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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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»Und du meinst, wir können ihr vertrauen?«
    »Ja.«
    Ben seinerseits vertraute Aiphyrons Urteil, damit war das für ihn geklärt. Belustigt erzählte er noch von den seltsamen Heiratssitten in Rhaconia und den dämlichen Torwächtern des Klosters. Der Drache flog ausgelassen einen Salto, sodass Ben beinahe in die Tiefe gestürzt wäre, und schon bald erreichten sie das Verlies der Stürme. Der Wind blies ganz sanft über das Meer.

    Nach seiner Ankunft setzten sie sich alle um ein Feuer im Innenhof zusammen, und Ben erzählte von Finta und Nesto, von dem dicken Schoßdrachen und dem gewaltigen Kloster, vom Lagerhaus im Hafen und davon, dass Nesto nach einem Weg suchen würde, das Feuer der Schmiede zum Erlöschen zu bringen. Er sagte nichts von Mircah und nichts vom Bürgerkrieg in Trollfurt. Erst wollte er wissen, wie es seinen Freunden ergangen war, bevor er Trollfurt erwähnte.
    »Nun, von dem einen Dorf hat dir ja Aiphyron schon berichtet«, sagte Yanko. »Aber von einem anderen ganz bestimmt nicht.«
    »Jetzt fängt er damit wieder an«, brummte der Drache und schnaubte verächtlich.
    »Es war vielleicht das dritte oder vierte Dorf, das wir besuchten. Wir dachten, wir klappern erst einmal möglichst viele ab und kommen später mehrmals wieder, reden jedes Mal, und die Drachen gehen dann irgendwo zur Hand. Man muss das ja langsam aufbauen, sich einen Überblick verschaffen und die Leute erst an geflügelte Drachen gewöhnen. Jahrelange Furcht baut sich schließlich nicht auf einmal ab. Nun gut, nach zwei, drei ersten Dörfern hatte ich langsam das Gefühl zu wissen, wie man mit den Menschen reden musste. Freundlich, ganz locker, immer mal einen kleinen Scherz einbauen, weil ernst sind sie beim Anblick der Drachen schon von allein, viel zu ernst. Ich bearbeitete also so einen jungen Fischer mit viel Charme, seine Frau guckte misstrauisch durchs Fenster, die Kinder, die draußen gespielt hatten, lugten um die Ecke seiner Hütte, neugierig und verängstigt zugleich. Der Fischer hatte seinen Dolch gezogen und starrte die ganze Zeit abwechselnd mich und
die Drachen grimmig an. Und dann endlich steckte er den Dolch weg und …«
    »… bestimmt nur, um ein Beil zu ziehen, weil das größer ist. Die haben doch alle Beile, diese misstrauischen Fischer«, brummte Aiphyron.
    »Wenn du meinst … Seine Kinder zumindest schätzten sein Verhalten ganz anders ein. Sie dachten, die Gefahr sei vorbei, die Neugier besiegte die Angst, und sie kamen um die Ecke gewetzt. Ein kleines Mädchen und ein Junge. Der Junge war vielleicht sechs Jahre alt und einer von denen, die Drachenritter werden wollen. Er trug rote Hosen und hatte sich ein leuchtend rotes Tuch als Ritterumhang umgeworfen und …«
    »Nein«, unterbrach ihn Ben.
    »Doch.«
    »Rotes Haar hatte er auch«, brummte Aiphyron missmutig, aber leise.
    »Das hatte er in der Tat«, fuhr Yanko fort. »Aiphyron sprang also an mir vorbei, packte den kleinen Burschen und schüttelte ihn kräftig durch, fragte mit gefletschten Zähnen, ob er ein Feuerjunge sei, schüttelte ihn erneut, knurrte und … Die Mutter im Haus schrie, der Vater drehte durch, riss den langen Dolch wieder aus der Scheide und sprang Aiphyron an. Der wischte ihn jedoch einfach weg, so ganz nebensächlich mit einer Klaue, und der Fischer flog durch die Luft und prallte gegen seine Frau, die eben aus dem Haus stürmte. Beide stürzten zu Boden, Nica brüllte Aiphyron an, das sei ein lieber Junge, kein Feuerjunge, ein lieber, er solle ihn gefälligst in Ruhe lassen. Das Mädchen stand einfach da und plärrte. Aiphyron knurrte den Jungen weiter an, ob er ein Feuerjunge sei, und der heulte nein, er sei ein Ritter.
Das jammerte er mehrmals, und daraufhin verzichtete Aiphyron sogar darauf, ihn irgendwohin zu schleudern, setzte ihn auf den Boden und sagte, er solle aber ein artiger Ritter sein, ja? Keinem die Flügel abschlagen, ja? Der Junge nickte verängstigt, und wir suchten das Weite, denn aus den Nachbarhäusern kamen nun alle möglichen Leute geschwärmt, aufgeschreckt vom Geschrei der Eltern. Alle waren sie mit Dolchen oder Werkzeug bewaffnet. Der Vater brüllte und rappelte sich wieder auf, die Mutter kroch zu ihren Kindern, und wir stürzten davon. Ein schwerer Hammer wurde uns hinterhergeschleudert, traf aber nicht.«
    »Was wollt ihr denn? Keinem ist was passiert«, murrte Aiphyron. »Und man kann nicht vorsichtig genug sein mit diesen Feuerwesen. Die brennen die Welt nieder!«
    »Ja, klar«, sagte

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