Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
lassen, die sich um mich gekümmert hat«, sagte sie und lachte hart auf. »Was man so kümmern nennt. Ich habe entweder im Bett oder auf dem Sofa gelegen, weil ich vor Schmerzen kaum laufen konnte, und sie hat dagesessen und mir von ihrem prächtigen Sohn erzählt. Und ich sei selber schuld, wenn ich mir ab und zu ein paar Ohrfeigen einfangen würde. Wenn es dochnur Ohrfeigen gewesen wären! Ihr absoluter Liebling Rolf. Wie Sie wissen, hat Rolf noch einen Bruder, Wolfram, doch der wird von seinen Eltern ignoriert, das heißt, von seiner Mutter. Zu seinem Vater scheint er einen ganz guten Draht zu haben. Doch in den Augen seiner Mutter ist er ja nur ein Journalist, und seit er seinen Job verloren hat, ist er bei ihr völlig unten durch. Aber das ist eine andere Sache. Ich habe Wolfram übrigens inzwischen erreicht und ihm alles erzählt. Dass er nicht sonderlich erschüttert war, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Aber das nur nebenbei.
    Rolf durfte mit mir machen, was er wollte, seine Mutter hat ihn immer in Schutz genommen. Ich war ja selbst schuld, wenn ich verprügelt wurde. Ich habe mich eben nicht anständig verhalten. Und irgendwann habe ich selbst an mir gezweifelt. Dieser Punkt kommt zwangsläufig. Man fragt sich: Was mache ich falsch? Aber ich habe nichts falsch gemacht, das weiß ich inzwischen. Ich habe aber angefangen, Pläne zu schmieden, wie Markus und ich abhauen können, ohne dass er uns findet. Und jetzt brauche ich, wie es scheint, keine Pläne mehr zu machen.«
    »Wann hat er Sie zuletzt geschlagen?«
    »Vorgestern Abend. Es war das übliche Spiel. Gestern Morgen hat er sich von mir ganz normal mit einem Küsschen auf die Wange verabschiedet, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    »Wurden Sie jemals von einem Arzt behandelt, nachdem Sie geschlagen wurden?«
    »Etliche Male. Mein Mann hat ihn aber immer herbestellt, er hat meine Wunden versorgt und …«
    »Augenblick. Was heißt, er hat Ihre Wunden versorgt?«
    »Genau genommen hat er mir Salben gegeben und vor allem Beruhigungsmittel, Valium hauptsächlich. Er hat es mir gespritzt und mir auch immer eine Packung Tabletten dagelassen. Mein Mann hat ihn bezahlt, und weg war er.«
    »Wie heißt dieser Arzt?«
    »Dr. Meißner. Er hat eine Praxis in Höchst.«
    Julia Durant schrieb sich den Namen auf und fuhr fort: »Weiß irgendjemand außer Ihnen, Ihrem Sohn und Ihren Schwiegereltern von der dunklen Seite Ihres Mannes?«
    »Wolfram hat mich einmal gesehen, als ich ein blaues Auge hatte, und ein anderes Mal, als mein Mann mir zwei Zähne ausgeschlagen hatte. Er wollte natürlich wissen, was passiert ist, und da hab ich’s ihm erzählt. Er hat mich schon vor der Hochzeit vor meinem Mann gewarnt, aber ich blöde Kuh wollte ja nicht auf ihn hören. Doch mit Wolfram kann ich immer reden. Er und Rolf dagegen sind wie Feuer und Wasser, sie sehen sich, wenn’s hochkommt, ein- oder zweimal im Jahr.«
    »Und die Nachbarn oder Freunde von Ihnen …«
    Gabriele Lura lachte auf. »Um Himmels willen, nein! Die Nachbarn existieren für mich nicht, das heißt, ich habe keinen Kontakt zu ihnen, weil Rolf das von Anfang an so gewünscht hat, oder besser gesagt, er hat es befohlen. Ich will Ihnen jetzt nicht die ganze Geschichte erzählen, das würde zu lange dauern.«
    »Ich habe Sie gestern gefragt, ob Ihr Mann eine Geliebte hat oder hatte oder ob Ihnen irgendetwas von Affären bekannt ist. Ich möchte Ihnen diese Frage noch einmal stellen.«
    »Ich kann nur wiederholen, ich weiß davon nichts. Und wenn, glauben Sie, es hätte mich auch nur im Geringsten interessiert? Im Gegenteil, ich wäre froh gewesen, hätte er sich woanders ausgetobt. Ich will ganz ehrlich sein, Rolf ist ein sehr potenter Mann, und er kann jeden Tag mehrmals, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er ist schon ausgeflippt, wenn ich meine Periode hatte. Aber auch da gibt es ja noch andere Möglichkeiten. In den letzten Jahren hat mich das Zusammensein mit ihm nur noch angeekelt. Immer nur das Eine. Und wenn ich nicht sofort gespurt habe, hat er es sich mit Gewalt genommen.«
    Julia Durant überlegte, ob sie ihr von Karin Kreutzer berichten sollte. Sie wusste ja nicht, was Hellmer mit Becker, dem sauberenAnwalt von Rolf Lura, besprach, und entschloss sich, es zu tun.
    »Frau Lura, wir haben erfahren, dass Ihr Mann bis vor kurzem eine Geliebte hatte. Wir haben vorhin mit ihr gesprochen. Ihr Mann hat sie ebenfalls schwer misshandelt und sich ihr Schweigen mit Hilfe seines Anwalts

Weitere Kostenlose Bücher