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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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das, was er mir erzählt hat, was sich aber im Nachhinein als Lüge herausgestellt hat.«
    »Frau Kreutzer, ich danke Ihnen für Ihre Offenheit. Und ich kann nur noch einmal betonen, es ist schade, dass Sie nicht zur Polizei gegangen sind.«
    »Es ist vorbei. Und ich werde ganz sicherlich einen solchen Fehler nicht noch einmal begehen.«
    Karin Kreutzer begleitete die Beamten zur Tür und sah ihnen nach, bis sie ins Auto einstiegen. Dann ging sie zurück in das große Zimmer, setzte sich auf die Couch und vergrub das Gesicht in beiden Händen. Sie schluchzte und weinte, weil Erinnerungen hochgespült worden waren, die sie verdrängt geglaubt hatte. Sie weinte, bis eine Stimme aus dem ersten Stock ihren Namen rief. Sie schnäuzte sich, wischte die Tränen ab und begab sich nach oben. Ihre Mutter sollte nie erfahren, was Lura ihr angetan hatte.
     
    Wieder im Auto, sagte Durant: »Das war ein Hammer. Der tolle Rolf Lura ein brutaler Vergewaltiger und Perversling. Was, wenn er sich zu Hause ebenso aufführt?«
    Hellmer zuckte mit den Schultern. »Ich halte nichts für unmöglich«, war seine knappe Antwort.
    »Ich könnte es mir sogar sehr gut vorstellen. Dann ergibt nämlich auf einmal auch die seltsam emotionslose Art seiner Frau einen Sinn. Die ist wahrscheinlich froh, dass sie ihn los ist. Wäre ich ehrlich gesagt auch, wenn einer so mit mir umspringen würde. Und wahrscheinlich waren die Kreutzer und womöglich auch seine Frau nicht die Einzigen, denen gegenüber er dieses Verhalten an den Tag gelegt hat.«
    »Angenommen, seine Frau wurde von ihm in ähnlicher Weise gedemütigt. Wäre das ein Motiv, ihn verschwinden zu lassen?«
    »Es gibt viel geringfügigere Motive, jemanden umzubringen«, erwiderte Durant lakonisch. »Ich sehe nur diese zerbrechliche Frau und ihr gegenüber einen gewalttätigen Tyrann. Wie groß ist sie? Einsfünfundfünfzig, einssechsundfünfzig? Ich werde sie ganz gezielt fragen, wie die Beziehung zwischen ihr und ihrem Mann ist.«
    »Glaubst du denn, sie hat etwas mit seinem Verschwinden zu tun?«
    »Im Moment glaube ich noch gar nichts. Aber wenn ja, dann muss sie einen Helfer gehabt haben. Doch sie ist nicht der Typ für ein Kapitalverbrechen. Nein, ich glaube es nicht.«
    »Wer sagt dir das? Dein kleiner Mann, genannt Intuition?«, fragte Hellmer grinsend.
    »Vielleicht. Kann auch sein, dass ich mich irre.«
    »Wieso hast du eigentlich die Kreutzer nicht nach ihrem Alibi gefragt? Die hätte doch wahrlich ein Motiv, Lura zu killen.«
    »Die hätte aber keine drei Monate gewartet. Und wenn, dann hätte sie ihn in seinem Büro erschossen oder es zumindest auf eine offenere Art gemacht, wie halt Frauen so sind. Die will damit einfach nur abschließen und ist wahrscheinlich froh, dasssie heute zum ersten Mal jemandem die Wahrheit über dieses Arschloch erzählen konnte.«
    »Manche warten sogar ein paar Jahre, bis sie sich für etwas rächen«, bemerkte Hellmer trocken.
    »Ach komm, die Kreutzer streichen wir einfach durch. Außerdem hätte sie uns mit Sicherheit angelogen, wenn sie was damit zu tun hätte. Sie war viel zu offen und ehrlich.«
    »Ich wollte ja nur mal deine Meinung hören. Aber wenn diese ganze Geschichte auch nur ansatzweise stimmt, dann hat sich dieser Becker in meinen Augen auch strafbar gemacht.«
    »Das kannst du sehen, wie du willst. Anwälte haben einen Freibrief. Wenn du einen guten hast, rufst du ihn an, erteilst ihm ein Mandat, und er tut alles für dich, vorausgesetzt, die Kohle stimmt. Und ein Verbrechen ist erst dann ein Verbrechen, wenn das Opfer Anzeige erstattet, sofern es noch am Leben ist.«
    »Das weiß ich selber. Aber mich wundert immer wieder, mit welchen Tricks diese Rechtsverdreher arbeiten.«
    Hellmer beschloss kurzerhand, nicht durch Höchst, sondern über die A66 Richtung Krifteler Dreieck zu fahren und dann über die Autobahn weiter bis zur Ausfahrt Schwanheim, wo es nur noch fünf Minuten bis zum Oestricher Weg waren.

Mittwoch, 12.00 Uhr
    Gabriele Lura betätigte den Türöffner, ohne zu fragen, wer da ist. Als sie Durant und Hellmer sah, wurde ihr Blick schlagartig ernst, doch sie hatte sich schnell gefangen und lächelte verkniffen.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte sie und bat die Kommissare ins Haus.
    »Schon, aber das besprechen wir gleich in aller Ruhe«, antwortete Durant, die intuitiv spürte, dass Gabriele Lura mit jemandanderem gerechnet hatte. Sie begaben sich ins Wohnzimmer, wo frische Blumen auf dem Tisch standen. Durant verfolgte jede

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