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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ehrlich gesagt schockiert. Blut und Haare haben Sie gefunden?«
    »Ja.«
    »Und es ist seine Blutgruppe. Da muss etwas Schreckliches mit ihm passiert sein. Aber was?« Gabriele Lura sah die Kommissarin ratlos an.
    Sie ist ahnungslos, dachte Durant. Oder sie ist eine verdammt gute Schauspielerin. Was war das vorhin für ein Blick, den ihr Becker zugeworfen hat und dem sie bewusst ausgewichen ist? Und wenn sie sagt, dass sie schockiert ist, dann kann sie das ziemlich gut verbergen. Ich werde nicht schlau aus ihr. Aber mal sehen, wie sie gleich reagiert.
    »Frau Lura, ich muss Ihnen jetzt einige sehr intime Fragen stellen. Ob Sie sie beantworten wollen, ist Ihre Entscheidung, aber ich fände es besser, wenn Sie einfach ehrlich zu mir sind.«
    »Was haben intime Fragen mit dem möglichen Tod meines Mannes zu tun?«, erwiderte sie und wurde noch eine Spur nervöser.
    »Wie ist Ihre Ehe? Ist Ihr Mann ein guter Ehemann?«
    »Ja, aber das habe ich doch schon gestern …«
    »Hat Ihr Mann Sie geschlagen?«
    Gabriele Lura wich dem bohrenden Blick von Julia Durant aus und atmete tief ein. In ihr arbeitete es.
    »Er ist kein böser Mensch«, antwortete sie nur.
    »Ich habe nicht gefragt, ob er ein böser Mensch ist, sondern, ob er Sie jemals geschlagen hat?«
    »Warum interessiert Sie das?«
    »Weil wir ein Persönlichkeitsprofil Ihres Mannes benötigen. Wir müssen alles über ihn wissen, seine Gewohnheiten, sein Verhalten andern und auch Ihnen gegenüber, seine Stärken, seine Schwächen. Also noch einmal, hat er Sie jemals oder sogar des Öfteren geschlagen?«
    Gabriele Lura kaute auf der Unterlippe. Ihr schien die Beantwortung der Frage nicht leicht zu fallen. Schließlich, nach einigem Zögern, sagte sie leise: »Ja, das hat er.«
    »Hat er Sie oft geschlagen?«
    »Mein Gott, was wollen Sie mit diesen Fragen bezwecken? Das hat doch mit diesem ganzen Zeug nichts zu tun.«
    »Er hat Sie oft geschlagen, richtig?«, sagte Durant mit einfühlsamer Stimme, die Stirn in Falten gezogen. »Habe ich Recht?«
    Sie nickte.
    »Hat er Sie auch vergewaltigt oder anderweitig misshandelt?«
    Wieder nickte sie, ohne Durant anzusehen.
    »Erzählen Sie mir davon. Bitte.«
    »Es gibt da nicht viel zu erzählen. Er ist launisch und unberechenbar. Ich habe Angst vor ihm, aber Markus, unser Sohn, hat noch viel mehr Angst. Er leidet wie ein geprügelter Hund, wenn er mitbekommt, was Rolf mit mir macht. Den Jungen hat er bis jetzt nie angerührt, er hat nie die Hand gegen ihn erhoben. Hätte er es getan, ich glaube, ich wäre dazwischengegangen, ganz gleich, was er mit mir danach gemacht hätte. Aber wissen Sie, mit der Zeit gewöhnt man sich an all diese Demütigungen. Und Schmerzen vergehen.« Sie hielt an dieser Stelle inne, atmete einpaar Mal tief ein und wieder aus und fuhr fort, wobei sie Durant in die Augen sah: »Und jetzt glauben Sie bestimmt, ich hätte etwas mit dem Verschwinden meines Mannes zu tun. Glauben Sie von mir aus, was Sie wollen, aber ich bin genauso ratlos wie Sie. Ich habe mir in den letzten Jahren immer öfter gewünscht, endlich hier rauszukommen, aber ich habe Rolf nie den Tod gewünscht. Das ist nicht meine Art. Ich wollte nur raus, raus, raus! Seine Launen sind einfach unerträglich, und ich weiß nicht einmal, warum er so ist. Er verlangt von mir, dass jeden Morgen pünktlich um sieben der Frühstückstisch gedeckt ist, dass das Ei nicht länger als viereinhalb Minuten gekocht wird, dass ich jeden Tag das Haus sauge und Staub wische und … Wenn ich Ihnen erzählen würde, was er alles verlangt, Sie würden vermutlich lachen. Aber schauen Sie sich doch mal um, das ist keine Wohnung, das ist ein lebloses Haus. Einmal stand ich kurz davor, mir das Leben zu nehmen, und ich schwöre Ihnen, ich hätte es getan, wenn Markus nicht gewesen wäre. Aber ich würde es nie übers Herz bringen, ihn mit meinem Mann allein zu lassen. Markus würde zugrunde gehen.« Sie hielt erneut inne. Ein paar Tränen lösten sich und liefen über die Wangen. Sie schüttelte den Kopf, nahm ein Taschentuch und hielt es sich vor die Augen. Julia Durant hatte Mitleid mit ihr und hätte sie jetzt gerne in den Arm genommen, doch das durfte sie nicht, nicht, solange Gabriele Lura zum Kreis der Verdächtigen gehörte.
    »Hat er sie jemals krankenhausreif geschlagen?«
    »Ich hätte sicherlich einige Male ins Krankenhaus gemusst, aber er hat es immer verhindert. Wenn er mal wieder einen seiner Ausraster hatte, hat er am nächsten Tag seine Mutter kommen

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