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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Letzter.«
    »Hat er häufig auswärts zu tun?«
    »Des Öfteren. Es gibt zahlreiche Kunden, die zu Hause von ihm beraten werden wollen. Ein paar davon wohnen sogar im Ausland. Ich würde sagen, mindestens einmal pro Woche ist er unterwegs.«
    »Aber heute war nicht so ein Tag?«
    »Nein, er hat sich verabschiedet und gesagt, bis heute Abend. Das war alles.«
    »Ruft er Sie vom Geschäft aus manchmal an?«
    »Ja, das tut er.«
    »Hat er auch da feste Zeiten?«, fragte Durant, die sich einen leicht spöttischen Unterton nicht verkneifen konnte.
    »Nein, denn es hängt davon ab, ob er persönlich Kunden betreuen muss. Er ruft nur an, wenn seine Zeit es erlaubt.«
    »Hat er sich in den letzten Tagen oder Wochen irgendwie auffällig verhalten? War er nervöser als gewöhnlich oder vielleicht sogar ängstlich?«
    »Dasselbe haben mich die Polizisten heute Nachmittag auch schon gefragt. Nein, mir ist nichts aufgefallen.«
    »Wie lange sind die Angestellten in der Regel im Geschäft?«
    »Bis halb sieben. Frau Walter bleibt aber oft noch, bis auch mein Mann geht, weil sie mit ihm noch Termine abspricht und ihm bei diesem und jenem hilft.«
    »Gibt es unter den Angestellten Personen, die mit Ihrem Mann nicht gut auskommen oder ihm nicht wohlgesinnt sind?«
    »Das müssen Sie die Betreffenden schon selbst fragen, denn ich kenne außer Frau Walter keine Angestellten.«
    »Würden Sie uns bitte die Telefonnummer des Autohauses geben und vielleicht auch die von Frau Walter?«
    »Moment, bitte«, sagte Gabriele Lura. Sie stand auf, ging in den Flur und holte das Telefonbuch. »Das ist die Durchwahl von Frau Walter. Möglicherweise ist sie sogar noch im Büro.«
    »Dürfte ich Ihr Telefon benutzen?«
    »Bitte.«
    Durant tippte die Nummer von Frau Walter ein, die sich sofort meldete.
    »Hier Durant, Kriminalpolizei. Es geht um Herrn Lura. Mein Kollege und ich würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, am besten heute Abend noch.«
    »Selbstverständlich. Möchten Sie, dass ich hier im Büro bleibe, oder wollen Sie zu mir nach Hause kommen? Es ist ihm doch hoffentlich nichts passiert?«
    »Wir kommen zu Ihnen nach Hause. Wenn Sie mir bitte Ihre Adresse und Telefonnummer geben würden.«
    Julia Durant notierte die Angaben und legte auf. Hellmer und Gabriele Lura unterhielten sich. Er erzählte ihr, dass seine Frau Nadine sich erst vor einem halben Jahr im Autohaus Lura einenMercedes gekauft hatte, was Gabriele Lura jedoch nicht sonderlich zu interessieren schien.
    »Wer spielt denn bei Ihnen Klavier?«, fragte Durant und deutete auf den Flügel.
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht von Gabriele Lura, die sonst eher matten Augen glänzten für einen Moment. »Ich spiele Klavier, doch nur noch zu meinem eigenen Vergnügen, hin und wieder auch, wenn wir Gäste haben. Aber sonst …« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Und was spielen Sie? Klassik oder mehr moderne Musik?«
    »Klassik. Ich habe Musik studiert. Dann lernte ich meinen Mann kennen, wir heirateten, ich wurde sehr bald schwanger, und damit zerplatzte der Traum von einer großen Karriere. So spielt nun mal das Leben.« Da war wieder dieser seltsam traurige Ton, der Durant nicht gefiel und sie immer hellhöriger werden ließ.
    »Und jetzt sind Sie nur noch Hausfrau und Mutter?«
    »So in etwa.«
    »Ist das nicht frustrierend? Ich meine, jeder Künstler …«
    »Frau Durant, wer weiß denn schon, ob ich wirklich Karriere gemacht hätte. Es gibt so viele hochbegabte Pianisten. Das Leben wird nicht durch Zufälle bestimmt, sondern durch Fügung. Wahrscheinlich musste es so kommen. Und bisweilen werden wir auf eine harte Probe gestellt.«
    »Wie soll ich das verstehen?«, fragte Durant weiter.
    »Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Wissen Sie, ich glaube fest daran, dass jeder von uns seine ganz persönliche Bestimmung hat. Ich sollte eben nicht weiter Klavier spielen, sondern Ehefrau und Mutter sein. Und wie Sie sehen, geht es mir nicht schlecht. Wir haben keine finanziellen Sorgen, wir haben mehrere Häuser, auch im Ausland. Wir haben alles, was man zum Leben braucht.«
    Da war erneut dieser Unterton, diesmal jedoch eine Spur bitterer als zuvor. Durant gewann immer stärker den Eindruck, einerFrau gegenüberzusitzen, die von ihrem bisherigen Leben enttäuscht war, diese Enttäuschung aber ziemlich gut zu verbergen wusste.
    »Ist das wirklich alles, was man zum Leben braucht? Häuser, Geld?«
    »Ich habe auch noch eine Familie«, war die knappe, etwas schroffe Antwort.
    »Frau

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