Das Verlies
war. Finden Sie bitte heraus, was wirklich passiert ist, denn ich bin überzeugt, dass die Wahrheit ganz anders aussieht, als es scheint.«
»Wieso sind Sie da so sicher?«
»Weil ich mich auf meine Intuition verlassen kann, genau wie Sie«, sagte Katharina Sauer mit einem vieldeutigen Lächeln.
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Julia Durant irritiert.
»Sie wären heute nicht noch einmal gekommen, wenn der Fall schon abgeschlossen wäre. Ich bin sicher, die Antworten auf alle offenen Fragen finden Sie bei diesem Herrn Lura.«
»Danke für dieses aufschlussreiche Gespräch«, sagte Durant und erhob sich zusammen mit Hellmer. Sie reichte Katharina Sauer die Hand, lächelte sie an und verabschiedete sich.
Im Auto sagte Hellmer anerkennend: »Was für eine Frau. Man könnte fast denken, die war in ihren Schwiegersohn verliebt.«
»Glaub ich nicht. Ich finde sie einfach nur außergewöhnlich. Die wird sich gut um ihre Tochter kümmern. So, und jetzt will ich was essen und dann ab zu Wolfram Lura.« Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und rief im Präsidium an. Kullmer war am Apparat.
»Hier ist Julia. Gibt’s schon was Neues zu vermelden?«
»Allerdings, ich hätte sowieso gleich mal durchgeklingelt. Wir haben die Vita von diesem Dr. Meißner überprüft. Und siehe da, der gute Herr Doktor ist wegen sexueller Nötigung vorbestraft. Er hat sich an zwei Patientinnen vergriffen, während er eine Hypnosebehandlung durchführte.«
»Augenblick, ist der nicht praktischer Arzt? Wieso macht der dann Hypnosebehandlungen?«
»Der ist praktischer Arzt und Arzt für Naturheilkunde und alternative Heilverfahren. Und dazu gehört bei ihm offensichtlich auch, Menschen in Tiefschlaf zu versetzen. Er wurde damals zu drei Jahren Knast und fünf Jahren Berufsverbot verurteilt …«
»Wie lange ist das her?«
»Verurteilung 1983, da war er sechsunddreißig, war zu der Zeit aber in Münster tätig. Er wurde nach zwei Jahren wegen guter Führung entlassen. Nachdem sein Berufsverbot aufgehoben war, kam er 1988 nach Frankfurt, wo er in Höchst eine Praxis eröffnete. Seitdem ist er allerdings nicht mehr auffällig geworden. Was er zwischen ’85 und ’88 getrieben hat, geht aus den Akten leider nicht hervor.«
»Er ist Luras Hausarzt, und das reicht mir im Augenblick. Danke für die Info und bis später.«
Julia Durant berichtete Hellmer von dem Telefonat und sagte abschließend: »Ich glaube, die Sache fängt an, wirklich interessant zu werden, denn ich habe da eine Theorie.«
»Und die wäre?«
»Meißner und Lura. Geschmeiß findet sich immer irgendwie. Ich muss es erst für mich allein ausdenken. Lass uns was essen, ich hab einen Bärenhunger.«
Freitag, 10.50 Uhr
Hi, da bin ich wieder«, sagte Wolfram Lura, als er in die Wohnung kam. »Wie geht’s Markus?«
Andrea zuckte mit den Schultern und antwortete: »Wie soll’s ihm schon gehen? Er ist im Wohnzimmer, aber er will nicht mit mir reden. Als hätte er die Sprache verloren. Er starrt nur vor sich hin und weint fast andauernd. Der Schock sitzt unglaublich tief. Wie war’s bei deinem Bruder.«
»Er hat mir die Hand gereicht und gemeint, es täte ihm Leid, was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Er will mir helfen, finanziell und beruflich, und er ist dankbar, dass wir Markus aufgenommen haben. Er sagt, er kann sich überhaupt nicht vorstellen, weshalb Gabi ihn umbringen wollte. Und ich hab die ganze Zeit mitgespielt. Das Tollste war, als er von unserer Mutter sprach und meinte, er hätte es gar nicht gern, wenn sie ihn Rolfi nennt. Ich hab also die ganze Zeit so getan, als ob ich mich mit ihm vertragen will. Aber wenn Rolf dir die Hand reicht, dann kannst du davon ausgehen, dass er dich im nächsten Augenblick mit Haut und Haaren frisst. Und als er erst die Tour mit unserer Mutter abgezogen hat … Wer’s glaubt! Mamilein ist sein Ein und Alles. Wenn die mal den Abgang macht, dann dreht er völlig durch.« Wolfram fasste Andrea an den Schultern und sagte: »Stell dir vor, der ist so durchtrieben und hat tatsächlich geglaubt, ich würde darauf reinfallen. Doch ich kenne ihn, irgendwas heckt der schon wieder aus. Ach ja, beinahe hätt ich’s vergessen, er hat uns für morgen Nachmittag eingeladen. Du kommst doch mit, hoffe ich?«
»Irgendwie tickt ihr beide nicht ganz richtig«, sagte Andrea, verständnislos den Kopf schüttelnd.
»Du wirst mich verstehen, wenn du ihn kennen lernst.«
»Kann er denn schon so früh wieder nach Hause?«
»Du hast es erfasst,
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