Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
»Glücklicherweise war ihr Tod nicht vergebens.« Er trat beiseite und deutete mit der Hand die Stufen hinunter, dorthin, wo Sothais und Avinoam ihre Gefangenen in Schach hielten. »Dank Madhi Vaandt haben die Jedi die Schreie der Unterdrückten vernommen … und sie haben darauf reagiert.«
Oben auf der Gipfelplattform wurde die Macht schwer und reglos, da die meisten Anwesenden die Wahrheit kannten – dass die Jedi den Ruf der Unterdrückten nicht vernommen hatten. Der Jedi-Rat hatte Sothais und Avinoam nicht nach Blaudu Sextus geschickt, um die Octusi zu befreien , sondern um herauszufinden, wer sie zu der Rebellion aufgestachelt hatte, und um ihr ein Ende zu bereiten, bevor es zu genau dieser Art von Massaker kam. Doch die Mission war schrecklich gescheitert. Die beiden Jedi-Ritter hatten sich in einer Situation wiedergefunden, die ihnen keine andere Wahl gelassen hatte, als ihrem Herzen zu folgen, anstatt ihren Anweisungen, und allein wegen ihrer Entscheidung hatten sie live den Weg ins HoloNet gefunden, während sie genau das taten, was Jedi eigentlich tun sollten .
Das Ganze schrie förmlich nach dem Willen der Macht.
Und zumindest Saba verstand die Botschaft. Die Jedi waren von ihrem Weg abgekommen, schreckten vor einer Auseinandersetzung mit Daala zurück, obwohl sie kühn die Initiative ergreifen und gegen die Feinde der Galaxis zu Felde ziehen sollten – gegen all ihre Feinde . Sie entfernte sich von den Solos und wandte sich Kenth Hamner zu, der zusammen mit Cilghal, Kyle und einigen anderen Meistern die Entwicklung der Ereignisse verfolgt hatte. Seine Miene war weiß vor Entsetzen und Abscheu, doch zumindest sah sie keinen Zorn darin. Er verstand genauso gut wie sie, warum die beiden Jedi-Ritter so gehandelt hatten, wie sie es taten, warum sie nicht tatenlos zugesehen hatten, wie eine Journalistin ermordet und Tausende Unschuldiger abgeschlachtet wurden. Vielleicht würde die Sache doch nicht so schwierig werden, wie sie gefürchtet hatte.
Vielleicht würde nach dem, was sie gerade gesehen hatten, sogar Kenth Hamner zustimmen, dass die Zeit gekommen war, etwas zu unternehmen.
Saba nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich zu sammeln, ließ eine Reihe langer, beruhigender Atemzüge entweichen und nahm den Anblick in sich auf, der sich ihr bot. Während sie die Ereignisse auf Blaudu Sextus verfolgt hatten, war die CrewComet unbeachtet gelandet und ruhte jetzt auf ihren Stützstreben. Die kegelförmige Bugnase glühte immer noch weiß von der Eintrittshitze, und Dampfschwaden stiegen von der Außenhülle auf. Doch die Rampen waren noch oben und die Luftschleusen versiegelt – zweifellos ein Zeichen dafür, dass sich Zekk und die anderen denselben Bericht angesehen hatten und noch in der Passagierkabine saßen, genauso schockiert wie alle hier draußen.
Saba streckte ihre Machtsinne nach dem Shuttle aus und hieß die Passagiere zu Hause willkommen, aber auch, um sicherzugehen, dass ihr ihre Präsenzen vertraut waren. Für die Jedi hatte soeben eine neue, gefährliche Ära begonnen. Angesichts der Feinde, die sich gegen sie stellten – sowohl hier auf Coruscant als auch in der Galaxis im Allgemeinen –, konnten sie sich nicht erlauben, selbstgefällig zu sein, nicht einmal in ihrem eigenen Tempel … vielleicht ganz besonders nicht in ihrem eigenen Tempel.
Als sie mit der warmen Berührung von einem halben Dutzend wohlvertrauter Machtpräsenzen belohnt wurde, nickte Saba bei sich, dann stieß sie einen langgezogenen Atemzug aus und ging auf Großmeister Hamner zu. Er war bereits an seinem Komlink und übermittelte mittels des Tempelkommunikationssystems Anweisungen. Was auch immer als Nächstes passierte, sie durfte nicht wütend werden. Es war nicht unmöglich, dass er zum selben Schluss gelangt war wie sie – und selbst, wenn er das nicht getan hatte, würde sie ruhig bleiben müssen, um sich die Unterstützung der anderen Meister zu sichern.
Hamner musste gespürt haben, dass sie auf ihn zukam, und auch ihre Absicht, denn als Saba näher trat, schaltete er das Komlink aus und wandte sich zu ihr um. Der Blick seiner blauen Augen war nun weniger stählern als weich, seine Gesichtszüge eher würdevoll denn abgespannt. Für Saba war es nach wie vor eine Herausforderung, menschliche Gesichter zu deuten, doch sie hatte den Eindruck, als würden sich in Hamners Zügen Traurigkeit und Resignation widerspiegeln – dass sein Kiefer bloß deshalb noch so grimmig verkniffen war, weil er
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