Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Spiel?«
»Die Fragmente werden durch eine so genannte Markersonde radioaktiv markiert. Sie werden durch Abklatsch der getrennten Fragmente vom Trägergel auf Filterpapier übertragen, dann wird ein Kontaktabzug mit einem Röntgenfilm erstellt, dessen Entwicklung einige Tage dauert. Wenn der Prozess beendet ist, erscheint die DNA auf dem Röntgenfilm als eine Anordnung schwarzer Streifen.«
»Und das ist der genetische Fingerabdruck?«
Sie nickte. »Das ist das DNA-Profil und es besteht nur eine Chance von eins zu einer Million, dass irgendjemand anders das gleiche Profil aufweist.«
»Und es gibt keine Möglichkeit, die Untersuchung zu beschleunigen?«
»Es gibt eine Methode, von der ich kürzlich gehört habe, aber sie setzt sich in den Labors nur allmählich durch. Sie nennt sich Chemilumineszenz. Bei dieser Methode wird die radioaktive Markersonde durch eine chemisch aktivierte Sonde ersetzt, die eine Wechselwirkung mit chemischen Reagenzien eingeht, die ihrerseits Licht in Form von Photonen freisetzt.«
»Photonen?«
»Lichtpartikel. Jeder Bereich des Röntgenfilms, auf den sie stoßen, wird entwickelt und das Resultat sind die gleichen schwarzen Streifen, die man mit den radioaktiven Enzymen hervorruft. Die meisten größeren Labors haben angefangen, mit Chemilumineszenz zu arbeiten, aber ich weiß nicht, ob dieses kleine Labor schon so weit ist. Gary wird es uns sagen. Drücken Sie uns die Daumen.«
»Ich hatte gehofft –«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass das nicht über Nacht klappt.«
»Mehrere Tage …«
»Hören Sie auf, darauf herumzureiten«, sagte sie gereizt. »Ich weiß, dass wir nicht so viel Zeit haben. Vielleicht hat Gary ja gute Neuigkeiten.«
»Ich hoffe es.« Er schaute auf ihre Hände. »Sie verkrampfen sich schon wieder.«
Sie lockerte ihren Griff am Steuerrad. »Und Sie machen’s mir nicht leichter.«
»Ich versuch’s«, sagte er ruhig. »Ich tue alles, was ich kann. Wollen Sie, dass ich ins Labor gehe und Kessler wegschicke? Mach ich. Verdammt, ich kann es kaum erwarten, irgendetwas zu tun. Ich habe es satt, daneben zu stehen und alle anderen das Risiko auf sich nehmen zu lassen.«
O Gott, noch ein Ivanhoe. Das hätte sie bei Logan nie erwartet. Andererseits hätte es nahe liegend sein müssen, nach dem, was er ihr über das schreckliche Jahr erzählt hatte, das er neben seiner sterbenden Frau verbracht hatte. Er war kein Mann, der sich leicht mit einer Niederlage abfand.
»Nun?«
Er bemühte sich, seine Ungeduld zu verbergen, aber es gelang ihm nicht. Unter dieser kühlen, harten Oberfläche lag das Bedürfnis, etwas zu zerschlagen.
Gott, waren Männer Idioten.
»Wagen Sie es nicht. Ich habe nicht vor, in irgendeinem Knast oder einer Klapsmühle zu landen, bloß weil Sie sich langweilen und Ihre Neandertalerinstinkte ausleben wollen.«
Sie sah, dass er enttäuscht war, aber er zuckte nur einsichtig die Achseln. »Ich glaube nicht, dass die Neandertaler sich jemals gelangweilt haben. Ihr Gehirn war nicht weit genug entwickelt, ihre Lebensspanne war zu kurz und die meiste Zeit waren sie damit beschäftigt, am Leben zu bleiben.«
»Der Vergleich trifft trotzdem zu.«
Er verzog das Gesicht. »Autsch. Welcher Teil?«
Er war kein Neandertaler. Er war intelligent und charismatisch, und sie begriff allmählich, dass der Code, der sein Leben bestimmte, ebenso starr war wie ihr eigener. Sie wandte sich ab. »Sie haben mir die Wahrheit gesagt, stimmt’s? Es geht Ihnen wirklich nicht um Politik. Sie tun das, weil Sie glauben, dass Sie damit die Welt retten.«
»Verdammt, nein. Ich tue es, weil ich nicht anders kann. Weil es passieren kann, dass der Himmel einstürzt, und ich möchte mir hinterher nicht sagen müssen, dass ich tatenlos zugesehen habe.« Er fasste sie am Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich, bis er ihr in die Augen sehen konnte. »Ich würde mich verantwortlich fühlen. Wie Sie, Eve.«
»Härenes Gewand?«, flüsterte sie.
»Davon halte ich nichts. Man tut, was man kann, und sieht zu, dass das Leben weitergeht.«
Seine Berührung irritierte sie. Seine Worte, seine Denkweise … Er irritierte sie. Sie wandte sich erneut ab und schaute aus dem Fenster. »Oder man lernt, mit seinem Büßergewand zu leben.«
»Diese Option ist nicht akzeptabel«, sagte er scharf. »Einen Beruf wie den Ihren zu wählen war wahrscheinlich das Schlimmste, was Sie tun konnten. Warum hat Sie niemand daran gehindert? Warum hat Quinn Sie nicht auf dieser Insel festgehalten, bis Sie wieder gesund waren, bis die

Weitere Kostenlose Bücher