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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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haben, dann können wir sie ja auch dazuholen«, entgegnete Durant spöttisch.
    »Augenblick, was soll das alles? Wollen Sie mir drohen?«, fragte er mit Schweiß auf der Stirn. Er wurde zunehmend nervöser.
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ihre Frau weiß also nichts von Ihrer Vergangenheit. Auch gut, ich kann’s sogar verstehen. Aber entweder Sie helfen mir und ich vergesse, dass Sie Ihren hippokratischen Eid gebrochen haben, oder Sie sind erledigt. Also noch mal von vorne. Haben Sie Frau Lura jemals behandelt, nachdem sie von ihrem Mann geschlagen oder misshandelt wurde? Und haben Sie Frau Kreutzer wegen einer ähnlichen Sache behandelt?«
    »Nein, habe ich nicht«, antwortete Meißner mit fester Stimme, doch mit noch mehr Schweiß auf der Stirn. »Und jetzt möchte ich Sie bitten zu gehen. Wenn Frau Lura tot ist, tut es mirLeid, aber ich werde nicht etwas zugeben, das ich nicht getan habe.«
    »Wie Sie wollen«, sagte Durant und erhob sich, während er sitzen blieb. »Hier ist meine Karte. Ich gebe Ihnen bis Montag früh acht Uhr Zeit, sich bei mir zu melden. Sollten Sie das nicht tun, werden Sie Ihre Praxis sehr bald schließen müssen – und zwar diesmal für immer.« Sie machte eine Pause, blickte Meißner scharf und durchdringend von oben an und sagte weiter: »Sie haben mich übrigens noch gar nicht gefragt, woran Frau Lura gestorben ist. Interessiert Sie das denn nicht?«
    »Entschuldigen Sie, ich bin etwas verwirrt. Natürlich interessiert es mich. Woran ist sie gestorben?«
    »Frau Lura wurde Opfer eines Gewaltverbrechens. Genau wie ein gewisser Dr. Becker, der Ihnen ja auch nicht unbekannt sein dürfte.«
    »Bitte was? Dr. Becker? Ich verstehe nicht …«
    »Ich und meine Kollegen auch noch nicht. Aber wir sind sehr zuversichtlich, schon bald zu wissen, wie sich alles zugetragen hat. Dazu benötigen wir allerdings Hilfe.«
    »Hat Herr Lura etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun?«, fragte er, ohne Durant anzusehen.
    »Dazu kann ich Ihnen keine Auskunft geben«, entgegnete Durant sarkastisch.
    Meißner schluckte schwer, nahm die Karte, warf einen Blick darauf und stand jetzt ebenfalls auf. Durant bewegte sich mit schnellen Schritten auf den Ausgang zu, als Meißners Stimme sie zurückhielt.
    »Warten Sie.«
    Sie drehte sich um und sah ihn erwartungsvoll und doch kühl an. »Ja?«
    Er presste für einen Moment die Lippen aufeinander, als würde er noch überlegen, dann sagte er: »Ich bin an meine ärztliche Schweigepflicht gebunden. Ich habe nichts Unrechtes getan, ichhabe nur geholfen, wenn Hilfe vonnöten war. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Aber ich bin kein Verbrecher, auch wenn ich vorbestraft bin.«
    »Wann war denn Hilfe vonnöten?«, fragte sie, trat auf ihn zu und sah ihm direkt in die Augen. »Wenn Zähne ausgeschlagen waren, wenn die Frauen sich vor Schmerzen krümmten und schrien, weil ihnen innen und außen alles wehtat, weil ein gewisser Herr Lura seine Aggressionen mal wieder nicht unter Kontrolle hatte? Uns ist bekannt, dass Sie für Herrn Lura arbeiten und sicher exzellent dafür entlohnt werden. Sie haben gut zwei Tage Zeit, sich zu entscheiden, ob Sie mir helfen wollen. Alles andere genügt mir nicht. Wir sehen uns noch. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, und bestellen Sie Ihrer reizenden Gattin einen herzlichen Gruß von mir. Wer weiß, wie lange Sie sie noch haben. Ach ja, in Ihrem eigenen Interesse wäre es vielleicht nicht gerade angebracht, wenn Sie mit Herrn Lura über unsere kleine Plauderei reden würden.«
    »Ich kann doch nicht einfach … Mein Gott, Herr Lura ist … Er darf nie erfahren, dass ich mit Ihnen gesprochen habe«, sagte Meißner mit verdächtigem Vibrato in der Stimme.
    »Warum nicht?«
    »Das ist doch egal. Kommen Sie, setzen wir uns noch einmal.« Er machte eine Pause, als müsste er erst genau überlegen, was er als Nächstes sagen sollte. Durant folgte ihm wieder ins Wohnzimmer, er schloss die Tür hinter sich. »Also gut, ich habe Frau Kreutzer und Frau Lura behandelt, nachdem er wieder einmal durchgedreht hat, was nicht selten vorkam. Was hätte ich denn machen sollen?«
    »Zum Beispiel die Polizei rufen«, antwortete Durant etwas trocken.
    »Das sagen Sie so einfach, aber so einfach ist das nicht. Mit Lura ist nicht zu spaßen. Außerdem bin ich in solchen Fällen nicht verpflichtet, die Polizei zu verständigen, wenn die Frauen das nicht selbst möchten. Das müssten Sie eigentlich wissen. Ichwürde sehr schnell meine Zulassung verlieren, und nach

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