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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mir auch nicht vorstellen. So, und jetzt will ich essen, bevor es kalt ist. Kalte Pommes sind mir nämlich ein Gräuel.«

Freitag, 13.10 Uhr
    Nach einem Stopp an einer Imbissbude fuhren Durant und Hellmer zu Wolfram Lura nach Bockenheim. Sie hatte ausnahmsweise zu ihrer Currywurst ein kleines Bier getrunken, denn sonst tat sie das tagsüber und vor allem im Dienst nicht, aber sie brauchte es diesmal und fühlte sich auch gleich ein wenig besser.
    »Was willst du eigentlich von ihm?«, fragte Hellmer, als sie in einer Seitenstraße hielten.
    »Das hab ich doch vorhin vor versammelter Mannschaft gesagt. Ich will wissen, was für ein Mensch Rolf Lura ist. Und wer könnte uns dazu besser Auskunft geben als sein Bruder. Mich interessiert seine Kindheit und seine Jugend, und ich will wissen, warum die beiden sich so spinnefeind sind. Bis jetzt haben wir nur ein sehr unvollständiges Bild von Lura, das eines tyrannischen, selbstherrlichen, sadistischen, aber auch überaus erfolgreichen Geschäftsmannes. Doch das reicht mir nicht, und deshalb befragen wir jetzt noch einmal seinen Bruder.«
    Es war Andrea, die ihnen die Tür öffnete und sie in die Wohnung bat, Wolfram Lura kam ihnen aus der Küche entgegen. Nach einer kurzen Begrüßung sagte Durant: »Herr Lura, wir würden gerne noch einmal mit Ihnen sprechen. Es dauert auch nicht lange.«
    »Bitte, aber ich dachte, es wäre alles geklärt«, sagte er kühl.
    »Das dachten wir auch, aber Sie selbst haben mich doch aufgefordert, mein hübsches Köpfchen anzustrengen. Und das habe ich getan, und deshalb sind wir hier.«
    »Gehen wir in die Küche, Markus ist vor einer guten Stunde eingeschlafen, und ich will ihn nicht wecken. Er war die ganze Nacht wach.«
    »Ich leg mich hin, ich bin todmüde«, sagte Andrea nur und verschwand im Schlafzimmer.
    »Also, was führt Sie zu mir?«, fragte Lura und bat die Beamten, Platz zu nehmen.
    »Darf man bei Ihnen rauchen?«, fragte Durant.
    »Natürlich, ich rauche ja selber.«
    Sie steckte sich eine Gauloise an. »Sie haben gestern Andeutungen gemacht, die mich nicht in Ruhe lassen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann halten Sie Ihren Bruder für einen Mörder …«
    »Moment, das habe ich nicht gesagt«, winkte Lura ab, »ich habe nur Zweifel an dem Geschilderten geäußert.«
    »Herr Lura, ich bitte Sie, Sie haben, wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich lässt, von einer Version gesprochen, die so abstrus ist, dass man sie gar nicht erst ins Kalkül zieht. Was haben Sie damit gemeint?«
    »Ich glaube, das waren nur die ersten Emotionen. Nichts habe ich damit gemeint, rein gar nichts. Gabriele hatte einen Geliebten, mein Bruder war ihnen im Weg und damit basta. Mehr habe ich auch nicht zu bieten«, entgegnete er abweisend.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie auf einmal so abweisend sind. Sie selbst haben an Ihrem Bruder kein gutes Haar gelassen, und das schon, bevor wir überhaupt nur ahnen konnten, wie alles ausgehen würde. Sie hatten ein sehr gutes Verhältnis zu Ihrer Schwägerin, zu Ihrem Bruder hingegen ein sehr schlechtes. Ich möchte jetzt nicht alles wiederholen, was Sie über ihn gesagt haben, aber es war wenig schmeichelhaft …«
    »Frau Durant, ich hatte bei unserem ersten Zusammentreffen etwas zu viel getrunken, und wenn ich getrunken habe, rede ich oft dummes Zeug. Das wird Ihnen jeder bestätigen können, der mich kennt. Und gestern war ich im ersten Moment einfach nur wie vor den Kopf geschlagen.«
    »Aha. Und Ihr Bruder ist also doch nicht der Tyrann und Sadist, als den Sie ihn gestern noch beschrieben haben?«
    »Er hat wie alle Menschen Fehler und Schwächen, aber er ist deswegen nicht schlechter als andere. Wir passen nur nicht besonders gut zusammen. Das soll’s geben, auch unter Brüdern – oder gerade unter ihnen.«
    »Warum schwenken Sie auf einmal so um?«
    »Ich schwenke nicht um, ich sage nur jetzt, wo ich nüchtern bin, die Wahrheit. Und die ist immer noch bitter genug.«
    »Hatten Sie schon Kontakt zu Ihrem Bruder?«
    »Ich habe ihn heute Vormittag besucht. Ist das ein Verbrechen?«
    »Nein. Hatten Sie wenigstens eine angenehme Zeit miteinander?«, fragte Durant spöttisch.
    »Wir haben uns gut unterhalten, er hat sich bei mir für ein paar Dinge entschuldigt, obwohl es eigentlich gar nichts zu entschuldigen gibt. Na ja, und dann haben wir über dies und jenes gesprochen. Wir werden zwar nie auf einer Wellenlänge schwingen, aber man kann ja dran arbeiten.«
    »Herr Lura«, sagte Durant und

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