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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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kein bisschen Wind und es könnte lange dauern, bis die Segel sich wieder strafften.
    Tir hatte im Schatten des Masts gesessen, doch jetzt versuchte sie aufzustehen. Bran eilte zu ihr, stützte ihren Rücken und half ihr auf. Da lächelte sie ihn an.
    »Kianna meint, das Kind hat sich gedreht.« Er schob seine Finger in ihre Haare und streichelte ihren Nacken. Ihre Haut war warm und feucht. »Das ist gut, nicht wahr?«
    Sie atmete tief ein und lehnte sich nach hinten. Das Gewand straffte sich vor ihrem Bauch. »Es ist leichter«, seufzte sie, »leichter zu atmen.«
    Bran ging zur Wassertonne am Mast. Er hatte gesagt, dass sie sparsam mit dem Wasser umgehen sollten, aber Tir brauchte Flüssigkeit für sich und das Kind. Der Tonnendeckel war mit Teer befestigt und festgenagelt worden, damit das Wasser bei der Wärme nicht verdunstete. Doch an der Seite des Fasses befand sich ein Korken, so dass sie dort ihre Wasserschläuche füllen konnten. Er meinte sich erinnern zu können, den Wasserschlauch am Morgen mit an Deck genommen und am Mast abgelegt zu haben, doch jetzt konnte er ihn nicht finden.
    Als er sich erhob, erblickte er die Holzkelle, die an Dielans Gürtel hing. Sein Bruder stand an der Reling und sprach mit Taran, der auf dem anderen Schiff stand.
    »Dielan!« Bran ging zu ihm. Dielan drehte sich um und Bran deutete auf die Holzkelle. Dielan sah zu Tir hinüber und lächelte in seinen dichten Bart hinein.
    »Tir hat Durst.« Bran fuhr sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Es dauert nicht mehr lange, sie muss jetzt für zwei trinken.«
    Dielan reichte ihm die Kelle. »Das sind vertraute Worte, Bruder. Ich weiß noch, wie es war, als Gwen ihr Kind erwartete. Da…«
    Bran packte seinen Arm. Hinter dem Mast des anderen Schiffes standen Velar und einer der Tirganer. Velar trug nur einen Lendenschurz, hatte sich aber einen Gürtel umgebunden, in dem sein Messer steckte. Der Schweiß rann über seine braune Haut und jeder noch so kleine Muskel seines starken Körpers glänzte wie regennasse Bronze. Der Tirganer trug eine kurze Hose. Über seiner Schulter hing ein Schwertgurt. Die zwei Männer starrten einander wie wütende Hunde an. Der blonde, bartlose Tirganer war Nemnis Mann. Nemni selbst stand am Mast und hielt sich die Hände vors Gesicht, während sich die übrigen Frauen an die Reling drückten. Velar zog das Jagdmesser aus seinem Gürtel.
    Bran kletterte auf die Wassertonne und winkte mit den Armen über dem Kopf.
    »Trennt sie!«
    Nangor hatte die zwei ebenfalls bemerkt. Der große Seemann schob Männer und Frauen auseinander und trat zu den beiden Streitenden. Das Felsenvolk wurde still. Nangor räusperte sich.
    »Ich bin der Steuermann dieses Schiffes.« Er strich sich über den Bart. »Es ist also besser, wenn ihr mir sagt, was los ist.«
    »Dieser Mann verhöhnt meine Frau.« Der Tirganer spuckte aufs Deck. »Er sagt, sie sei eine Wolfshure.«
    Nangor wandte sich an Nemni. Die rothaarige Frau wischte sich über die Augen. Danach wandte sich der Seeräuber an Velar.
    »Siehst du denn nicht, dass sie ein Kind von diesem Mann erwartet? Wie kannst du sie so nennen?«
    Velar warf den Kopf in den Nacken. »Wie würdest du denn eine Frau nennen, die sich einen Mann von einem anderen Volk als dem eigenen erwählt? Sie hätte viele haben können. Sie hätte Gorm oder mich nehmen können. Selbst an das Einohr hätte sie sich verschenken können, wenn der nicht seine Augen auf das Trollweib geworfen hätte.«
    Der Tirganer griff zum Schwert. »Du wirst die Rache eines Kriegers zu spüren bekommen«, fauchte er. »Cernunnos erfüllt mich mit Stärke und ich werde…«
    Nangor trat zwischen sie und hob die Arme. »Wenn ihr kämpfen wollt, dann ohne Waffen.« Er zog das Schwert aus dem Gürtel des Tirganers und tastete dessen Stiefelschäfte ab. Nosser nahm das Schwert entgegen. Velar drehte das Messer in der Hand um und reichte es Nangor.
    »Wir haben Regeln für so etwas«, sagte Nangor. »Wer fällt, hat verloren. Und wer beißt oder dem Schiff einen Schaden zufügt, bekommt es mit mir zu tun.«
    Bran sprang von der Tonne. Er musste das verhindern. Velar würde diese Regeln niemals befolgen. Er würde kämpfen, um zu töten. Bran drängte sich zur Reling vor, an der Männer und Frauen zusammengelaufen waren, um den Ringkampf zu verfolgen. Turvi machte ihm Platz, und Bran kletterte über die Reling und sprang auf das andere Schiff hinüber. Doch es war bereits zu spät. Die Tirganer hatten die Kämpfenden

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