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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nebenbei. Eine andere Frage: Sie können mir auch heute noch nicht sagen, wie lange in etwa Sie von Ihrem Gefängnis aus unterwegs waren?«
    »Nein, ich kann nur schätzen. Vielleicht zwanzig Minuten, vielleicht eine halbe Stunde.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn man die Augen zu hat und sich nur darauf konzentriert, keinen Fehler zu machen, bekommt die Zeit eine andere Dimension.«
    »Aber Sie wussten, dass Ihre Frau und Becker Selbstmord begehen wollten?«
    »Ich habe nur gehört, wie sie gesagt haben, sie würden gemeinsam in den Tod gehen. Und ich wäre sicher der Letzte gewesen, der sie daran gehindert hätte. Ich habe jedoch leider den genauen Wortlaut vergessen. Nächstes Mal nehme ich einen Kassettenrekorder mit«, sagte er sarkastisch.
    »Ja, Herr Lura, das war’s für heute. Eigentlich wollte ich nur mal sehen, wie es Ihnen geht. Und mir scheint, Sie haben das Erlebte recht gut verkraftet. Wo ist überhaupt Ihr Sohn?«
    »Markus bleibt vorerst bei meinem Bruder. Und so gut verkraftet, wie Sie denken, habe ich das alles nicht. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend«, sagte er reserviert und erhob sich zusammen mit Durant, die ihr fast noch volles Glas Scotch, in dem das Eis längst geschmolzen war, auf den Tisch stellte.
    »Den wünsche ich Ihnen auch. Ich finde allein hinaus.« Siebegab sich zur Tür, wo sie stehen blieb, sich noch einmal umdrehte, ein paar Schritte zurückkam und meinte: »Eines möchte ich Sie doch noch wissen lassen. Mir liegen die Aussagen von mehreren Personen vor, die sehr glaubwürdig bezeugen, dass Sie ein Problem mit Frauen haben. Und das größte Problem hatten Sie angeblich mit Ihrer eigenen Frau. Ich sage nur Zähne und kleiner Finger, wenn
Sie
verstehen … Jetzt muss ich aber wirklich los. Wir sehen uns noch.«
    »Wer behauptet so was?«, rief er ihr hinterher. »Wer?«
    »Sie wissen doch, Vertraulichkeit ist bei uns oberstes Gebot.«
    »Das können nur Leute sein, die sich von meiner Frau haben manipulieren lassen«, spie er verächtlich aus. »Wahrscheinlich kommt dieser Schwachsinn von meinem Bruder.«
    »Nein. Ich war gestern Nachmittag bei Ihrem Bruder, der mir gegenüber betont hat, dass Sie sich versöhnt haben. Von Ihrem Bruder habe ich das nicht.«
    »Was soll’s, meine Frau hat jeden um den Finger wickeln können.«
    »Wenn Sie meinen. Und genießen Sie Ihr Leben, solange es noch geht.«
    »Einen Moment noch, Frau Durant! Was soll das heißen, solange es noch geht? Verstehe ich Sie richtig, Sie zweifeln an meinen Worten?«
    »Schon möglich.«
    »Damit stempeln Sie mich zu einem Lügner ab. Ich sage aber die Wahrheit, merken Sie sich das.«
    »Ich habe mir schon sehr viel gemerkt. Ich möchte Ihnen nur einen Rat geben, seien Sie in Zukunft sehr vorsichtig. Es könnte sein, dass wir Ihnen noch einige sehr unangenehme Fragen stellen, was den Tathergang betrifft.«
    »Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Oder nein, nein, nein, Sie irren sich gewaltig, wenn es das ist, was ich vermute. Ich schwöre bei Gott, dass ich die Wahrheit …«
    »Mein Vater hat früher immer zu mir gesagt, wer bei Gottschwört und doch lügt, kommt in die Hölle. Und er hat noch hinzugefügt, der Grat zwischen Himmel und Hölle, auf dem man wandert, ist sehr, sehr schmal.«
    »Sie spinnen, wahrhaftig, Sie spinnen!«
    »Kann sein. Was aber zu beweisen wäre. Und jetzt erholen Sie sich gut von dem grausamen Erlebnis.«
    »Frau Durant«, hielt Lura sie noch einmal zurück und sagte mit zerknirschter Miene: »Okay, ich gebe zu, ich war nicht immer ein vorbildlicher Ehemann. Und ich gebe auch zu, dass mir ab und zu die Hand ausgerutscht ist. Aber Gabriele hat es wunderbar verstanden, mich zur Weißglut zu treiben. Ich wollte sie nie schlagen, doch sie hatte manchmal eine Art … Ich weiß, das ist keine Entschuldigung …«
    »Nein, das ist es nicht. Ich frage mich nur, warum Sie mich angelogen haben, als Sie sagten, Sie hätten Ihre Frau nie geschlagen.«
    »Welcher Mann gibt schon gerne zu, dass er … Es ist ein Armutszeugnis, das weiß ich, aber es ist keine Entschuldigung. Ich bin im Grunde genommen nur ein einfacher Mann. Ich habe mehr Geld, als ich jemals ausgeben könnte, aber ich bin trotzdem ziemlich einfach gestrickt. Ich wollte ihr nie wehtun. Ich habe ihr sogar versprochen, dass ich eine Therapie mache, um das alles abzustellen, das müssen Sie mir glauben. Am Montagabend haben wir noch darüber geredet, und zwar in aller Ruhe, und sie hat mich dabei angelächelt

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