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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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mit Michael und ihren gemeinsamen Kindern zu leben, war sehr verlockend. Gerührt schmiegte sie sich an ihn, unfähig ihm zu erklären, wie viel es ihr bedeutete, Teil einer Familie, ja eines größeren Kreises von Menschen zu sein, die sich zusammengehörig fühlten. Sie kam sich wieder vor wie das kleine Mädchen, das endlich aufgefordert wurde mitzuspielen.
    Später am Abend sprach er das Thema an, das ihn schon den ganzen Tag bedrückte. Sie hatte wieder mit Freddy Walen telefoniert und war danach nervös und gereizt gewesen.
    Während sie vor dem Badezimmerspiegel ihr langes Haar bürstete, konnte er sich nicht satt sehen an ihr. Sie wirkte so zart und zerbrechlich, dass er ständig den Drang verspürte, sie zu beschützen. Die größte Bedrohung für sie war Freddy Walen, den er gern aus ihrem Leben verbannt hätte.
    „Was wollte Walen von dir?“ fragte er, als sie zu Bett gingen.
    Charlotte zog die Decke hoch und kuschelte sich an ihn. Es wurde immer schwieriger, Freddy abzuwimmeln. Sie hatte ihm erklärt, nach ihrem Erholungsurlaub in Familienangelegenheiten zu ihrer Mutter zu fliegen. Freddy hatte ein wenig gereizt, aber nachsichtig reagiert. Sein Drängen, sie solle wegen der neuen Projekte endlich Entscheidungen treffen, wurde jedoch heftiger.
    „Er möchte einige Projekte persönlich mit mir besprechen.“ Sie seufzte. „Ich kann ihn nicht ewig hinhalten.“
    „Warum gibst du deine Karriere nicht auf?“
    Das kam aus tiefstem Herzen. Er sähe es gern, wenn sie die Schauspielerei an den Nagel hängte und sich ganz dem Leben mit ihm und seiner Familie widmete.
    „Welche“, scherzte sie, „die als Schauspielerin oder die als Buchhalterin?“
    „Deine Buchhaltertätigkeit passt bestens in unser Leben.“ Er drückte sie an sich. „Du könntest weitermachen wie bisher, die Bücher führen und dein Betätigungsfeld ausweiten. Ja, ich sehe es genau vor mir.“ Er streichelte ihr den Arm. „Deine vornehmste Aufgabe wäre es natürlich, für mich zu sorgen. Ich verlange meinen Teil von deiner Zeit. Bestimmt könnte ich dich aber mit den acht oder zehn kleinen Babys teilen, die wir haben werden.“
    Sie lachte hell auf und schlug ihm spielerisch auf die Schulter. „Das werden wir noch sehen, Mr. Michael Mondragon.“
    „Zweifellos müssten wir ein paar Räume an die Blockhütte anbauen. Zehn Jahre weiter liegen wir hier auf der abgewetzten Matratze, während die Kinder wie Hundewelpen über uns krabbeln.“ Er sah sie unschuldig lächelnd an.
    Sie drohte ihm amüsiert mit dem Finger. Trotz seiner Protesthaltung zur Familie war Michael in mancher Hinsicht ein konventioneller Mann.
    „Ich möchte Kinder mit dir haben. Bald.“
    Sie sah, wie ernst es ihm damit war, und streichelte ihm liebevoll die Wange. Ihr Leben hier war fast ein Märchen, doch sie konnte nicht an Kinder denken, ehe sie nicht andere Entscheidungen getroffen hatte.
    „Ich bin noch nicht so weit, alles aufzugeben. Freddy ist wütend, weil ich nicht sofort zurückkehre. Er akzeptiert die Pause, damit ich wieder gesund werde und familiäre Dinge kläre, aber er erwartet mich zurück, bevor
Camille
in die Kinos kommt. Es passiert so vieles im Moment.“
    Der Name Freddy Walen wirkte auf Michael wie die rote Capa auf den Stier. Er richtete sich auf. „Du hast Recht. Es passiert sehr viel. Und ich rede nicht von deiner Filmkarriere.“
    „Ich weiß.“ Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bin genauso unentschlossen bezüglich meiner beruflichen Laufbahn wie du wegen deiner. Aber vielleicht halten wir uns an die alte buddhistische Weisheit, dass zwei junge Bäume mit starken Wurzeln sich im Wind biegen sollten, damit sie nicht brechen.“
    Beschwichtigt legte Michael sich wieder hin und zog sie an sich.

18. KAPITEL
    A ls Bobby an einem sonnigen Septembertag wieder zur Hütte kam, um Charlotte Malunterricht zu geben, erschrak er über ihr bleiches Gesicht. Sie saß auf den Stufen vor dem Eingang, hielt sich den Kopf, und die Schatten unter ihren Augen sahen aus wie dunkle Gewitterwolken.
    „Allmächtiger!“ Er lehnte sich an den Türrahmen. „Du bist doch nicht schwanger, oder?“
    „Verbreite das Gerücht, und eure Mutter stirbt vor Scham.“
    „Also, bist du? Spann mich nicht auf die Folter, Darling. Ich liebe Babys. Die von anderen Leuten jedenfalls.“
    „Tut mir Leid, dich zu enttäuschen. Nein, ich bin definitiv nicht schwanger.“
    „Schade. Michael stolziert einher wie ein Pfau. Also, was ist los mit dir?

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