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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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sie recht hatte. Das änderte jedoch nichts an dem Gefühl, verraten worden zu sein. Grimmig starrte er Yanko an. Er wollte, dass der Kampf endlich richtig begann.

DRITTER TEIL
DER KAMPF BEGINNT

ERSTE ERFOLGE UND FLIEGENDE STEINE
    A ls Yanko, Nica, Juri und Feuerschuppe am nächsten Tag aufgebrochen waren, wirkte das Verlies der Stürme noch größer und verlassener. Ben hatte beschlossen, Anula erst mal nicht mit dieser seltsamen Vilette und Marmaran allein zu lassen – würde er eben erst in ein paar Tagen nach Rhaconia zurückkehren. Sie hatten ausreichend Pergament und Tinte hier, um die nächstgelegenen Dörfer mit der Wahrheit zu versorgen.
    Während Ben und Anula in der Sonne saßen, Steckbriefe und Bekanntmachungen schrieben und mit Siegeln versahen, beobachtete Ben, wie Vilette immer wieder zu den Drachen sah. Es war einfach schwer, sich ihrer Schönheit und Erhabenheit zu entziehen.
    Am Nachmittag fasste sie sich ein Herz und fragte Marmaran, warum seine Schuppen schwarz seien und die von Aiphyron blau.
    »Das ist wie bei euch Menschen. Der eine ist blond, der andere dunkelhaarig oder brünett«, sagte Marmaran.
    Ben wusste, dass Drachen ihre Herkunft nicht gern und leichtfertig verrieten.
    »Blaue Haare hat aber keiner«, entgegnete Vilette. »Zum Glück.«
    »Heißt das, dir gefallen meine Schuppen nicht?«, brummte Aiphyron.
    »Ähm, doch, nein, ich meine …« Die alte Unsicherheit
zeigte sich auf ihren Zügen, aber sie wich nur einen winzigen Schritt zurück.
    Aiphyron grinste. »Erwischt.«
    »Fiesling«, sagte sie, machte zwei Schritte auf ihn zu und tat so, als würde sie nach ihm schlagen. »Ich finde Marmaran viel schöner.«
    »Ha! Da hörst du’s, du grässlicher Wurm«, triumphierte Marmaran.
    »Sie fasst langsam Vertrauen«, flüsterte Ben. »Nur richtige Beschimpfungen muss sie noch lernen. Mit Fiesling kommt sie nicht weit.«
    Anula lachte. »Da siehst du es. Wir werden einen nach dem anderen überzeugen.«
    Ben nickte, obwohl er gehofft hatte, es würde schneller gehen. Schweigend schrieben sie weiter und blickten immer wieder zu Vilette und den Drachen hinüber, die inzwischen in ein Gespräch über das Fliegen und den lügnerischen Gott aus der Tiefe versunken waren.
    Plötzlich ließ Anula die Feder sinken. »Wir sollten weniger Steckbriefe schreiben.«
    »Weniger? Wieso weniger? Viel mehr!«
    »Nicht in den Dörfern. Dort sollten wir nur daran arbeiten, alle von der Falschheit von Samoths Fluch zu überzeugen. Wenn wir zugleich die Ritter diffamieren, machen wir uns nur unnütz Feinde. Sie halten die Ritter für edel und ihre Beschützer.«
    »Und genau das müssen wir ihnen austreiben.«
    »Nicht alles auf einmal.«
    »Aber der Orden hat sich über die Steckbriefe furchtbar geärgert! Wir müssen den Orden lächerlich machen, das trifft ihn.«

    »Ja, aber nur dort, wo er auch selbst ist. Was in den Dörfern geschieht, bekommt der Orden doch kaum mit.«
    »Hm«, brummte Ben.
    »Komm, lass es uns so machen. In der Stadt kannst du den Orden ja weiterhin zur Weißglut treiben.« Anula lächelte dieses Lächeln, das Ben so liebte und fürchtete, weil es ihn jedes Mal irgendwann einknicken ließ. Und da er das wusste, gab er dieses Mal gleich nach, obwohl er nicht überzeugt war.
    Es war tiefe Nacht, als sie im ersten Dorf auf dem kleinen Platz vor dem noch kleineren Hellwahtempel landeten. Möglichst leise glitten Ben und Anula von den Drachen und hängten drei wichtig aussehende Bekanntmachungen an die nächsten großen Bäume. Eine vierte schlug Ben direkt an das hölzerne Portal des Tempels. Sie alle hatten einen ähnlichen Inhalt und erklärten den bisherigen Glauben an einen Fluch Samoths auf Drachenflügeln für vom König höchstselbst abgeschafft, unversehrte Drachen zu freien Wesen und das Abschlagen ihrer Schwingen zu einem Verbrechen.
    Lautlos erhoben sie sich wieder und eilten weiter, von einem Dorf zum nächsten. Wo es keinen Tempel gab, nagelten sie die Bekanntmachung nur an Bäume oder auch an irgendwelche Wände im Hafen. Immer weiter nach Süden folgten sie der Küste und machten hier und da einen Abstecher ins Landesinnere, bis sie schließlich eine Stunde vor Morgengrauen das letzte Dorf erreichten, das Anula zuvor mit den anderen besucht hatte.
    Es war groß, fast schon ein Städtchen, und verfügte über einen richtigen Marktplatz am Hafen. Ben schlug vor, die Pergamente dort an der kleinen offenen Halle und an der
Taverne anzuschlagen. Anula kannte aus der

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