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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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eine Patronenhülse zwischen Fahrer- und Beifahrersitz und die andere neben die Pistole. Danach verteilte er etwas von seinem Blut auf der Rückbank, die rechte hintere Tür ließ er weit offen stehen. Als Letztes holte er eine Packung Streichhölzer aus der Hosentasche, zündete eins an, das vom Wind sofort ausgeblasen wurde, versuchte es noch drei weitere Male, bis eines schließlich brennen blieb, warf es auf die Motorhaube des Jaguar und die Schachtel durch das offene Fenster ins Wageninnere. Innerhalb weniger Sekunden stand das Auto in Flammen, dichte Rauchwolken stiegen nach oben. Die Vögel hörten auf zu zwitschern. Lura schleppte sich zur Straße,wo er zusammenbrach. Nur Sekunden später hielt ein Fahrzeug. Es war elf Uhr fünfundfünfzig.

Donnerstag, 9.40 Uhr
    Meinst du, Becker wird sich kooperativ zeigen?«, fragte Durant, als sie vor der Kanzlei Halt machten.
    »Wieso kooperativ zeigen? Ich hoffe, er packt endlich aus. Der Typ ist aalglatt und mit allen Wassern gewaschen. Und ich bin hundertpro überzeugt, dass er was mit der Lura hat.«
    »Ich überlass ihn dir«, sagte sie und stieg aus. Sie gingen auf das um 1900 gebaute fünfstöckige Haus zu. Das goldene, blank polierte Schild mit der Aufschrift »Dr. W. Becker, Rechtsanwalt und Notar, Termine nur nach Vereinbarung« war nicht zu übersehen. Die weiße Fassade wirkte wie neu, die Eingangstür ließ sich nicht öffnen, eine kleine Videokamera war in der rechten oberen Ecke. Hellmer klingelte, und eine weibliche Stimme meldete sich. Er hielt seinen Ausweis hoch und sagte: »Hellmer, Kripo Frankfurt.« Ein leises Summen, er drückte die Tür auf und ließ Durant an sich vorbei eintreten. Die Kanzlei befand sich im ersten Stock. Eine etwa fünfunddreißigjährige Frau in einem blauen Kostüm saß am Computer. Sie hatte kurzes schwarzes Haar, naturbraune Haut, die tiefblauen Augen bildeten einen beinahe atemberaubenden Kontrast dazu. Auf dem Schreibtisch stand ein Schild mit ihrem Namen, Laura Antonioni.
    »Ja, bitte, was kann ich für Sie tun?« Sie stand auf, ein Hauch von Chanel No. 5 umwehte sie, ihre Stimme war samten wie ihre Haut.
    »Wir würden gerne mit Dr. Becker sprechen«, sagte Hellmer und betrachtete die Frau eingehend, was sie entweder nicht bemerkte oder schlicht ignorierte.
    »Ich muss Sie leider enttäuschen, aber Dr. Becker war bis jetztnoch nicht im Büro. Was mich ein bisschen wundert, weil er um zehn einen Termin bei Gericht hat und noch einige Unterlagen mitnehmen muss. Kann ich etwas ausrichten?«
    »Kommt er häufig später?«
    »Eigentlich nicht. Normalerweise ist er gegen neun hier, außer er ist dann schon bei Gericht.«
    »Haben Sie es schon bei ihm zu Hause probiert?«
    »Nein. Dr. Becker hat mich ausdrücklich darum gebeten, nicht bei ihm zu Hause anzurufen, nur auf seinem Handy, wenn es ganz dringend ist.«
    »Und, haben Sie das gemacht?«
    »Ja, vor ein paar Minuten. Aber ich habe ihn nicht erreicht, nicht einmal die Mailbox war an. Das ist sehr ungewöhnlich bei Dr. Becker.«
    Durant wurde immer ungeduldiger und auch nervöser. Das alles kam ihr nur zu bekannt vor.
    »Dann rufen Sie bitte bei ihm zu Hause an.«
    »Aber …«
    »Tun Sie es bitte, es ist wichtig«, forderte Durant sie auf. »Und erwähnen Sie nicht, dass wir hier sind.«
    »Also gut, wenn Sie es wünschen.« Sie nahm den Hörer in die Hand und tippte die Nummer ein.
    »Hier Antonioni. Frau Becker, ist Ihr Mann zu sprechen? … Nein, ich frage nur, weil er um zehn einen Termin hat und noch einige Unterlagen benötigt … Ja, ich werde es ihm ausrichten, sobald ich ihn sehe … Ganz bestimmt, Frau Becker … Ja, Ihnen auch noch einen schönen Tag.« Sie legte auf und zuckte mit den Schultern.
    »Seltsam. Seine Frau sagt, er sei die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen. Ich soll ihm ausrichten, dass er sie anrufen soll, wenn er kommt. Das ist wirklich merkwürdig. Aber er hat noch eine Wohnung hier über der Kanzlei. Vielleicht ist er ja dort. Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«
    »Haben Sie einen Schlüssel für diese Wohnung?«
    »Nein, nur einen für die Kanzlei. Glauben Sie, dass…?« Sie ließ die Frage unausgesprochen, ihr Blick sprach Bände.
    »Frau Antonioni, wir glauben im Moment noch überhaupt nichts«, erwiderte Durant ruhig. »Gibt es hier einen Hausmeister?«
    »Warten Sie, ich hole ihn«, sagte sie. Die Nervosität war in ihrem Gesicht abzulesen.
    »Nein, das machen wir schon selbst. Wo wohnt er, und wie heißt er?«
    »Im Nachbarhaus links,

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