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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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gibt.“
    „Und wenn … ich meine, gibt es nicht Dinge in unserer Vergangenheit, die wir nicht teilen möchten? Ich möchte nichts von deinen früheren Freundinnen wissen. Und du bist sicher auch nicht erpicht darauf, mir bis ins letzte Detail davon zu erzählen, oder?“
    Er dachte darüber nach und schüttelte langsam den Kopf. „Es ist ein Unterschied, ob man Teile der Vergangenheit nur Stück für Stück preisgibt, oder ob man etwas Wichtiges verschweigt. Ich werde gern beim gemeinsamen Älterwerden auf langen Spaziergängen immer mal wieder etwas Neues aus deiner Kindheit hören, was ich meinen Erinnerungen hinzufügen kann. Aber Geheimnisse?“
    Er musste daran denken, dass er und Bobby mit ihrem Vater nicht offen über alles reden konnten, und wie schlecht ihre Beziehung dadurch geworden war. „Geben wir uns ein Versprechen. Wir werden uns immer die Wahrheit sagen, gleichgültig, wie schmerzlich sie ist. Das ist mir sehr wichtig.“
    Wie hätte sie es ihm jetzt sagen können? Er würde sie hassen. Nein, er hatte Unrecht. Es gab ein paar Geheimnisse, die man bewahren musste. Was nützte es ihm, wenn er von ihrer Operation erfuhr oder von der bedauernswerten Charlotte Godowski. Er liebte sie so, wie sie war … wie sie jetzt war, als Charlotte Godfrey. Nein, ihr Geheimnis musste gewahrt bleiben.

17. KAPITEL
    „Nein, nicht so. Du malst, wie es in Büchern steht, immer in geraden Linien.“
    Bobby gab Charlotte Malunterricht. Im Schatten des Gingkobaumes sitzend, die langen Beine an den Knöcheln verschränkt, auf dem Kopf den unvermeidlichen breitkrempigen Panamahut, rief er ihr Anweisungen zu. Sie stand ein Stück entfernt breitbeinig vor der Staffelei. Manchmal, so wie jetzt, sprang er theatralisch auf und stöhnte dramatisch.
    „Vergiss die Bücher. Mische es. Benutze die Finger. Hab keine Angst. Siehst du? Nur weiter so. Ein bisschen mehr. So ist es gut! Wunderbar!“ Er keuchte von der Anstrengung.
    Charlotte entdeckte allmählich ihre Ausdrucksmöglichkeiten beim Malen, obwohl sie ständig ein waches Auge auf Bobby hatte. In letzter Zeit wirkte er erschöpfter. Der Blick war auch nicht mehr so lebhaft.
    „Du musst hier keine Rolle spielen, Miss Godfrey. Male unbefangen drauflos.“
    „Ich versuch’s ja.“ Wenn sie spielte, schlüpfte sie in eine Rolle. Das hier war schwieriger. Sie erforschte und entdeckte sich selbst und gab verborgene Gefühle preis, die sie in leuchtende Farben umsetzte.
    „Bobby, kann das richtig sein? Das sieht so seltsam aus.“
    „Was hast du gemalt? Erzähl mir was darüber.“
    Sie neigte stirnrunzelnd den Kopf zur Seite und betrachtete das Bild. „Ich habe keine Ahnung, was das ist.“
    „Du weißt nicht, was all die drohenden schwarzen Linien und aufstrebenden Kringel bedeuten? Darling, Freud hätte seine Freude an dir. Aber lass dir nicht den Schneid abkaufen. Sag mir, was du glaubst, was es ist.“
    Sie betrachtete ihr Bild forschend. „Ich glaube, dieser schwarze Kasten da, das ist mein Leben oder das bin ich. Und dieser kleine weiße Punkt darin, das bin ich auch.“ Nervös lachend trat sie einen Schritt zurück. „Unmöglich, was?“
    Er zuckte lächelnd die Achseln. „Es ist das, was du hineininterpretierst.“
    Ein paar Wochen nach ihrer Ankunft traf Charlotte in dem kleinen Garten neben ihrem Blockhaus auf Marta. Die befreite in gebückter Haltung den Bereich um eine vier Fuß hohe Statue der Heiligen Jungfrau von Unkraut. Charlotte kannte solche Statuen gut. Maria im blauen Mantel mit weißem Tuch und einem Rosenkranz in der Hand stand landesweit in den meisten katholischen Grundschulen. Wehmütig dachte sie daran, wie gern sie immer auf dem Schulweg ein paar gepflückte Blumen zu Füßen der Statue gelegt hatte.
    Charlotte bückte sich neben Marta und zupfte ein Gänseblümchen aus. Sie fühlte sich wohler in Martas Gegenwart, seit sie etliche Stunden gemeinsam in der Küche verbracht und mexikanisch gekocht hatten.
    „Du siehst besser aus, runder, nicht mehr so eingefallen“, stellte Marta fest und betrachtete sie unter ihrem Strohhut hinweg. „Fühlst du dich gut?“
    „Ein bisschen besser.“
    „Manchmal“, fuhr Marta fort und zerrte an einer Wurzel, „Heilung muss kommen von innen, aus Seele genauso wie aus Körper. Ich glaube, du bist immer noch sehr traurig wegen deine Mutter, no?“
    Charlotte zupfte schweigend Unkraut.
    „Ich dachte vielleicht …“ Ihre Hand verharrte an der kleinen Hacke. „Möchtest du kommen am Sonntag mit mir in

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