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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Erinnerung verblasst war?«
Sie sah ihn verblüfft an. Er irrte sich. Warum konnte er das nicht verstehen? »Weil er wusste, dass ich nur so überleben würde.«
»Nennen Sie das Überleben? Sie sind ein Workaholic, Sie haben kein Privatleben, Sie sind die besessenste Frau, der ich je begegnet bin. Sie brauchen –«
»Es reicht, Logan.«
»Warum zum Teufel soll –« Er holte tief Luft. »Okay, ich geb’s auf. Es geht mich ja auch nichts an, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Und warum, verdammt noch mal, fühlt es sich dann so an, als ginge es mich was an?«
»Sie sind es gewohnt, die Dinge in der Hand zu haben.«
»Ja, das wird’s sein.« Er nahm sein Handy aus der Tasche. »Mein Organisationsinstinkt. Wenn ich irgendwo Verschwendung wittere, stürze ich mich darauf und beseitige sie.« Er hackte wütend die Nummer ein. »Und, verdammt, bei Ihnen sehe ich ein Meer der Verschwendung.«
»Mein Leben ist keine Verschwendung. Im Gegenteil. Wen rufen Sie an?«
»Gil.«
»Jetzt? Warum?«
»Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört.« Er schaltete das Handy ein. »Und im Moment brauche ich Ablenkung. Und zwar dringend.«
Die brauchte sie auch, dachte sie erleichtert. Die letzten Minuten waren zu intensiv und aufwühlend gewesen und zurzeit war ihr Leben schon chaotisch genug.
»Was gibt’s Neues?«, sagte Logan ins Telefon. »Warum zum Teufel meldest du dich nicht, Gil? Ja, das bin ich allerdings, verdammt noch mal.«
Er hörte zu. »Sei nicht blöd. Das könnte eine Falle sein. Maren hat bereits einen Mann auf dem Gewissen.«
Eve zuckte zusammen.
»Tu’s nicht.« Er lauschte wieder. »Ja, sie ist hier. Nein, ich lasse dich nicht mit ihr reden. Sprich mit mir.«
Eve streckte ihre Hand aus.
Er fluchte leise und reichte ihr das Telefon. »Er ist ein Idiot.«
»Das hab ich gehört«, sagte Gil. »John ist ein bisschen gereizt, was? Deswegen wollte ich mit Ihnen reden. In meiner derzeitigen Situation habe ich keine Lust, mich auch noch anraunzen zu lassen.«
»Und was ist das für eine Situation?«
»Eine ziemlich heikle. Maren lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.«
»Sie haben mit ihm über das Angebot gesprochen?«
»Er hat alles bestritten und so getan, als wüsste er nicht, wovon ich rede.«
»Das ist eine völlig normale Reaktion. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass das funktionieren würde.«
»Aber ich glaube, es hat funktioniert. Ich habe direkt gespürt, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Maren hat nicht den Sicherheitsdienst des Krankenhauses alarmiert. Das ist ein gutes Zeichen. Ich habe ihm gesagt, er soll darüber nachdenken und mich an einer bestimmten Stelle am Potomac in der Nahe des C-and-O-Kanals treffen. Heute Abend um elf.«
»Er wird nicht kommen. Er wird sich mit Lisa Chadbourne in Verbindung setzen und die beiden werden Sie in eine Falle locken.«
»Vielleicht.«
»Kein ›vielleicht‹.« Ihre Hand umklammerte das Telefon. »Sie und Logan haben mir erklärt, dass sie Maren wahrscheinlich dazu überredet hat, für sie zu töten. Glauben Sie im Ernst, er wird Ihnen glauben, dass sie ihn verraten würde?«
»Er ist ein sehr intelligenter Mann. Es ist nicht leicht, ihn zu täuschen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er sich überhaupt von ihr hat überreden lassen, Chadbourne umzubringen. Ich glaube, ich kann ihn davon überzeugen, dass er den Schaden begrenzen und aus der Sache aussteigen muss, bevor es zu spät ist.«
»Treffen Sie sich nicht mit ihm, Gil.«
»Ich muss ihn treffen. Wenn ich Maren rumkriege, haben wir Lisa Chadbourne in der Hand. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.« Gil legte auf.
Sie reichte Logan das Telefon. »Er wird es tun.«
»Er ist ein Idiot«, sagte Logan durch die zusammengebissenen Zähne.
»Sie haben doch gesagt, er sei ein Profi und wisse, was er tut.«
»Ich habe nie behauptet, sein Urteilsvermögen sei unfehlbar. Das Treffen heute Abend ist ein Fehler.«
Der Meinung war sie auch. Maren würde Lisa Chadbourne niemals verraten, es sei denn, ihr Einfluss auf ihn hätte nachgelassen. Und Lisa Chadbourne würde niemals zulassen, dass dieser Einfluss gebrochen würde.
Bis sie selbst ihn aufgeben würde.
»Sie wird wütend sein.«
»Was?«
»Lisa Chadbourne. Ich nehme an, sie betrachtet Maren als ihr Eigentum. Es wird sie wütend machen, wenn wir versuchen, ihr Maren wegzunehmen.«
»Es wäre ziemlich unsinnig, einem Mann gegenüber Besitzansprüche geltend zu machen, den sie sowieso beseitigen will.«
»Wer sagt denn, dass sie immer rational handelt? Sie

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