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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Heute wird es nicht mehr klappen, aber vielleicht bekomme ich morgen ein erstes Profil. Ich wollte nur mal rauskommen und Ihnen Bericht erstatten.« Er warf ihr seinen Schlüsselbund zu und ging wieder auf das Labor zu. »Fahren Sie ins Motel zurück. Ich werde wahrscheinlich bis nach Mitternacht hier sein. Ich nehme mir ein Taxi.«
Sie wollte nicht ins Motel zurück. Sie wollte mit ins Labor gehen und helfen. Sie wollte etwas tun.
Klar, und alles vermasseln, worum Gary sich bemühte.
Es hatte keinen Zweck. Der irrationale Impuls war nur dadurch ausgelöst, dass sie nichts zu tun hatte; hier zu sitzen und zu warten, zerrte an ihren Nerven. Sie konnte es Gary und Logan beinahe nachfühlen, dass sie die Gelegenheit ergriffen hatten, etwas zu tun, irgendetwas, selbst wenn es an Leichtsinn grenzte.
Was ging ihr überhaupt durch den Kopf? Leichtsinn hatte mit ihrem Leben nichts zu tun. Sie brauchte Beständigkeit und Gelassenheit. Sich in Gefahr zu begeben war nichts für sie.
Sie durfte sich Lisa Chadbourne nicht als eine Art Superweib vorstellen. Logan hatte wahrscheinlich Recht mit der Annahme, dass Gary und sie vorerst in Sicherheit waren. Sie sollte es einfach akzeptieren. Durchatmen. Nach der Anspannung und der Hektik der vergangenen Tage sollte sie für ein paar langweilige Tage in Bainbridge dankbar sein.
    »Ich habe die Zahl der Häuser in Lanier, die in Frage kommen, auf vier reduziert«, sagte Timwick, als Fiske den Hörer abnahm. »Sie wurden alle vorgestern angemietet.«
    »Von Wilson?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, fragte Timwick verärgert. »Glauben Sie etwa, sie hat ihren richtigen Namen benutzt?«
»Sie muss eine Kaution bezahlt haben. Dazu braucht sie eine Kreditkarte.«
»Und wer sagt uns, dass sie keine gefälschte Karte besitzt? Glauben Sie, Logan hätte daran nicht gedacht?
    Haben Sie einen Stift zur Hand?« Er nannte ihm die vier Adressen. »Machen Sie sich sofort auf den Weg.«
    »Sobald ich kann.«
»Was zum Teufel soll das heißen?«
»Sie haben mir gesagt, ich soll Kessler überprüfen. Ich
    bin jetzt an der Emory University. Er ist gestern unerwartet abgereist.«
     
    »Wohin?«
     
    »Keine Ahnung. Ich bin unterwegs zu seinem
    Assistenten, vielleicht weiß der was.«
»Die Mutter ist wichtiger. Kessler ist nur eine vage Vermutung. Logan wird sich an die Duke University
    wenden, wenn er einen Experten braucht.«
»Wo ich schon mal hier bin, kann ich das auch gleich
überprüfen.«
»Vergessen Sie’s. Fahren Sie nach Lanier.«
»Was soll ich tun, wenn ich sie finde?«
»Observieren Sie sie. Ich werde Ihnen dann nähere
Anweisungen geben.«
»Ich kann Observierungsjobs nicht ausstehen. Ich werde
sie finden, aber die Drecksarbeit lassen Sie dann gefälligst
jemand anders machen, Timwick.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung war eisig.
Der feige Hund mochte es nicht, wenn man ihm sagte, was
er tun sollte. Tja, daran würde er sich gewöhnen müssen.
Timwick wusste es noch nicht, aber die Spielregeln hatten
sich geändert, und jetzt beherrschte die Königin das
Spielbrett.
»Ihnen ist doch wohl klar, dass Sie jederzeit ersetzbar
sind, Fiske.«
»Das wäre aber beim jetzigen Stand der Dinge äußerst
schwierig. Warum lassen Sie mich nicht einfach tun, was
ich am besten kann?«
Erneutes Schweigen, noch eisiger als zuvor. »Nun gut,
geben Sie mir Bescheid, sobald Sie die Frau ausfindig
gemacht haben.«
»Alles klar.« Fiske legte auf und eilte auf das
Studentenheim zu, in dem Bob Spencer, Kesslers Assistent,
wohnte. Er würde Spencer erzählen, er sei ein alter Freund
von Kessler, ihn vielleicht zum Essen einladen und ihn
ausquetschen. Selbst wenn er nicht wusste, wo Kessler sich
aufhielt, würde Fiske vielleicht herausfinden, in welchem Labor Kessler gewöhnlich seine Tests durchführen ließ. Finden Sie heraus, wo die Tests durchgeführt werden, hatte
Lisa Chadbourne gesagt.
Kein Problem.
    »Er wusste es?«, murmelte Lisa. »Mein Gott, er wusste es, Scott?«
     
    »Nicht mit Sicherheit. Ich schätze, Logan hatte einfach einen guten Riecher.«
    »Und dann hat er Price geschickt, damit er die Karten auf den Tisch legt. Warum?«
Scott antwortete nicht gleich. »Er hat mir einen Handel angeboten. Er will vor allem dich, Lisa.«
»Was für einen Handel?«
»Ein neues Leben im Ausland, mit neuer Identität, wenn ich Beweismaterial gegen dich liefere.«
Panik überkam sie und sie hatte Mühe, sie zu unterdrücken. Sie hatte gewusst, dass Logan gerissen war und dass er sie

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