Das Verlies
kannst die Beine hochlegen. Versprochen. Und jetzt komm.«
»Ciao«, sagte Durant, winkte Kullmer und Seidel zu, nahm ihre Tasche und folgte Hellmer nach unten. »Erzähl mir was von diesem Lura, wenn du ihn schon kennst.«
»Ich kenne ihn nicht, ich hab ihn nur zweimal gesehen. Er handelt mit Autos, das hab ich ja schon gesagt, und zwar ausschließlich mit solchen, die sich ein Normalsterblicher nicht leisten kann.«
»Ihr schon«, konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen, als sie die Treppe nach unten gingen.
»Mein Gott, ich kann doch nichts dafür, dass Nadine so viel Geld geerbt hat. Aber sie ist auf dem Boden geblieben, und das weißt du auch.«
»Habt ihr eigentlich Gütertrennung?«
Hellmer grinste sie an. »Nee, obwohl ich das eigentlich wollte.Aber Nadine hat darauf bestanden, dass ihr Geld auch meins sein soll. Sie hat gemeint, ich hätte sie aus der Scheiße geholt und sie könnte das niemals wieder gutmachen. So´n Blödsinn! Na ja, ich kann´s nicht ändern.«
»Ich wär nicht traurig, wenn ich einen Mann mit einem Haufen Kohle kennen lernen würde, der dazu auch noch über die notwendigen Charaktereigenschaften verfügt. Wir fahren übrigens mit zwei Autos. Ich will gleich danach heim.« Sie stieg in ihren Corsa, Hellmer nahm seinen BMW. Sie brauchten knapp eine Viertelstunde, bis sie vor dem Haus der Luras hielten.
Dienstag, 18.20 Uhr
Bitte, kommen Sie herein«, sagte Gabriele Lura, nachdem Durant und Hellmer ihre Ausweise gezeigt hatten. Sie trug eine schlichte beige Bluse und eine Jeans und ließ die Beamten an sich vorbei ins Haus treten. Julia Durant hatte selten eine fragilere Person gesehen, an der das Hervorstechendste die halblangen rötlich braunen Haare waren und die unzähligen Sommersprossen, die das Gesicht und die Hände und mit Sicherheit auch die Arme bedeckten. Die grünen Augen blitzten kurz auf. Alles in allem, so dachte Durant, ist sie eine sehr aparte junge Frau. Die Sommersprossen waren kein Makel, sie gaben ihr sogar das gewisse Etwas. Sie schloss die Tür hinter sich und ging voran in das geräumige Wohnzimmer, in dem ein schwarzer Flügel stand und eine sich über zwei Seiten erstreckende Bücherwand mit unzähligen Büchern sich an den Wänden entlangzog, in der die Bücher sowohl alphabetisch als auch nach Sachgebieten geordnet waren.
»Markus, würdest du uns bitte allein lassen und die Tür hinter dir zumachen«, forderte sie ihn mit sanfter Stimme auf. Markus schaltete den Fernseher aus, warf Durant und Hellmer einen kurzen neugierigen Blick zu und ging auf sein Zimmer.
»Bitte, nehmen Sie doch Platz. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Nein danke, nicht nötig«, sagte Durant und winkte ab. Sie setzte sich neben Hellmer auf die breite weiße Ledercouch. Gabriele Lura nahm ihnen gegenüber in einem der beiden Sessel Platz. Durant schaute sich um, die Teppiche, die Gemälde, der Schrank und der Sekretär, alles in diesem Raum musste ein Vermögen wert sein.
»Frau Lura, wir haben vorhin die Mitteilung erhalten, dass Sie Ihren Mann als vermisst gemeldet haben. Wann genau hat er das Haus verlassen?«
»Um acht Uhr wie jeden Tag, außer Sonntag natürlich.«
»Kam es schon einmal vor, dass Ihr Mann einen Tag oder länger einfach so weggeblieben ist, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben?«
»Nein, noch nie. Wir sind seit beinahe dreizehn Jahren verheiratet, und er ist ein überaus korrekter Mann. Das wird Ihnen auch jeder bestätigen können. Er hasst jede Form von Unpünktlichkeit oder Unordnung. Mein Mann hatte heute eigentlich einige sehr wichtige Termine im Geschäft, aber …«
»Haben Sie versucht, ihn über Handy zu erreichen?«
»Natürlich. Aber es springt immer nur die Mailbox an. Ich habe keine Ahnung, wo er steckt. Es ist mir wirklich alles ein riesengroßes Rätsel.«
»Hat Ihr Mann Feinde?«
Gabriele Lura lachte auf. Sie hatte eine angenehm warme Stimme. »Jeder, der so erfolgreich ist, hat Feinde. Und wenn es nur Neider sind, die ihm den Erfolg nicht gönnen. Sie müssen wissen, er hat das Autohaus von seinem Vater übernommen und es erst zu dem gemacht, was es jetzt ist. Die Nullachtfünfzehn-Autos haben ihn nicht interessiert, er wollte eine bestimmte Klientel ansprechen, und das ist ihm in sehr überzeugender Weise gelungen. Seine Kunden kommen zum Teil sogar aus dem Ausland.«
»Haben Sie auch Namen von Personen, die Ihrem Mann feindlich gesonnen sind oder waren?«
»Nein, damit kann ich leider nicht dienen. Er hat auch
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