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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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hochkletterte. »Du bist der Einzige von uns, der hier bleibt.«
    Der Alte sah mit zusammengekniffenen Augen zur Stadt hoch. »Es kursieren Gerüchte, dass die Vandarer sich zu einem Rachezug sammeln. Ich muss hier bleiben, um Tirga zu verteidigen.«
    »Vielleicht kehren Zwei Messer und Storm eines Tages zurück«, sagte Bran. »Und Virga. Dann kennen sie den Weg durch den Sturmrand. Visikal wird dir sicher ein Langschiff ausrüsten, mit dem du hinaussegeln kannst.«
    Tarba lächelte. »Ich bin alt, Tileder. Bald werde ich an Cernunnos’ Tafel sitzen. Aber wenn ich jünger wäre…« Er blinzelte und wischte sich mit dem Handrücken unter den Augen entlang.
    Da schallte Turvis Stimme durch den Hafen. »Häuptling des Felsenvolks! Febals Sohn!« Der Einbeinige schlug mit der Krücke gegen die Bordwand. »Der Bruder der Sonne bläst von Osten! Wir sind zum Aufbruch bereit!«
    Tarba legte seine Hände um Brans Schultern und drückte ihn an sich. »Du warst ein guter Tileder«, flüsterte er. »Und ein guter Kämpfer. Ich erwarte dich in Cernunnos’ Saal.« Damit drehte er sich um und verschwand in der Menschenmenge.
     
    Visikal, Vare und Ylmer erwarteten Bran vor dem Landgang. Sie trugen ihre prächtigsten Brünnen, und ihre roten Umhänge bauschten sich über den gepanzerten Schultern. Ihre Schwerter hingen schwer an ihren Gürteln.
    Bran grüßte sie. Die drei Männer hatten der Sonne den Rücken zugekehrt, so dass ihre Augen im Schatten lagen. Vare und Ylmer hoben ihre Waffen, aber Visikal zögerte noch. Der Skerg senkte den Kopf.
    »Eins sollst du wissen, Bran.« Er legte die Hand auf den Schwertgriff. »Ich hätte dich zum Bleiben gezwungen, wenn ich die Macht dazu besäße. Das Ende der Welt wartet dort draußen auf euch. Aber Blutskalle hat dich zum Skerg ernannt, und ich kann meinen Willen keinem Mann meines Ranges aufzwingen.«
    Der Wind fegte in einer plötzlichen Böe über das Hafenbecken und die Langschiffe rieben sich knarrend an der Kaimauer. Bran spürte den Duft des offenen Meeres in der Nase. Er lockte ihn.
    »Pass auf die Tochter meines Bruders auf.« Visikal machte einen Schritt auf Bran zu. »Ihr soll keine Gefahr etwas anhaben können.«
    Bran setzte einen Fuß auf den Landgang. »Sie ist meine Frau. Ich werde ihr Schild sein.«
    Nun trat Vare vor ihn. Der weißbärtige Krieger schob seine Hände hinter den Waffengürtel und räusperte sich. »Man sagt, das Fahrwasser am Rand der Welt sei rot vom Blut all derer, die in den Stürmen ertrunken sind. Nimm dich in Acht vor den blutroten Wellen, Bran. Segel nicht in sie hinein, sondern dreh vorher um und kehr zurück nach Tirga!«
    Bran fasste sich an die Stirn. Der Schmerz brannte über seinen Augen. Er musste los.
    »Ihr habt meinem Volk große Gastfreundschaft erwiesen.« Er schritt den Landgang hinauf. »Wir werden unseren Kindern von Ars mächtigem Reich erzählen und uns mit Freude an Tirga erinnern.« Bran drehte sich um und ging an Bord, wo Turvi ihn bereits ungeduldig erwartete. Der Einbeinige sagte etwas zu ihm, aber Bran hörte es nicht.
    Die Skerge zogen den Landgang ein. Bran ging zum Achtersteven und griff nach dem Steuerruder. Dann rief er seine Männer an die Ruder. Die Seemänner auf dem Kai lösten die Taue und warfen sie an Bord. Die Ruder wurden aus dem Schiffsrumpf geschoben und stießen das Schiff vom Kai ab. Und ganz träge, wie ein Wal, der sich im Wasser wälzt, drehte sich das Schiff zur Mole.
    Tir stand an der Bordwand und blickte zurück zur Stadt, als Bran das Schiff auf die Durchfahrt der Mole zusteuerte. Als sie die Hand hob, drehte Bran sich ebenfalls um und tat es ihr gleich. Visikal hatte sein Schwert gezogen und zeigte damit zum Himmel.
    Bran steuerte sein Schiff an den Zweimastern vorbei. Er warf einen Blick über die Schulter. Das andere Langschiff folgte ihm mit wenigen Längen Abstand. Nangor stand breitbeinig am Steuerruder.
    Und dann glitt das Schiff an den Armen der Mole vorbei. Die Wellen klatschten gegen den Bug. Bran stützte sich mit dem Rücken am Achtersteven ab. Als der erste Glockenton aus Tirga herüberklang, drehte er sich ein letztes Mal um. Die Glocken der Zwölf Türme sangen bronzene Worte des Verlustes. Er sah die Gassen und Treppen, die sich zwischen den Steinhäusern entlangschlängelten. Er sah den Lagerplatz mit den grauen Flecken, an denen ihre Zelte gestanden hatten. Davon blieb jetzt nur noch die Erinnerung.

Im Lande Beravs
     
    D er Regen trommelte auf das Deck. Langsam trieben die von

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