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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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wieder auf die Szene und hätte am liebsten laut gejubelt. Charlotte war die Chance, auf die er gewartet hatte. Er hatte den richtigen Instinkt gehabt. Mit ihrer Schönheit und dem Talent würde sie eine der ganz Großen werden.
    Und niemand würde sie bekommen – außer über ihn.
    Freddy Walen kehrte in sein großes, im mediterranen Stil erbautes Haus zurück, schloss die Tür auf und ließ die Aktentasche auf den Boden fallen. Das Geräusch hallte in den leeren Räumen wider. In der großen, sterilen Küche schob er ein Diätgericht in die Mikrowelle, schenkte sich einen Scotch mit Wasser ein und griff zum Telefon. Eines hatte er in diesem Geschäft gelernt: Sei schnell! Er ließ es einige Male klingeln und erreichte John LaMonica, einen Produzenten.
    „Ich habe sie gesehen“, sagte LaMonica. „Ich will sie haben.“
    Freddy schwenkte lächelnd das Eis im Glas. „Das will jeder, John.“
    „Ich habe Optionen für ein neues Buch“, sagte er aufgeregt.
    „Ich lasse dir per Eilboten Abzüge zukommen. Lies es, dann treffen wir uns zum Lunch im La Scala. Das Interesse an dem Projekt ist groß. Riesenbudget. Michael Bay führt Regie. Und stell dir vor – Schwarzenegger übernimmt die Hauptrolle. Die Probeaufnahmen laufen, und wir sind uns einig. Wir wollen Charlotte als Nancy.“
    „Nancy? Wer zum Teufel ist Nancy? Ich weiß nicht, was das soll, John.“
    „Nancy ist die Hauptrolle“, antwortete er blasiert.
    Freddy setzte sich auf den kleinen Eisenstuhl neben dem Eisentisch in der Küche, zwei der wenigen Möbelstücke, die ihm seine Frau nach der Scheidung gelassen hatte. Sie hatte ihn ganz schön ausgenommen, aber es hätte noch schlimmer kommen können.
    Sie bekam das meiste von seinem Geld, das Mobiliar, das Sommerhaus im Norden und jedes Stück Porzellan und Kristall, das sie während ihrer zehnjährigen Ehe angesammelt hatten. Er hatte das Haus und seinen Verstand behalten.
    Freddy wischte sich mit einer Hand über das Gesicht. Zum Teufel, wen kümmerte das noch? Er hatte Charlotte Godfrey.
    „Du hast Unterstützung?“
    „Wie gesagt, richtig tiefe Taschen aus Korea und Deutschland. Lies das Buch. Dann weißt du, warum sie ideal ist für die Rolle. Wenn Garbo noch leben würde und in dem richtigen Alter wäre, hätten wir sie vielleicht gewollt. Aber dieses Mädchen, verdammt, sie ist möglicherweise noch besser.“
    John schmeichelte ihm, indem er seine Klientin hochjubelte. Ein bisschen Speichelleckerei wurde in diesem Geschäft erwartet. Lächelnd gestand er sich ein, dass es ihm gefiel. Lange hatte sich niemand mehr die Mühe gemacht, ihn zu umgarnen.
    „Klar, ich sehe es mir an, John. Wenn es dir und Arnold gefällt, ist es bestimmt großartig. Ich rufe dich an, sobald ich es durch habe.“
    Freddy legte auf. Müde wie nach einem Marathonlauf streckte er die Arme vor, nahm die Sonnenbrille ab und rieb sich den Nasenrücken. LaMonica war an Charlotte interessiert, er hätte heulen können vor Freude.
    Mit dem linken Fuß trat er gegen den zweiten Eisenstuhl – Bistrostühle hatte Ali sie genannt –, dass er durch den Raum flog. Verdammtes billiges Zeug, dachte er übermütig. Verdammte Ex-Frau. Zum Teufel mit ihrem neuen Mann. Andererseits war er ihm dankbar, weil er keinen Unterhalt zahlen musste. Ali hatte wieder geheiratet und war schwanger mit ihrem zweiten Kind. Freddy schluckte seinen Scotch, der ihm in der Kehle brannte. Ja, sie hatte immer Kinder gewollt.
    Aber die hatte er ihr nicht geben können. Ein Unfall vor langer Zeit als junger Mann hatte ihn impotent gemacht. „Ein Schrapnel in die Lenden schafft das jederzeit“, hatte der Doktor lachend gesagt. Ihm war der Witz dabei entgangen.
    Ali war fair gewesen, das musste er ihr lassen. Sie hatte wirklich versucht, die Ehe zu retten. In seltenen Momenten wie heute Nacht, wenn er seine Verbitterung überwinden konnte, verzieh er ihr, dass sie ihn hatte fallen lassen.
    Das Piepsen der Mikrowelle verriet, dass seine Pasta Alfredo fertig waren. Er zog das kleine orangerote Kästchen mit einem Handschuh heraus und trug es zum einzigen Sessel im Wohnraum. Er nahm eine Gabel voll und noch eine. Doch die faden, matschigen Nudeln wurden der Bedeutung dieses Tages nicht gerecht. Er stellte das Kästchen auf den Boden und hielt sich an seinen Scotch.
    Charlotte mit ihren klaren blauen Augen machte ihm wieder Hoffnung für die Zukunft. Nach einer langen Pechsträhne hatte er wieder Träume. Vor zehn Jahren war dieses Haus luxuriös und elegant

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