Das verlorene Gesicht
verdächtigen könnte, aber sie hatte gehofft, er würde nicht auf Scott kommen. »Er lügt. Sie würden dich nie davonkommen lassen.«
»Vielleicht.«
Ihr drehte sich der Magen um. »Und, bist du in Versuchung geraten, Scott? Ein ganz kleines bisschen?«
»Herrgott noch mal, ich rufe dich schließlich an, oder nicht? Hört sich das so an, als würde ich in Erwägung ziehen, auf den Handel einzugehen?«
»Nein, tut mir Leid. Ich habe Angst. Ich hätte nie gedacht, dass die auf dich kommen würden.« Gott, es ging alles den Bach runter.
Nein, das tat es nicht. Sie musste einfach nachdenken, sich auf die neue Situation einstellen. »Wir kriegen das in den Griff. Vielleicht ist es unser Glück, dass sie angenommen haben, du würdest dich auf den Handel einlassen. Sie hätten sich auch an die Medien wenden können.«
»Die Möglichkeit haben wir ihnen genommen.«
»Hast du die Berichte restlos ausgetauscht?«
»Gleich nachdem Price weg war.«
Die Panik legte sich ein wenig. Alles würde gut werden. Jetzt lag alles wieder deutlich vor ihr. »Gott sei Dank. Dann werde ich sofort mit Kevin reden und den Ball ins Rollen bringen. Es wird alles gut, Scott.«
»Wirklich?«
»Natürlich. Ich verspreche es.«
»Du hast mir schon eine Menge versprochen, Lisa«, sagte er müde.
»Und habe ich nicht alles gehalten, was ich versprochen habe? Du hast die ganzen Jahre ein angenehmes Leben geführt.«
»Glaubst du, das hätte ich ohne dich nicht getan?«
»Das habe ich nicht gesagt, Scott.«
Er schwieg einen Augenblick. »Tut mir Leid.«
Er klang anders als sonst und sie konnte es sich nicht leisten, eine Veränderung bei ihm zu übersehen. Die Situation war zu heikel. »Was ist los?«
»Price hat mir von drei Leuten erzählt, die kürzlich ermordet wurden, und dass diese Morde dir zufällig einige Probleme vom Hals geschafft haben. Er hat mich gefragt, ob ich keine Angst hätte, ebenfalls ermordet zu werden.«
»Und, hast du Angst, Scott? Fürchtest du nach all den Jahren, ich könnte dir etwas zuleide tun?«
Schweigen. »Nein, eigentlich nicht.«
»Das reicht nicht. Eigentlich ist zu wenig.«
Er sagte nichts.
Sie schloss die Augen. Himmel, nicht jetzt. Er durfte nicht anfangen zu zweifeln. »Lass uns reden. Ich werde es dir beweisen. Aber vorerst müssen wir uns gründlich um Price kümmern, um deine Haut zu retten.«
»Von deiner ganz zu schweigen.«
»In Ordnung, um unsere Haut zu retten. Triff dich mit ihm. Ich werde dafür sorgen, dass Timwick vor dir dort ist.«
»Und dann?«
»Wir schnappen uns Price und versuchen, ihn gegen den Schädel auszutauschen. Wir müssen den Schädel wieder in unsere Hände bekommen.«
»Glaubst du, Logan lässt mit sich handeln?«
»Wir müssen es versuchen.« Sie überlegte. »Vertrau mir, Scott. Ich werde nicht zulassen, dass Logan dich fertig macht. Nicht nach allem, was du für mich getan hast.« Sie legte auf.
Ihr Herz schlug zu heftig. Tief einatmen, ganz ruhig. Es war bloß eine weitere Herausforderung.
Aber es war eine Herausforderung, die sie sich hätte ersparen können. Wenn Timwick bei Donnelli nicht diesen Bock geschossen hätte, hätte nie jemand Verdacht gegen Scott geschöpft, und dann hätte sie diese Entscheidung nicht treffen müssen. Die Panik verwandelte sich in Wut. Logan und Duncan waren ihr zu dicht auf den Fersen und sie war dabei, die Kontrolle zu verlieren.
Also musste sie die Kontrolle zurückgewinnen. Es gab einen Ausweg. Sie würde Timwick anrufen und ihm das Problem schildern.
Aber zuerst musste sie mit Kevin reden und ihn auf den Weg lenken, den er einzuschlagen hatte.
Joe rief Eve um acht Uhr abends an. »Ich habe einen Brief, den Chadbourne kurz vor seinem Amtsantritt an seine Schwester geschrieben hat, als seine Mutter gestorben war. Ich schätze, es besteht kein Zweifel, dass er diesen Umschlag höchstpersönlich angeleckt hat.«
»Großartig. Wie hast du das geschafft?«
»Das willst du bestimmt nicht wissen. Es würde dich zur Mitwisserin machen. Aber ich habe noch keine Speichelprobe von Millicent Babcock und dabei nahm ich an, das wäre die leichteste Übung. Ich folge ihr und ihrem Mann heute Abend zu einem Country Club und hoffe, dass ich dort ein Glas in die Finger bekommen kann.« Er atmete tief durch. »Wie geht es dir?«
»Gut. Gary kann die DNA sofort beschaffen.«
»Hervorragend.« Pause. »Passt Logan gut auf dich auf?«
Sie vermied es, ihm zu antworten. Er würde ausrasten, wenn er erführe, dass Logan nicht bei ihr war. »Ich passe auf mich selbst
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