich hin, packte sie unter den Armen und zog sie zu sich hoch.
    »Hilf ihr auf den Schlitten.« Bran wartete, bis er Dielans Hände unter ihren Achseln spürte. Er lauschte den Schritten seines Bruders, und als der Schlitten knirschte, wusste er, wo das Pferd stand. Er erhob sich und ging unsicher zu dem Tier hinüber. Seine Finger berührten den warmen Pelz. Er tastete sich zu den Zügeln vor.
    »Dann gehen wir.« Er sagte das ebenso zu sich selbst wie zu seinem Volk. Mit den Knöcheln rieb er sich über den Nacken. Er blinzelte und versuchte, die Augen aufzusperren, doch es half nichts. Der graue Schleier verdeckte alles.
    Bran trat vor und nahm die Zügel. Das Pferd folgte ihm. Schritt für Schritt tastete er sich über den Boden. Er stützte sich auf das Pferd und hoffte, dass niemand bemerkte, wie unsicher er war.
    »Bran.« Erneut war es Dielan, der sich an ihn wandte. »Gehen wir zurück?«
    Bran blieb stehen. Er hörte die Menschen atmen und roch ihren Schweiß und das Leder ihrer Kleider.
    »Zurück zur Höhle?« Orm rief unmittelbar neben ihm. Jemand ergriff seinen Arm, doch er stieß ihn weg und drehte sich um. Mit den Armen wedelte er vor sich herum, um Platz zu bekommen, dann zog er die Zügel zur Seite.
    Da stieß er mit dem Fuß gegen etwas Hartes. Er griff nach dem Zaumzeug, doch seine Hand fuhr ins Leere und er schlug mit der Schulter auf dem Boden auf.
    Bran hörte die Stimmen um sich herum. Er rappelte sich auf die Knie hoch. Fäuste packten ihn unter den Armen. Hagdars raue Stimme sagte ihm etwas ins Ohr, doch er verstand kein Wort. Er dachte einzig an Tir. Er musste zurück zu ihr. Allein sie konnte den grauen Schleier vertreiben.
    Doch Bran konnte sich nicht neben Tir legen. Hagdar, Kaer, Virga und die anderen trugen ihn fort von Pferd und Zugschlitten. Sie legten ihn auf den Boden und Hagdar schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie wussten, dass etwas mit ihrem Häuptling nicht stimmte, denn er vermochte seinen Blick nicht auf sie zu heften und die rechte Seite seines Gesichts zuckte in Krämpfen. Sie fragten ihn, was los sei, doch Bran antwortete nicht. Er richtete sich auf und taumelte über die

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