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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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gewesen. Er und Ali hatten hier ein paar tolle Partys gegeben. Jetzt könnte das ganze Haus, wie die meisten seiner Klientinnen, ein gutes Facelifting vertragen. Der Teppich wölbte sich auf, das Parkett musste neu lackiert werden, und hier und da bröckelte Putz. Das Haus von der Größe eines kleinen Palastes verschlang bereits jeden verdienten Cent, wenn er es nur im jetzigen Zustand erhielt.
    Wenn alles so lief, wie er hoffte, knallten hier bald wieder die Champagnerkorken. Er musste nur lange genug durchhalten, seinen neuen Dukatenesel abzuschöpfen. Dann ade, ihr beharrlichen Rechnungseintreiber. Kein festes Zudrehen der Wasserhähne mehr, kein ständiges Ausknipsen der Lampen, um Kosten zu sparen. Geräte würden nicht mehr repariert werden, sondern erneuert. Und er würde sich neue Möbel gönnen. Vielleicht zog er sogar einen dieser Innenarchitekten zu Rate, die Ali so gut gefunden hatte.
    Er lehnte sich in dem abgewetzten Ohrensessel zurück, schwenkte zu den getragenen Klängen von Chopin das Eis im Glas und sah aus dem Fenster. Unten auf der Straße schob eines dieser Superkindermädchen einen antiken englischen Kinderwagen, während neben ihr ein kleines Mädchen auf einem Dreirad strampelte. Ein süßes kleines Ding mit blonden Rattenschwänzen und einem Hängerchen, das ihr um die strammen Beinchen flatterte. Es versetzte ihm einen Stich durchs Herz, dass er und Ali keine Kinder hatten haben können. Ein vertrauter Schmerz, den er lange nicht gespürt hatte. Er mochte Kinder, und er glaubte, ein guter Vater geworden zu sein, wenn er die Chance dazu gehabt hätte. Ihre Tochter wäre der Kleinen dort unten vielleicht sehr ähnlich gewesen, mit Alis deutschem und seinem polnischen Blut. Doch eine Explosion hatte gereicht, und er war der Letzte seiner Linie.
    Er leerte sein Glas, beugte sich vor und zog die Vorhänge zu. Nicht wieder in Selbstmitleid versinken, in dieser Stadt überleben nur die Starken. Er hatte den Verstand, die Kontakte und die Energie dazu. Und vor allem hatte er die süße Charlotte Godfrey.

8. KAPITEL
    K ann noch mehr passieren im Leben? fragte Charlotte sich glücklich lächelnd. Jedenfalls nicht heute. Heute hatte sie frei. Zum ersten Mal seit langer Zeit kein Unterricht, keine Anproben, kein Make-up, kein gar nichts. Diesen Tag wollte sie genießen und nur Dinge für sich tun.
    Heute würde sie anfangen, den Garten anzulegen.
    Sie trat das Gaspedal ihres neuen Wagens durch und hatte es eilig auf dem Weg zur Gärtnerei. Eine willkommene Gelegenheit, Distanz zu ihrem seltsamen neuen Leben herzustellen.
    Ihre erste größere Rolle in
American Homestead
war im Kasten, wie Freddy zu sagen pflegte, und sie war geschmeichelt gewesen über die Komplimente von Regisseur und Kollegen. Obwohl es bis zur Filmpremiere noch Monate dauerte, sagte Freddy, dass ihr Name in aller Munde war. Und er hatte einen Anschlussvertrag für sie als weiblicher Co-Star in einem großen unabhängigen Film.
    Die Probeaufnahmen liefen, wie Freddy es vorausgesagt hatte. Dann wurden in einem riesigen Büro die Unterschriften geleistet. Gelächter, Händeschütteln und das Ploppen von Champagnerkorken. Alles geschah so schnell, plötzlich hatte sie Geld.
    Nicht furchtbar viel, aber immerhin genug, sich das Leben zu gönnen, das sie sich wünschte.
    Sie lachte wieder, fühlte sich so frei wie selten und trat aufs Gas. Ihr blauer Sportwagen schoss durch die Stadt und trug sie fort von ihrer Arbeit, von Freddy und dem neuen Film. Für eine Weile wollte sie all das hinter sich lassen. Heute war ein Tag, an Blumen zu denken, die Sonne zu genießen und die Arien aus
La Traviata
zu schmettern, die aus dem CD-Player kamen.
    Melanie hatte sie für verrückt erklärt, Geld für einen Blumengarten auszugeben. Warum einen Garten gestalten, hatte sie argumentiert, der dir nicht mal gehört? Das führt nur zu höherer Miete. Was macht das schon, hatte sie widersprochen, dann zahle ich eben die Differenz. Danach hatte sie sich aus den Gelben Seiten eine Gärtnerei herausgesucht, die der Mondragons, weil ihr der Name gefiel. Kleine frisch gestrichene, grün-weiße Schilder wiesen den Weg.
    Nachdem sie geparkt hatte und ausgestiegen war, schlenderte sie durch die zahllosen Reihen blühender Pflanzen. Die Sorten kannte sie zwar nicht, ließ sich aber nicht beirren. Sie lernte schnell, besonders bei Dingen, die sie interessierten. Die zum Gärtnern notwendigen Kenntnisse würde sie sich mühelos aneignen. Sie berührte gerade die

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