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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Yanko.
    »Hauptsache, es ist nichts geschehen.« Ben grinste. Auch wenn er sich an Aiphyrons Anfälle gewöhnt hatte, irgendwie schaffte es der Drache immer wieder, damit zur falschen Zeit zu kommen. »Was war mit den anderen Dörfern?«
    »Schwierig und meist ähnlich. Du warst ja in einem dabei«, sagte Nica. »Aber ich glaube, mit der Zeit kriegen wir sie. Wir brauchen einfach Geduld. Und vielleicht sollten wir auch in den Dörfern solche Bekanntmachungen über freundliche geflügelte Drachen und den falschen Fluch Samoths aufhängen. Dort patrouillieren in der Früh keine Knappen, die sie sofort wieder abhängen.«
    »Gute Idee.«
    Ben betrachtete die Fischertochter Vilette, die bislang geschwiegen und zugehört hatte. Sie war wirklich übel zugerichtet, das eine Auge vollkommen zugeschwollen, die Unterlippe dick und verkrustet, ihre krumme und gebeugte
Körperhaltung und der verbissene Gesichtsausdruck verrieten, dass sie große Schmerzen haben musste. »Alles in Ordnung? «
    »Ja. Aber ich bin keine Jungfrau mehr.«
    »Ich weiß.«
    »Das ist gut«, sagte Vilette. »Unter Drachen ist das sehr gut.«
    »Den Drachen ist das ziemlich egal. Nur Menschen machen darum ein großes Theater.«
    Unsicher sah sie ihn an. »Willst du, dass ich lieber eine Jungfrau bin?«
    »Nein. Sei einfach, wie du bist, wie du sein willst. Nur darauf kommt es an.«
    »Das hat Anula auch gesagt.«
    »Siehst du? Anula ist ein kluges Mädchen.«
    Und dann konnte Ben es nicht mehr weiter hinauszögern. Er holte tief Luft und erzählte, dass auch in Trollfurt der Bürgerkrieg gewütet hatte, schlimmer als sonst wo im Großtirdischen Reich. Dass es einige Tote gegeben hatte, auch wenn Ben nicht wusste, wer gefallen war.
    »Meine Eltern!« Yanko sprang auf. »Ich muss da hin. Auf der Stelle!«
    »Dein Vater hat dich geschlagen«, warf Nica ein. »Richtig verdroschen.«
    »Trotzdem ist er mein Vater. Und Mutter hat mich nicht geschlagen.«
    »Aber sie hat deinen Vater auch nicht aufgehalten«, sagte Ben, der sich an zahlreiche blaue Flecken Yankos erinnern konnte.
    »Ja und?«, fauchte Yanko. »Deswegen will ich doch nicht gleich, dass sie tot sind! Ich will wissen, ob sie noch leben.«
    Niemand sagte ein Wort. Ben hätte ihn gern aufgehalten, er brauchte Yanko hier, beim Kampf für die Wahrheit. Sie hatten doch gerade erst begonnen. Doch was sollte er sagen? Yanko würde ihm vorhalten, dass er das nicht verstehen könnte und hätte damit recht. Bens Mutter war schlimmer gewesen. Aber wieso musste Yanko ihn jetzt verlassen? An dem, was geschehen sein mochte, konnte er sowieso nichts mehr ändern.
    »Was ist mit Byasso und all den anderen?«, fragte Yanko.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Ben.
    »Und willst du es nicht wissen?«
    »Nein.« Ben schüttelte den Kopf. »Oder doch. Natürlich hoffe ich, dass es Byasso gut geht, aber ich will Drachen befreien und dem Orden die Wahrheit um die Ohren hauen. Hier und jetzt und nicht irgendwann später. So haben wir es beschlossen!«
    Yanko fluchte und warf einen Kiesel ins Feuer. »Aber ich muss es wissen.«
    »Dann geh doch heim zu Mami!«, giftete Ben. Monatelang hatte der Kerl bestimmt nicht einmal an seine Eltern gedacht, und plötzlich waren sie wichtiger als seine Freunde und der gemeinsame Kampf. »Aber komm bloß wieder.«
    »Klar komme ich wieder. Meinst du, ich will da bleiben?«
    »Was weiß ich? Du willst ja auch hin!« Obwohl Ben es geahnt hatte, fühlte er sich verraten.
    »Heißt das, du willst jetzt sofort und allein los?«, fragte Nica scharf. »Das kommt nicht infrage.«
    »Was heißt hier allein? Vielleicht will ja wenigstens Feuerschuppe die alte Heimat sehen.«
    »Oder ich komme mit«, rief Juri aus dem Hintergrund.
»Ist ein weiter Flug, da kann ich dir ein paar Geschichten von früher erzählen.«
    »Bloß nicht, altes Plappermaul«, beschwerte sich Yanko, aber er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, und seine Augen glänzten.
    »Glaubst du vielleicht, das beruhigt mich, und ich lasse euch zwei allein fliegen?« Entschlossen schob Nica das Kinn vor. »Ich komme mit. Auch wenn mir egal ist, ob meine Mutter tot ist.«
    »Haut doch alle ab!«, knurrte Ben. »Hier haben wir ja nichts zu tun. Mit den paar Rittern werden wir auch ohne euch fertig.«
    »Ben, lass sie gehen«, sagte Anula. »Wenn sie zurückkommen, ist bestimmt noch genug zu tun. So oder so werden wir den Orden nicht bis nächste Woche von der Wahrheit überzeugt haben.«
    Ben fluchte, sagte aber nichts. Er wusste, dass

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