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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Lura, hier ist meine Karte. Sie können mich jederzeit anrufen, wenn sich etwas Neues ergibt oder Sie noch etwas für uns haben, das jetzt vergessen wurde. Und übrigens, ich glaube auch nicht an Zufälle. Nur noch eine Frage zum Schluss – bis jetzt hat sich kein anonymer Anrufer bei Ihnen gemeldet, und Sie haben auch kein Erpresserschreiben erhalten?«
    »Das hätte ich Ihnen doch vorhin schon gesagt. Für mich ist das alles ein großes Rätsel. Und entschuldigen Sie, wenn ich einen Fehler gemacht habe, als ich die Polizei nicht gleich eingeschaltet habe, aber …«
    »Vergessen Sie’s, es hätte ohnehin wenig Sinn gehabt. Aber irgendwie werden wir den Knoten schon lösen«, sagte Durant aufmunternd lächelnd und gab Hellmer ein Zeichen, woraufhin sie sich erhoben. Sie reichte Gabriele Lura die Hand. Diese hatte lange, grazile Finger, Künstlerhände. Sie hätte sie gerne gefragt, ob sie ihr etwas vorspielen würde, sie liebte Klaviermusik, auch wenn sie zu Hause mehr auf härtere Sachen stand. Vielleicht ein andermal, dachte sie. »Wir hören voneinander. Und wie gesagt, Sie können mich jederzeit anrufen.«
    »Danke.«
    Gabriele Lura sah den Kommissaren nach, bis sie das Tor hinter sich geschlossen hatten. Anschließend ging sie zu ihrem Sohn und nahm ihn stumm in den Arm.
    Schließlich sagte sie: »Markus, ich glaube, Papa ist etwas passiert. Aber was?«
    Markus zuckte bloß mit den Schultern. Er wusste, es wäre falsch, jetzt etwas zu sagen. Er dachte nur nach, und diese Gedankenauszusprechen war verboten. Aber er hatte sie schon oft gedacht, und vielleicht würden sie diesmal in Erfüllung gehen. Gabriele Lura begab sich wieder hinunter, nahm den Telefonhörer in die Hand und tippte dieselbe Nummer ein wie schon am Nachmittag. Diesmal jedoch dauerte das Gespräch wesentlich länger.

Dienstag, 19.45 Uhr
    Das Haus, in dem Frau Walter wohnte, stand in der Lotzstraße in Nied, einem kleinen Stadtteil von Frankfurt, und war als Einziges in der Reihe noch relativ neu. Bevor sie klingelten, fragte Durant Hellmer: »Was ist dein erster Eindruck von der ganzen Sache?«
    »Ziemlich bizarr, würde ich sagen. Wo ist der Typ abgeblieben? Wäre er entführt worden, hätten sich die Entführer doch längst gemeldet, oder?«
    »Vermutlich. Welche anderen Möglichkeiten siehst du im Augenblick?«
    »Keine. Höchstens die, dass ihm jemand das Lebenslicht ausgeblasen hat. Die Unfalltheorie, die du vorhin erwähnt hast, halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten – entweder er wurde entführt, oder er ist schon tot. Die Frage ist nur, wo ist sein Wagen? Entführer benutzen so gut wie nie das Auto des Opfers, das ist einfach ein Erfahrungswert. Und ein 500er Mercedes ist nicht so leicht zu übersehen. Fragen wir Frau Walter, sie muss Lura relativ gut kennen.«
    »Hast du seine Frau beobachtet, als ich sie befragt habe?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Ich glaube, sie ist unglücklich. Die hat ein paar Mal so merkwürdig geguckt, und wie sie gesprochen hat, ich meine, die hat zwar materiell gesehen alles, was man zum Leben braucht, abersie ist trotzdem nicht zufrieden. Sie kommt mir vor wie ein Vogel in einem Käfig, aus dem sie nicht rauskommt.«
    »Kann schon sein. Doch ehrlich gesagt interessiert mich das im Moment herzlich wenig. Ich will vielmehr wissen, was aus ihrem Mann geworden ist. Hören wir doch mal, was Frau Walter über ihren Boss zu sagen hat.«
    Sie wurden bereits erwartet. Auf dem Tisch standen drei Tassen mit Goldrand, eine Schale Gebäck und eine Kanne Tee. Frau Walter war etwa einssiebzig groß und um die fünfzig Jahre alt. Ihre Erscheinung war äußerst gepflegt. Sie hatte kurzes dunkelblondes Haar, eine für ihr Alter tadellose Figur und neugierig dreinblickende graue Augen, mit denen sie die Beamten, vor allem Hellmer, eingehend musterte, der ihr sichtlich zu gefallen schien.
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Sie deutete auf das Sofa. »Ich bin erst vor ein paar Minuten nach Hause gekommen und dachte mir, dass Sie vielleicht nichts gegen eine Tasse Tee einzuwenden hätten. Es ist ein ganz spezieller Früchtetee aus Südamerika.«
    »Danke, aber Sie hätten sich wegen uns keine Mühe zu machen brauchen …«
    »Das ist keine Mühe, ich trinke jeden Abend nach der Arbeit zwei oder drei Tassen Tee«, sagte sie und schenkte ein. Nachdem sie sich gesetzt hatte, fragte sie: »Gibt es schon etwas Neues von Herrn Lura?«
    »Nein, leider nicht. Wir …«
    »Das ist

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