Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
Vom Netzwerk:
Du siehst aus wie Linda Blair im Exorzisten. Gleich verdrehst du den Kopf und sprichst in sieben Sprachen.“
    „Mir ist auch so wie Linda Blair im Exorzisten.“ Stöhnend verschränkte sie die Arme über dem Bauch. „O Gott, Bobby, ich wünschte, es wäre etwas, das ich austreiben könnte.“
    „Hast du was Falsches gegessen?“
    „Wenn es nur so einfach wäre. Aber du willst mich bestimmt nicht jammern hören. Beachte mich einfach nicht.“
    Er trat näher und gab ihr die Hand. „Komm, machen wir einen Spaziergang. Im Sonnenschein lässt sich gut reden.“
    Während sie nebeneinander hergingen, erzählte er, wie er seinen Freund und viele Bekannte hatte krank werden und sterben sehen. Zuversichtlich schilderte er die Wirkung der neuen Medikamente und nannte schließlich den Namen seines Arztes.
    „Er heißt Xavier Navarro. Er ist Arzt, nennt seine Behandlungsmethode aber Komplementär-Medizin. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Therapieansätzen, Ernährung, Homöopathie, Schulmedizin und alten mexikanischen Hausrezepten. Er ist sehr klug, vielleicht sogar brillant und immer auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse. Aber mehr als alles andere ist er der geborene Heiler. Glaubst du an so etwas?“
    „Ja, durchaus. Was habe ich schon zu verlieren? Denkst du, er könnte mir weiterhelfen?“
    „Wenn jemand, dann er“, betonte er. Und seine Überzeugung machte ihr Mut. Sie war ohnehin an einem Punkt angelangt, wo sie nach Strohhalmen griff.
    „Ich verschwende jetzt nicht deine Zeit, indem ich dir erkläre, was er alles macht. Ganz genau verstehe ich das selbst nicht. Am besten, ich mache dir schnell einen Termin. Dann lässt du dich untersuchen, und ich bin sicher, er kann dir helfen. Ich fühle mich jedenfalls viel besser und kräftiger, seit er mich behandelt.“ Er warf sich in die Pose eines Bodybuilders.
    Charlotte lachte. „Ja, mach mir schnellstmöglich einen Termin.“
    Xavier Navarros Praxis lag in seinem Haus, einem kleinen cremefarbenen Gebäude im mediterranen Stil in den abgelegenen Hügeln Kaliforniens.
    Der Warteraum war unauffällig, aber sehr sauber. Ein Stapel alter Magazine lag auf einem Holztisch, der von nicht zusammenpassenden Stühlen flankiert wurde. Vor den glänzenden Fenstern standen blühende Blumen im Sonnenlicht. Ein gutes Zeichen, wie Charlotte fand.
    Sie traten ein und zogen ihre Jacken aus. Es gab keine Empfangssekretärin, es war also eine reine Privatpraxis. Charlotte kamen Zweifel, ob es richtig gewesen war herzukommen. Michael war zornig gewesen, dass Bobby sie zu diesem „Quacksalber“ brachte. Er hatte wenig Vertrauen in alte mexikanische Hausrezepte.
    „Nervös?“ fragte Bobby.
    „Ein wenig. Ich war bei so vielen Ärzten, dass ich die Nase voll habe von Untersuchungen. Glaubst du, dass er mich ganz untersucht? Ich meine, um ein paar Vitamine zu verschreiben, muss er doch nur meine Größe und mein Gewicht kennen. Dazu meine täglichen Aktivitäten, auch sportlicher Art. Heutzutage will ja jeder etwas über dein Stressniveau wissen.“ Sie sah ungeduldig auf ihre Uhr.
    „Du willst doch erfahren, was mit dir los ist, oder? Also setz dich und entspann dich. Lies die Magazine und informiere dich über die Sportereignisse von vor vier Monaten.“ Er setzte sich auf einen roten Stuhl und zeigte auf einen orangefarbenen für sie. Dann zog er ein Taschenbuch hervor und war sofort in die Lektüre vertieft.
    Charlotte schlug die Beine übereinander, sah aus dem Fenster und sammelte Argumente, warum sie doch besser zu Hause geblieben wäre.
    Nach kurzer Wartezeit öffnete sich die Tür zu den Praxisräumen, und eine kleine, rundliche Frau mit dunkler Haut und indianischen Gesichtszügen kam strahlend heraus. Sie trug farbenfrohe Kleidung, und ihr dunkles Haar war straff gescheitelt. Dieser Scheitel ließ jedoch einen alarmierend großen Teil kahler Kopfhaut sehen, sodass Charlotte vermutete, sie habe Xavier Navarro wegen Haarausfall konsultiert.
    Ihr folgte ein großer Latino mit ernsten Augen, einem dunklen Schnauzbart und einem schmalen freundlichen Gesicht. Er trug einen konservativen dunklen Anzug und eine gelb gemusterte Krawatte. Äußerlich machte er einen tadellosen Eindruck, und sein Verhalten war höflich, sogar galant. Sie mochte ihn sofort und war erleichtert.
    „Miss Godfrey?“ fragte er, und sie hörte nicht den Hauch eines Akzentes heraus.
    Sie nickte und stand auf.
    „Hoffentlich habe ich Sie nicht warten lassen.“ Er lächelte freundlich und wandte

Weitere Kostenlose Bücher