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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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verbringen. Er hat diesen stechenden Blick, der mehr sagt, als tausend Worte es könnten.«
    »Also gut, überredet. Ich ruf diese Durant am Montag an.«
    »Fein. Und jetzt bestellen wir uns was beim Chinesen. Und Markus muntern wir ein bisschen auf. Und diesmal übernehme ich das, ich hab da nämlich eine Idee.«
    Wolfram Lura nahm Andrea in den Arm und sagte: »Ich hätte niemals für möglich gehalten, nach Constanze noch einmal eine Frau zu finden, die ich lieben könnte. Und jetzt habe ich dich.«
    »Und ich habe dich. Und deshalb dürfen wir keine Dummheiten machen. Ich würde jetzt gerne mit dir schlafen, aber das wird wohl in den nächsten Tagen beinahe unmöglich sein.«
    »Vielleicht findet sich ja doch eine Gelegenheit«, sagte Wolfram grinsend. Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer, wo Markus sich die Bundesligaberichte anschaute. Andrea setzte sich neben ihn und sagte: »Hast du eine Lieblingsmannschaft?«
    »Hm.«
    »Und welche?«
    »Mönchengladbach.«
    »Borussia Mönchengladbach. Mein Vater ist, seit ich denken kann, Gladbach-Fan. Wie haben die denn heute gespielt?«
    »Ist noch nicht gezeigt worden.«
    »Darf ich mitgucken?«
    »Klar, ist doch dein Fernseher.«
    »Unser Fernseher. Wolfram und ich wollen was beim Chinesen bestellen. Was ganz Leckeres. Aber alleine macht das keinen Spaß. Magst du chinesisches Essen?«
    »Hm.«
    »Wolfram, würdest du bitte die Bestellung aufgeben. Ich könnte mir denken, dass Markus und ich den gleichen Geschmack haben, Ente süß-sauer.«
    Zum ersten Mal seit zwei Tagen aß Markus wieder eine komplette Mahlzeit. Um halb elf ging er zu Bett, Andrea legte sich neben ihn und unterhielt sich noch eine Weile mit ihm. Als sie später ins Wohnzimmer zurückkam, saß Wolfram auf der Couch, den Kopf in den Händen vergraben.

Samstag, 17.30 Uhr
    Julia Durant hatte bis um neun Uhr geschlafen, und sie fühlte sich zum ersten Mal seit vielen Tagen ausgeruht. Nach einem ausgiebigen Frühstück hatte sie zwei Jeans, drei Blusen und zwei Sweatshirts gebügelt und noch eine Maschine Wäsche gewaschen und war schließlich um zwölf zum Aldi gefahren, um den gähnend leeren Kühlschrank und den Obstkorb aufzufüllen. Nach dem Einkauf nahm sie ein Fußbad, machte dabei ihre Fingernägel und später eine Pediküre und ließ nebenbei den Fernseher laufen, wobei ihre Gedanken trotzdem weiter um Lura und den mysteriösen Tod seiner Frau und seines Freundes kreisten.
    Um kurz vor fünf zog sie sich an, denn sie wollte, entgegen allen gestern gefassten Vorsätzen, noch bevor sie zu Hellmer fuhr, bei Rolf Lura vorbeischauen und ihm ein paar Fragen stellen. Es war kein Umweg, nur ein kurzer Schlenker von der Schwanheimer Uferstraße in den Oestricher Weg.
    Lura war zu Hause.
    »Frau … Entschuldigen Sie, aber ich habe Ihren Namen schonwieder vergessen«, sagte er, als er das Tor öffnete. Der Regen hatte nachgelassen, es tröpfelte nur noch.
    »Durant. Darf ich reinkommen?«
    »Natürlich. Was verschafft mir die Ehre?«
    »Es gibt da ein paar Dinge, die für mich noch unklar sind. Ich hoffe, Sie können mir da weiterhelfen.«
    »Ich werde mein Bestes tun. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte er mit jungenhaftem Lächeln und machte eine Handbewegung, dass sie Platz nehmen solle. »Ein Glas Wein oder einen exzellenten Scotch?«
    »Zu einem Scotch sage ich nicht Nein«, antwortete Durant, obwohl sie den Geschmack von Whiskey nicht ausstehen konnte.
    »Mit oder ohne Eis?«
    »Mit Eis, bitte. Tut’s noch sehr weh?«, fragte sie mit Blick auf seinen Arm.
    »Geht so.« Lura reichte ihr ein Glas und setzte sich auf die Couch.
    »Sie arbeiten also auch am Wochenende. Ist das so üblich bei der Kripo?«
    »Nur manchmal. Aber lassen Sie es mich kurz machen, ich will Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen …«
    »Frau Durant, ich bin allein und habe heute nichts mehr vor. Eigentlich wollte ich mit meiner Frau ins Theater gehen, aber … Das Schicksal ist eben nicht berechenbar.«
    »Nein, das ist es nicht. Herr Lura, Sie haben am Donnerstag gesagt, Ihre Frau habe Lügengeschichten über Sie in die Welt gesetzt. Erinnern Sie sich daran?«
    »Welche meinen Sie?«
    »Nun, dass Sie sie geschlagen hätten und so weiter. Haben Sie Ihre Frau jemals geschlagen oder anderweitig misshandelt?«
    Luras Gesichtsausdruck verdüsterte sich für Sekundenbruchteile, doch er hatte sich gleich wieder unter Kontrolle.
    »Warum hätte ich das tun sollen? Nein, habe ich nicht.«
    »Ihre Frau hat mir aber

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