Das verlassene Boot am Strand
gesehen, als er letztes Jahr dort war.«
»Warum ist er eigentlich ihren Spuren nicht gefolgt?«
»Weil Sturm aufkam und er Angst um sein Boot hatte.«
»Ich werde Mukat und Zando fragen. Dann wissen wir Bescheid. Und vielleicht auch Pater Merced. Nein, den nicht. Pater Vinzenz? Vielleicht kommt er mit. Es wäre leichter, wenn wir zu dritt wären. Dann könnte ich fischen, während wir segeln. Es wäre leichter, auch wenn ich nicht fische. Aber ich habe Angst, was Pater Merced zu unserem Plan sagen wird. Und Pater Vinzenz. Vielleicht erlauben sie uns nicht, zur Insel zu segeln.«
Ich wurde ärgerlich. »Wir segeln trotzdem, ganz egal, was sie dazu sagen. Wir sind hier nicht festgekettet. Wir haben ein Boot und Ruder und einen Anker. Das alles gehört uns. Sollen wir damit nur in der San-Felipe-Lagune herumfahren?«
Ich war schon längst zu der Reise entschlossen. Wir mußten an den beiden Inseln Santa Cruz und Santa Rosa vorbei zu der fernen Insel rudern, zu der niemand fuhr, nicht einmal die Chumash-Indianer mit ihren roten Kanus. Niemand! Nur das Schiff, das unseren Stamm gerettet hatte, hatte angelegt, und Kapitän Nidever jagte manchmal Ottern vor der Insel. Aber wir beide, mein Bruder und ich, würden hinfahren. Wir besaßen ja ein seetüchtiges Boot mit zwei Rudern.
Ja, wir wollten zur Insel, und zwar bald. Es war der eigentliche Grund, warum ich in die Missionsstation Santa Barbara gekommen war. Ich hatte es schon beschlossen, als Mando und ich noch weit im Süden bei den Cupeño-Indianern im Dorf Pala lebten.
Eines Tages waren zwei Patres in unser Dorf gekommen.
Sie kamen zu Fuß und trugen Sandalen und lange Gewänder, und sie sprachen lange mit unserem Häuptling, einen ganzen Tag lang bis tief in die Nacht hinein. In unserem Dorf lebten über hundert Menschen, und die meisten hörten ihnen zu.
»Eure Leute werden bei uns gut behandelt. Sie bekommen reichlich zu essen. Die Arbeit ist nicht schwer, und sie werden gut untergebracht werden, besser als ihr es hier habt«, sagte der eine Pater, er machte eine Pause und warf einen Blick auf unsere Laubhütten. »Wir werden euch spanisch lehren und von unserem Gott erzählen, der euch segnen und für euch sorgen wird.«
»Wir haben genug zu essen«, antwortete unser Häuptling. »Diese Hütten, die ihr mit Geringschätzung betrachtet, gefallen auch uns nicht. In dem Land, aus dem wir stammen, hatten wir bessere Hütten. Aber die Spanier und die weißen Männer haben uns von unseren Wiesen und unseren Quellen verjagt. Unsere Götter sind anders als eure, aber sie segnen uns, indem sie uns Sonne und Regen schicken und uns viele Plätze weisen, an denen wir leben können.«
So war es.
Jedes Jahr im Frühsommer zogen wir ans Meer und schlugen unsere Laubhütten auf dem schönen, feinen Sandstrand auf. Wir lebten von Fischen, von Abalonen, die wir zwischen den Felsen fanden, und von Muscheln, die wir aus dem Schlick gruben. Den größten Teil des Fanges trockneten wir auf Decken in der Sonne als Vorrat für den Winter. An einer Lagune in der Nähe unseres Sommerlagers fingen wir mit Netzen Wasservögel, und wir brieten sie in einem Feuerloch im Sand, das wir mit trockenem Seetang zudeckten.
Wir lebten bis zum Spätsommer am Strand. Dann packten wir unsere getrockneten Fische und Abalonen zusammen und kehrten zurück in die Hügel vor dem großen Gebirge. Dort sammelten die Mädchen und Frauen in den Wäldern Eicheln.
Die Eicheln wurden zuerst eingeweicht, dann auf einem großen Felsvorsprung ausgebreitet und in der Sonne getrocknet. In dem Felsboden gab es Hunderte von Vertiefungen, die Schalen glichen, und die von vielen Generationen von Frauen im Lauf ihres Lebens ausgehöhlt worden waren. In diesen Schalen zerdrückten wir die Eicheln mit einem Stein zu Mehl. Wir füllten viele Säcke mit diesem Mehl.
Wir nährten uns den Winter über von Eichelmehl, von getrocknetem Fisch und Abalonen und von dem Wild, das unsere Jäger erlegten. Später im Frühling wurde die Nahrung oft knapp. Dann gruben wir nach Wurzeln und lebten davon bis zum Sommer, wenn wir wieder ans Meer zogen.
Wir standen um unseren Häuptling und hörten aufmerksam zu. Er sagte: »Diese Männer haben ein Heim an einem Ort, den sie Santa Barbara nennen. Dort ist es im Sommer kühl und im Winter warm. Sie haben Felder, auf denen sie Melonen anbauen, und das Meer ist nicht weit. Sie wollen, daß wir zu ihnen kommen und bei ihnen leben. «
»Und wenn es uns dort nicht gefällt?« fragte der
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