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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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paar Fragen, dann bin ich gleich wieder weg. Wie oft haben Sie Frau Lura behandelt?«
    Meißner lächelte überheblich und antwortete: »Frau Durant, hätte ich ein fotografisches Gedächtnis, könnte ich Ihnen diese Frage leicht beantworten. Aber da ich das nicht habe, müsste ich in meiner Kartei nachschauen, und ich bin erst wieder am Montag in meiner Praxis.«
    »Aber Sie können sich doch bestimmt erinnern, wann und weshalb Sie sie zuletzt behandelt haben, oder?«
    »Das kann ich wohl, nur bin ich, wie Sie eigentlich wissen müssten, an meine ärztliche Schweigepflicht gebunden. Sollten Sie jedoch eine entsprechende Verfügung vorweisen können, bin ich gerne bereit, Ihnen Auskunft über die geleisteten Behandlungen zu geben und natürlich auch, wann diese stattgefunden haben.«
    »Haben Sie Frau Lura jemals behandelt, nachdem sie von ihrem Mann geschlagen oder anderweitig misshandelt wurde?«, fuhr Durant unbeirrt fort.
    Meißner beugte sich nach vorn, und seine Kiefer mahlten.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Sagen Sie doch einfach nur Ja oder Nein. Mehr will ich gar nicht hören.«
    »Nein.«
    »Sie waren nie bei Frau Lura zu Hause?«
    »Nein.«
    »Sie waren nie bei den Luras, obwohl Sie deren Hausarzt sind? Merkwürdig, Frau Lura hat mir gegenüber vor ihrem Tod etwas ganz anderes geäußert. Sie behauptet, Sie seien einige Male dort gewesen, um sie zu behandeln, nachdem sie von ihrem Mann verprügelt wurde. Was sagen Sie jetzt?«
    »Mein Gott, kann sein, dass ich einmal dort war, aber das war, als sie die Treppe runtergestürzt ist. Sie hat dabei einige Blessuren davongetragen, die von mir versorgt wurden. Zumindest hat sie mir das so gesagt. Wenn es anders gewesen sein sollte, dann hat sie mich eben angelogen.«
    »Und was ist mit einer gewissen Karin Kreutzer, die von Ihnen am 9. Juli dieses Jahres ärztlich versorgt wurde, und zwar, lassen Sie mich zitieren, mit Salben und Valium. War das auch nach einem Treppensturz?« Es war ein Schuss ins Blaue, denn bisher war Durant nicht bekannt, ob Meißner überhaupt der Arzt war, der Karin Kreutzer behandelt hatte. Doch ihre Wut auf Meißner wuchs von Minute zu Minute, obwohl der Mann ihr gar nicht so unsympathisch war, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, aber es war ein anstrengender, kräftezehrender Tag gewesen, mit einer Menge an Informationen, die jedoch im Augenblick noch nichts brachten.
    Durant meinte zu merken, wie Meißner mit einem Mal unter seiner braunen Haut kalkweiß wurde, und das Zittern seiner Hände konnte er kaum verbergen. Doch schon nach wenigen Sekunden hatte er sich wieder gefangen und antwortete gequält lächelnd: »Frau Kreutzer, ja, ich erinnere mich. Ich wurde zu ihr gerufen, weil sie einen Nervenzusammenbruch hatte. Ich habe ihr eine Valium-Spritze gegeben, und kurz darauf hat sie sich beruhigt. Sonst war nichts.«
    »Sie hatte also nur einen Nervenzusammenbruch«, sagte Durant ironisch. »Sie hatte keinen zerschlagenen Körper, keine Wunden, auf sie ist nicht uriniert worden, als wäre sie ein Stück Dreck?! Es war nur ein läppischer Nervenzusammenbruch, mitten in der Nacht?! Sauber! Und Sie wollen mir erzählen, Sie hätten sie nicht behandelt, weil sie nicht mehr laufen konnte vor Schmerzen?!«, fuhr sie ihr Gegenüber an.
    »Es war ein Nervenzusammenbruch«, betonte Meißner noch einmal und krampfte die Hände ineinander.
    »Wie war das damals eigentlich in Münster? Weshalb sind Sienoch mal verurteilt worden? Wegen sexueller Nötigung, nachdem Sie Frauen in Hypnose versetzt hatten?«
    »Was soll das?«, brauste er auf. »Wollen Sie mir meine Jugendsünden vorhalten? Ich habe meine Strafe bekommen und abgesessen. Aber so wahr mir Gott helfe, ich habe mir seitdem nichts mehr zuschulden kommen lassen.«
    »Dr. Meißner, erstens waren Sie zu dem Zeitpunkt bereits sechsunddreißig Jahre alt, und zweitens, ich bekomme die Wahrheit so oder so heraus. Und sollte diese Wahrheit ganz anders aussehen als Ihre Schilderungen, werden Sie für den Rest Ihres Lebens nicht mehr als Arzt tätig sein. Es wäre also besser, wenn Sie sich ein klein wenig entgegenkommender zeigen würden.« Sie machte eine kurze Pause und sagte mit vieldeutigem Blick: »Sie haben eine sehr junge und äußerst attraktive Frau, die sicher sehr anspruchsvoll ist, und zwar in jeder Beziehung. Wie, glauben Sie, wird diese junge hübsche Frau reagieren, wenn sie von Ihrer Vergangenheit erfährt?«
    »Sie kennt meine Vergangenheit.«
    »Wenn Sie nichts zu verbergen

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