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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wenn du dir die Mühe gemacht hättest, anzurufen.«
»Ich habe angerufen. Jeden Tag. Da muss etwas schief gelaufen sein. Sie wollten mich nicht mit dir sprechen lassen.«
Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Du hast angerufen?«
»Natürlich. Glaubst du etwa, ich würde dich belügen?«
»Nein.« Er lächelte. »Dann werde ich dir wohl gestatten müssen, herzukommen und mich in den Arm zu nehmen. Aber sei vorsichtig. Sie haben mir gestern zum ersten Mal erlaubt, mich aufzusetzen, und ich will keine Unannehmlichkeiten. Die Schwestern sind sehr streng.«
»Das habe ich bereits bemerkt. Sie geben mir nur zehn Minuten.« Sie trat ans Bett und umarmte ihn. »Aber das sollte reichen, da du so verdrießlich bist.« Sie schnüffelte. »Und du stinkst nach Desinfektionsmitteln.«
»An allem hast du was auszusetzen. Ich setze mein Leben für dich aufs Spiel und weißt du es zu würdigen?«
»Nein.« Sie setzte sich auf die Bettkante. »Du warst dumm und ich hätte dir nie vergeben, wenn du gestorben wärst, Joe.«
»Ich weiß. Darum bin ich ja auch nicht gestorben.«
Sie nahm seine Hand. Sie fühlte sich warm und stark an und … nach Joe. Ich danke dir, lieber Gott. »Ich habe Mom eine Kopie des Bands von Lisa Chadbourne geschickt und sie gebeten, es dir vorzuspielen. Ich hoffe, sie hat es an der Schwesternarmee vorbeischmuggeln können. Logan musste den Justizbehörden sonst was versprechen, um die Kopie zu bekommen.«
»Sie hat’s geschafft. Du scheinst die Einzige zu sein, die Schwierigkeiten hatte, zu mir vorzudringen.« Er schob seine Finger zwischen ihre. »Und dieses Band hat mir fast einen Herzschlag verursacht. Warum zum Teufel hat Logan dich das machen lassen?«
»Er konnte mich nicht daran hindern.«
Seine Lippen wurden schmal. »Ich hätte dich daran gehindert.«
»Blödsinn.«
»Musstest du das im Alleingang unternehmen? Hättest du nicht auf mich warten können?«
»Sie hat Gary getötet.« Dann flüsterte sie: »Und ich hatte Angst, sie würde dich auch töten.«
»Ich bin also schuld.«
»Darauf kannst du dich verlassen. Also hör auf, mir Vorwürfe zu machen. Ich konnte nicht darauf warten, dass du von den Toten auferstehst und mir hilfst. Ich musste es selbst tun.«
»Mit Logans Hilfe.« Er zog die Brauen zusammen. »Aber er hat dir nicht genug geholfen, der Hund.«
»Lisa hat einen Köder ausgeworfen, aber der war für mich bestimmt, nicht für ihn. Logan hat mir sehr geholfen. Er hat die Geschichte in Szene gesetzt, um Timwick einzuwickeln. Er hat deinen Freund von der Zeitung gebeten, zu Timwick Kontakt aufzunehmen, ihm die Liste zu zeigen und ein Treffen mit Logan zu vereinbaren. Weißt du, wie gefährlich das hätte sein können? Was wäre passiert, wenn Timwick nicht so verzweifelt und verängstigt gewesen wäre, wie wir hofften?«
»Haben sie Timwick schon geschnappt?«
»Nein, er scheint vom Erdboden verschluckt worden zu sein.«
»Niemand kann spurlos verschwinden.« Er legte die Stirn in Falten. »Er muss gefasst werden. Er muss dingfest gemacht werden, sonst wird er –«
»Aber nicht von dir, Joe.«
»Hab ich gesagt, ich hätte vor, ihn zu stellen? Ich bin nur noch der verwundete Schatten eines Mannes. Warum machst du dir Sorgen? Timwick ist zusammengebrochen, er stellt keine Gefahr dar.«
»Wenn man eine Ratte in die Ecke drängt, wird man gebissen.«
»Und warum hast du dann dieses Treffen mit Lisa Chadbourne und Timwick arrangiert? Du hast sie in die Enge getrieben. Man konnte nicht voraussagen, wie sie reagieren würde. Irgendjemand hätte dort sein müssen, um dir den Rücken zu decken.«
»Es wäre nicht logisch gewesen, wenn Logan an diesem Treffen teilgenommen hätte.«
»Scheiß auf Logik.«
»Du weißt, dass ich Recht habe. Lisa Chadbourne hätte gewusst, dass Logan niemals damit einverstanden gewesen wäre, wenn ich den Schädel gegen Bonnie eingetauscht hätte. Um glaubhaft zu wirken, musste ich so tun, als hätte ich den Schädel gestohlen.«
Er schwieg einen Augenblick lang. »Und warst du glaubhaft? Wie nah warst du dran, auf ihr Angebot einzusteigen?«
»Du kennst die Antwort auf diese Frage.«
»Sag’s mir. Wie nah?«
»Ziemlich nah.«
»Warum nicht ganz?«
Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht habe ich ihr einfach nicht getraut. Vielleicht hatte ich Zweifel, dass sie es schaffen würde. Vielleicht war ich zu wütend über das, was sie dir und Gary angetan hat.«
»Und vielleicht ist es der erste Schritt.«
»Was?«
»Nichts.« Er drückte ihre Hand.

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