Das Verlies
hat. Auch in diesem Fall werden wir gegen Sie ermitteln. Und was auf Doppelmord steht, sollte Ihnen klar sein, vor allem, da Sie polizeilich kein unbeschriebenes Blatt sind. So, und jetzt können Sie Ihren Anwalt anrufen.«
Wassilew schüttelte den Kopf, seine Stimme wurde mit einem Mal leise. »Ich hab keinen.«
»Na so was, keinen Anwalt? Zu dumm, dann müssen wir Ihnen wohl einen Pflichtverteidiger zur Seite stellen. Das dauert aber einen Moment. Sie sollten sich trotzdem reiflich überlegen, was Sie ab jetzt sagen, denn mit jeder Lüge mehr reiten Sie sich tiefer in die Scheiße. Herr Scheffler, das wissen wir inzwischen, hat mit der Tat nichts zu tun.«
»Scheffler ist ’ne dumme Sau.«
»Herr Wassilew«, sagte Durant, setzte sich auf die Schreibtischkante und sah ihn durchdringend an, »im Gegensatz zu Ihnen hat er kein Menschenleben auf dem Gewissen. Aber beinahe wäre er für etwas verurteilt worden, was er nicht begangen hat.«
»Und Sie meinen, das interessiert mich? Scheiße, nein. Aber gut, wenn Sie’s genau wissen wollen, Hradic hat den Alten gekillt. Schauen Sie sich doch mal den Bär an. Der haut einmal zu, da bleibt keiner mehr stehen. So war’s und nicht anders. Ich bin zu so was gar nicht fähig.«
»Okay, das können Sie alles später Ihrem Anwalt und dem Richter erzählen. Ich lasse Sie jetzt in Ihre Zelle bringen, dort haben Sie Gelegenheit, in Ruhe nachzudenken. Glauben Sie mir, wir kriegen raus, wer von Ihnen den Mord begangen hat und wer nur Mitläufer oder Anstifter war. Wenn Sie’s uns nicht sagen, Ihr Freund da drüben plappert schon wie ein Wasserfall.«
Um vierzehn Uhr dreißig wurden Wassilew und Hradic in ihreZellen gebracht, und die Kommissare gingen in ein italienisches Lokal. Sie besprachen den weiteren Verlauf des Verhörs und erschienen genau eine Stunde später wieder im Präsidium.
Mittlerweile waren zwei Anwälte eingetroffen, die von Durant und Kullmer über den aktuellen Stand informiert wurden. Sie hatten anschließend eine halbe Stunde Zeit, mit ihren Klienten zu sprechen, bevor die Vernehmungen fortgesetzt wurden. Um siebzehn Uhr fünfzehn hatte Hradic ein vollständiges Geständnis abgelegt und zugegeben, mit Wassilew bei Herrn Beck geklingelt zu haben, um angeblich nach einem Nachbarn zu fragen. Sie hatten den alten Mann blitzschnell in seine Wohnung gedrängt, gefesselt und ihn nach Wertgegenständen gefragt. Bereits zwei Wochen vor der Tat hatten sie ihn beobachtet und seinen Tagesablauf notiert. Hradic gab zu Protokoll, dass er sich im ersten Stock aufgehalten habe, als Beck angefangen habe zu schreien, und kurz darauf mehrere dumpfe Schläge gehört habe. Als er wieder nach unten kam, habe der alte Mann am Boden gelegen und Wassilew neben ihm gestanden, mit einem Kerzenständer in der Hand, dessen Fuß mit Blut verschmiert war. Diese Fakten waren bislang bloß der Polizei bekannt. Wassilew hingegen schilderte den Vorfall genauso, nur dass angeblich er im ersten Stock gewesen sei und Hradic den Alten umgebracht habe.
Noch am selben Abend wurden Hradic und Wassilew dem Haftrichter vorgeführt, anschließend kamen sie nach Weiterstadt in U-Haft.
Julia Durant hatte schon am Vormittag gespürt, dass es nicht schwer werden würde, die Mörder von Beck zu überführen, nachdem Scheffler ihr die Namen genannt hatte. Dennoch hatte der Tag Spuren hinterlassen. Sie war müde und wollte nur noch nach Hause. Sie rauchte noch eine Zigarette und unterhielt sich dabei mit Hellmer, Kullmer und Seidel, als das Telefon klingelte.
Hellmer nahm ab, sagte nur »Ja« und »Wir kümmern uns drum«, machte noch ein paar Notizen und legte wieder auf.Dann sah er mit ernster Miene in die Runde. »Das war die Einsatzzentrale. Seit heute Morgen acht Uhr wird ein gewisser Rolf Lura vermisst. Sagt euch der Name was?«
Kopfschütteln.
»Er hat ein Autohaus, und zwar ausschließlich Nobelkarossen. Nadine hat sich dort im Frühjahr einen 500 SL gekauft. Übernehmen wir die Sache?«, fragte er und schaute Julia Durant an.
»Ich bin erschossen, kaputt, fertig«, antwortete sie und rollte mit den Augen.
»Ich auch, aber Lura ist ein gewaltiges Kaliber. Womöglich haben wir es mit Entführung zu tun, vielleicht auch mit Mord. Lass uns zu seiner Frau fahren. Wir haben doch sowieso Bereitschaft. Komm, gib dir einen Ruck.«
»Du nervst. Wo wohnt die denn?«
»Schwanheim, direkt am Wald.«
»Wo ist das denn?«
»Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht. In zwei Stunden bist du zu Hause und
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