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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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weg. Aber solange er sie braucht, so lange ist er ausnehmend großzügig.«
    »Was würde denn aus Ihnen werden, sollte Herr Lura die Beziehung zu Ihnen abbrechen?«
    »Ich bin zum Glück nicht mehr auf ihn angewiesen, deshalb würde es mir nichts ausmachen. Aber ich kann Ihnen versichern, ich hätte Angst vor ihm, sollte er erfahren, dass ich mit Ihnen über ihn gesprochen habe.«
    »Was könnte er Ihnen denn Ihrer Meinung nach tun?«
    Meißner lachte auf und antwortete: »Frau Durant, Sie haben anscheinend nicht richtig zugehört, oder ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Lura lässt sich immer etwas Neues einfallen, bei ihm weiß man nie, woran man ist. Wie gesagt, er benutzt die Menschen, wie es ihm passt. Er könnte mich zum Beispiel diskreditieren, mich bei meinen Patienten madig machen, weil ja viele von ihnen mit ihm sehr gut bekannt sind. Wissen Sie, einen wie ihn hofiert man, oder besser ausgedrückt, man kriecht ihm in den Hintern.« Er holte tief Luft und fuhr mit einem leichtenKopfschütteln fort: »Und sollte er tatsächlich ein Verbrechen begangen haben, so werde ich mir sehr reiflich überlegen, ob ich eine Aussage gegen ihn machen werde. Denn in dem Moment bin ich meine Zulassung ein für alle Mal los.«
    »Sie können ganz beruhigt sein, alles, was Sie gesagt haben, wird von mir im Moment absolut vertraulich behandelt. Sie haben mein Wort drauf. Und sollte es hart auf hart kommen und wir Ihre Aussage benötigen, gibt es immer noch eine richterliche Anweisung, die Sie von Ihrer Schweigepflicht befreit. Aber um noch mal auf seine Freunde zurückzukommen, seine Frau hat gesagt, dass er außer Becker keine Freunde hat.«
    »Becker hat nur so getan, als ob er sein Freund wäre, in Wirklichkeit hat er bloß ein bisschen geschleimt. Aber sonst hat Lura keine Freunde. Er hat eine Menge Bekannte, Geschäftsfreunde und so weiter. Aber wahre Freunde, nein, die hat er nicht.«
    »Aber nach all dem, was Sie mir jetzt erzählt haben – einen Mord würden Sie Lura trotzdem nicht zutrauen?«, fragte sie noch einmal.
    »Nein. Er ist zwar auf eine gewisse Weise unberechenbar, aber Mord«, er schüttelte den Kopf, »nein, das halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Er hat einer Menge Frauen physisch sehr wehgetan, aber er hat bisher keine umgebracht, zumindest ist mir nichts davon bekannt. Er ist gewalttätig, aber er weiß ganz genau, wie weit er gehen kann. Ich würde sogar sagen, er geht jedes Mal ein kalkuliertes Risiko ein.« Und nach einer kurzen Denkpause: »Weshalb ist er eigentlich im Krankenhaus?«
    »Er hat zwei Schusswunden, die aber nicht lebensgefährlich sind.«
    »Und wieso halten Sie ihn dann für einen Mörder? Irgendwie ergibt das doch keinen Sinn.«
    »Es gibt Ungereimtheiten, und deshalb müssen wir jeder noch so vagen Spur nachgehen. Aber jetzt mal ganz ehrlich – wie oft sind Sie zu Frau Lura gerufen worden, nachdem sie misshandelt wurde?«
    Meißner zuckte mit den Schultern und meinte: »Ich hab die Zahl nicht im Kopf, aber bestimmt so an die zwanzigmal.«
    »Und was waren die schwersten Verletzungen, die Sie bei ihr diagnostiziert haben?«
    »Einmal hat er ihr zwei Vorderzähne ausgeschlagen, einen kleinen Finger hat er ihr gebrochen, ich weiß aber nicht mehr, von welcher Hand, das liegt schon zu lange zurück. Na ja, und dann eben noch die üblichen Geschichten, schwere Prellungen, auch blutende Wunden und so weiter. Ich habe sie aber nur einmal gesehen, nachdem er sie auch ins Gesicht geschlagen hatte, das war das mit den Zähnen. Frau Lura hat danach bestimmt zwei Wochen nicht auf die Straße gehen können.«
    »Haben Sie jemals den Sohn bei einem Ihrer Besuche angetroffen?«
    »Markus? Ja, einmal, aber nur ganz kurz. Er stand oben auf dem Treppenabsatz und hat wie ein Häufchen Elend gezittert. Bis Lura hoch zu ihm ist und ihn auf sein Zimmer gebracht hat.«
    Durant stand auf und reichte Meißner die Hand. »Danke für Ihre Auskünfte, Sie haben mir sehr geholfen. Und sollte Ihnen noch etwas einfallen, dann rufen Sie mich bitte an«, sagte sie mit versöhnlicher Stimme, denn sie spürte die Angst von Meißner, vielleicht doch etwas zu viel preisgegeben zu haben. »Und bitte, tun Sie es vor Montag. Nur wenn Sie mir helfen, kann ich auch etwas für Sie tun. Sie können doch unmöglich dieses angenehme Leben hier aufgeben wollen, oder?«, fügte sie hinzu und warf einen letzten vielsagenden Blick um sich.
    Ohne eine weitere Erwiderung abzuwarten, verließ Durant das Haus. Draußen

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