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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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jetzt kommt richtiger Test. Du musst gehen hinaus mit deine Männer. Lass die zarten Hände arbeiten. Schaufel, Rechen, richtige Arbeit.“ Er schlug ihm lachend auf den Rücken. Dann eilte er davon, rief seinen Vormann und prahlte von seinem Sohn.
    „Du genießt das so richtig, was?“ sagte Michael zu Bobby, der sich das Lachen kaum verkneifen konnte.
    „He, besser du als ich.“
    Michael sah seinen großen, spindeldürren Bruder an, dessen Leinenhose ihm um die Beine flatterte, und erkannte, dass seine Antwort in mehr als einer Hinsicht zutraf.
    „Ich mache die Entwürfe und leite den Laden“, entgegnete er schroff. „Papa wird sich umgucken, wenn er glaubt, dass ich auch noch die Schaufel schwinge. Ich habe genug von schmutzigen Fingernägeln.“ Er rieb sich den Nacken, merkte, dass er einen Sonnenbrand bekam, und ärgerte sich, dass er keinen Hut aufgesetzt hatte.
    „Was immer du sagst,
bracero
.“ Bobby setzte ihm lachend seinen breitkrempigen Panama auf.
    Am Abend hinkte Michael ins Büro der Mondragons, hielt sich den Rücken und bewegte sich wie ein alter Mann.
    Bobby sah von seinen Unterlagen auf und lächelte heiter. „He,
el patron
, ich dachte, du wolltest keine harte Arbeit machen“, neckte er und ließ seinen Stuhl auf zwei Beinen nach hinten kippen.
    „Da war diese Baumwurzel …“ Michael winkte ab. „Egal, gib mir ein Bier.“
    Die kühle Flüssigkeit in der Kehle war wie Frühlingsregen auf verdorrtem Land.
    „Ich hatte vergessen, wie es hier zugeht.“ Er wischte sich mit dem Ärmel die Stirn ab. „Trotzdem war es ein schönes Gefühl, mal wieder den ganzen Körper zu benutzen.“ Er warf sich auf das alte Sofa und streckte die langen Beine aus. „Sieh dir meine Hände an!“ stöhnte er und streckte die Handflächen aus, auf denen sich Blasen bildeten. Lächelnd erinnerte er sich, wie einer von den alten Hasen zu ihm gekommen war und ihm gezeigt hatte, dass der mit Hacke und Schaufel so ziemlich alles falsch machte. Dann hatte er ihm eine Lektion in energiesparendem, rückenschonendem Arbeiten erteilt.
    Michael trank das Bier in tiefen Zügen und ließ die Hand mit der Flasche sinken, die fast den Boden berührte.
    „Warum gehst du nicht nach Haus und nimmst ein heißes Bad?“ fragte Bobby. „Du hast es verdient,
bracero
. Und du kannst es gebrauchen. Puh!“
    „Ja, ja, schon gut. Ich mache nur eine Minute die Augen zu. Nur eine Minute.“ Im selben Moment entspannte er sich, ließ die Flasche los, und sie rollte über den Boden. Michael schlief fest.
    Bobby stand auf und ging zu ihm. Er hob die Flasche auf und legte dem Bruder die herabhängende Hand auf den Bauch. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er den Schmutz unter Michaels Nägeln bemerkte.
    „Willkommen daheim,
el patron
.“

2. Teil
    I n ihrer Schönheit wandelt sie
    Wie wolkenlose Sternennacht
    Vermählt auf ihrem Antlitz, sieh
    Des Dunkels Reiz, des Lichtes Pracht:
    Der Dämmrung zarte Harmonie,
    Die hinstirbt, wenn der Tag erwacht.
    – George Gordon Byron, Lord Byron –

6. KAPITEL
    E s war ein langes Jahr der Erholung für Charlotte geworden mit langsamen und qualvoll schmerzhaften Fortschritten, vielen Medikamenten, Untersuchungen und monatelangen kieferorthopädischen Anpassungen. Kurz nach dem Eingriff hatte es einen kleinen Rückschlag gegeben, als sie eine Abwehrreaktion auf das Nahtmaterial entwickelte. Doch sie hatte alles klaglos ertragen und vom nächsten Schritt in ihrem Lebensplan geträumt.
    Und der Zeitpunkt war gekommen, ihn zu tun.
    „Du ziehst wohin?“
    Charlottes Hand verharrte über dem Spülbecken. Seifenwasser lief in kleinen Rinnsalen ihren Unterarm entlang und durchweichte die aufgerollten Ärmel ihrer gestärkten weißen Bluse. Sie blickte über die Schulter und sah ihre Mutter in straffer Haltung und mit wütendem Blick dastehen. Charlotte presste das Wasser aus dem Spülschwamm. „K … Kalifornien“, stammelte sie.
    „Weißt du, wie weit das von Chicago, von allen Bekannten und von mir entfernt ist?“
    Helena schlug sich das blau-weiß gestreifte Küchentuch gegen den Schenkel. Charlotte wandte den Kopf ab und senkte den Blick auf den kleinen Schaumberg, der im Spülbecken über das weiße Frühstücksgeschirr schwamm.
    „Was weißt du schon, wie es ist, von zu Hause wegzugehen? Es ist schwer und grausam für junge Frauen, allein zu leben. Man wird nur ausgenutzt.“ Helenas Augen glitzerten feucht. „Du weißt nicht, wovon du sprichst.“
    „Ich … ich bin nicht

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