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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sehr gering. Die letzten Neueinstellungen waren Frau Preusse aus der Buchhaltung am 1. Januar, und das auch nur, weil eine andere Kollegin weggezogen ist, und Frau Beyer, weil eine andere Kollegin plötzlich gekündigt hatte.«
    »Gut, dann werden wir gleich morgen Vormittag bei Ihnen vorbeikommen und die Liste holen und uns auch mit dem einen oder andern Mitarbeiter unterhalten. Sollte Herr Lura allerdings bis dahin wieder aufgetaucht sein, erübrigt sich die Sache natürlich.«
    »Hoffentlich. Ich wünsche es auch für seine Familie. Sie sollten hören, wie er immer von seiner Frau und seinem Sohn schwärmt. Einen solchen Ehemann und Vater findet man nicht oft.«
    »Das ist doch schön. Sie sind nicht verheiratet?«, konnte sich Hellmer nicht verkneifen zu fragen.
    »Nein, das hatte ich auch nie vor. Ich habe trotzdem oder gerade deshalb meinen Spaß am Leben.«
    Julia Durant ergriff jetzt das Wort. »Sie haben uns eben einen vorbildlichen Mann geschildert. Gibt es denn nichts, was Sie an ihm auszusetzen haben? Er muss doch irgendwelche Macken haben, außer dass er extrem pedantisch ist.«
    »Er ist nicht perfekt, wenn Sie das hören möchten. Er weiß nur ganz genau, was er will. Sie können es visionär nennen, aber was er innerhalb kürzester Zeit beruflich erreicht hat, finde ich mehr als bewundernswert. Ich komme mit ihm jedenfalls bestens aus.«
    »Vielen Dank für den Tee und die Informationen. Wir sehen uns morgen so gegen neun in der Firma.«
    »Die Mitarbeiterliste wird für Sie bereitliegen, und sollten Sie noch weitere Wünsche haben, Sie können sich jederzeit an mich wenden.«
    Die Kommissare verabschiedeten sich und gingen hinunter zu ihren Autos.
    »Ein geradezu perfekter Mann«, sagte Durant kopfschüttelnd. »Wer’s glaubt! Der verschwindet doch nicht einfach so mir nichts, dir nichts! Wo ist er, verdammt noch mal?!«
    »Vielleicht ist er abgehauen, wer weiß«, bemerkte Hellmer und zündete sich eine Marlboro an. Er lehnte sich gegen seinen Wagen und blies den Rauch in den kühlen Abendhimmel. Die ersten Frostnächte waren nicht mehr weit, und nachdem es den ganzen Tag über bedeckt und regnerisch gewesen war, war die Wolkendecke jetzt aufgerissen und hatte einem herrlichen Sternenhimmel Platz gemacht. Auch Julia Durant hatte sich eine Zigarette angemacht und blieb eine Weile schweigend neben Hellmer stehen.
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass Lura trotz aller Lobeshymnen Dreck am Stecken hat«, sagte Durant kurz darauf. »Er wird mir einfach als zu glatt beschrieben. Wie war dein Eindruck, als du ihn damals gesehen hast?«
    »Ich hab mich weniger auf ihn als auf das Auto konzentriert. Keine Meinung und kein Eindruck. Sorry. Aber Nadine könnte mir vielleicht einiges über ihn sagen. Sie war ein paar Mal bei ihm im Laden. Erst als sie sich nicht entscheiden konnte, hat sie meinen Rat eingeholt.«
    Durant und Hellmer warfen die Kippen auf den Bürgersteig und wollten sich gerade auf den Nachhauseweg machen, als Durants Handy piepte.
    »Ja?«
    »Peter hier. Bist du schon zu Hause oder noch unterwegs?«
    »Wir kommen gerade von Luras Sekretärin. Was gibt’s denn?«
    »Der Wagen von Lura wurde gefunden. Am besten, ihr fahrtselber hin. Er steht in der Emmerich-Josef-Straße in Höhe des ehemaligen Hertie. Ein Streifenwagen hat ihn eben dort entdeckt.«
    »Sind schon unterwegs.«
    Sie steckte ihr Handy in die Tasche und sah Hellmer an. »Luras Wagen. Emmerich-Josef-Straße. Ist doch gleich um die Ecke.«
    »Es wird wohl doch ein bisschen später als geplant.«

Dienstag, 20.40 Uhr
    Frankfurt-Höchst, Emmerich-Josef-Straße. Der Mercedes stand direkt vor einer Metzgerei, unter dem Scheibenwischer steckte ein Strafzettel, ausgestellt um zehn Uhr fünfunddreißig. Die Straße war hell erleuchtet, und dennoch waren nur wenige Menschen unterwegs. Ein Pärchen blieb auf der anderen Straßenseite stehen, um neugierig die Aktivitäten der Polizei zu verfolgen.
    »Haben Sie etwas angefasst?«, fragte Durant die Streifenbeamten, was diese verneinten.
    Sie zog sich Plastikhandschuhe über. Die Fahrertür war nicht verschlossen, im Innenraum roch es nach Leder. Einer der Polizisten reichte ihr auf ihre Bitte hin eine Taschenlampe, und sie ließ den Lichtstrahl über die Sitze, den Boden und die Verkleidung gleiten. Anschließend ging sie nach hinten und öffnete den Kofferraum, der leer war. Sie begab sich noch einmal nach vorne, machte das Handschuhfach auf, fand außer einem Stadtplan auch ein

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