Das verletzte Gesicht
würde. „Nur noch eine Weile, Baby. Dieser Film wird ein Kassenschlager. Sag deinem Matador, dass er sich ein bisschen abkühlen soll. Die Verlobung ist abgeblasen.“
„Nein, ist sie nicht!“
„Zumindest wird der Ring abgezogen. Herrgott, Charlotte, bei deinem Aussehen könntest du einen Ring von der dreifachen, vierfachen Größe bekommen.“
Charlotte blickte auf den einkarätigen Diamanten und dachte, dass sie keinen anderen wollte. „Ich trage ihn um den Hals“, erwiderte sie störrisch.
Freddy wusste, wann er aufgeben musste. Er hatte so viel herausgeholt, wie er konnte. Mondragon war der Feind. Jedoch hatte er diese Schlacht gewonnen, und er hatte vor, auch den Krieg zu gewinnen.
15. KAPITEL
F reddy saß in seinem Büro am Wilshire Boulevard, lauschte stirnrunzelnd der Stimme am Telefon und blickte in den hellen Maitag hinaus. Er ignorierte die schönen Frauen, die auf der Straße flanierten, so bunt und vielfältig wie Frühlingsblumen. Vor seinem geistigen Auge sah er nur ein Gesicht, dasselbe, das er abends und morgens sah. Charlotte Godfrey. Sie war das Gesprächsthema bei dieser internationalen Produktion in Frankreich, wo „Camille“ gedreht wurde.
„Was soll das heißen, sie hat Probleme? Welcher Art? Gibt es einen neuen Mann oder was?“
Er hätte nichts dagegen, wenn Charlotte sich mit einem ihrer vielen Kollegen, mit denen er sie aus Publicitygründen zusammenbrachte, tatsächlich einließe. Eine kurze Affäre wäre ihm sehr willkommen. Schließlich sollte es im Leben jeder jungen Frau einen französischen Liebhaber gegeben haben. Ihm war jeder recht, solange es nicht dieser Mondragon war.
„Non
, es geht nischt um eine Mann“, erwiderte Jean-Luc, der Assistent, den er angeheuert hatte, auf Charlotte aufzupassen. „Schon gar nischt um diese Mann.“
Freddy war unruhig, solange Charlotte zum Drehen Tausende Meilen von ihm entfernt in einem entlegenen Dorf in der Provence war. Er wusste gern, was sie tat und mit wem sie redete. Deshalb hatte er Jean-Luc angeblich als ihren persönlichen Bodyguard eingestellt. Seine Hauptaufgabe bestand jedoch darin, als Freddys Augen und Ohren zu fungieren und so viel Kontakt wie möglich zwischen Charlotte und Michael Mondragon zu unterbinden.
„Erledigen Sie Ihre Aufgabe, oder Sie sind gefeuert.“
„Isch mache meinen Job.“ Er schniefte. „Dieser Mondragon ist beharrlisch.“ Jean-Luc hatte etwas Mühe mit seinem Englisch. „Er ruft an über das Telefon und schickt Briefe jeden Tag. Und jetzt Blumen. Isch gebe Blumen an Scriptgirl. Sie ist glücklisch und denkt, sie sind von mir,
oui
?“
„Mir ist egal, wer sie bekommt, Hauptsache nicht Charlotte.“ Er machte eine kurze Pause. „Also, was ist los?“
„Sie sieht nischt so gut aus. Sie ist krank, glaube isch.“
Freddy richtete sich im Sessel auf. „Was hat sie?“
„Die Ärzte hier, sie wissen nischt. Kopfschmerzen und Magenschmerzen. Müde.“
Freddy hatte gehofft, dass die Monate im Ausland, die fremde Umgebung und die Anregung durch den neuen Film ihre Leidenschaft für Michael Mondragon abkühlen würden. Krank, das klang jedoch gar nicht gut. Verdammt, sie durfte jetzt nicht krank werden – oder depressiv. Von diesem Film hing einfach alles ab.
„Bleiben Sie ihr auf den Fersen. Lassen Sie nichts an sie ran, schon gar nicht diesen Mondragon. Unterbinden Sie jeden Kontakt.“
Ein neuer kalifornischer Sommer stand bevor, und ein vierter Pflanzzyklus war im Gang. Die umfangreichen Vorarbeiten waren im Frühling erledigt worden, sobald die Tage länger wurden. Der Wind war kühl, und die Bewässerungen begannen sich auszuzahlen. Die scharfen, rotierenden Scheiben der Traktoren hatten die Erde zu einer feinen Krume verarbeitet, bereit für die Setzlinge. Wenn Michael jetzt über die sanften Hügel hinwegblickte, sah er das zarte Grün der treibenden Pflanzen. Er musste daran denken, was für eine sichere Zukunft er hier durch Pflanzen, Säen und Ernten aufbaute. Und er dachte an seine persönliche Zukunft, daran, dass er gern mit Charlotte eine Familie gründen würde.
Der Frühling war auch die Zeit der Reparaturen, in jeder Hinsicht.
Er arbeitete hart daran. Seine Schwester Rosa sprach immerhin wieder mit ihm. Das war ein Anfang. Sein Vater schien insgesamt milder zu werden, was er teilweise dem fortschreitenden Alter zuschrieb und teilweise dem Umstand, dass der Vater zufrieden sah, wie die Söhne das Geschäft übernahmen.
Derzeit baute Michael eine Blockhütte
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