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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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kann man ersetzen.«
»Das ist hier so ein nettes, ruhiges Viertel. Solche Dinge passieren hier sonst nie. Das beunruhigt einen irgendwie.«
Sie runzelte die Stirn. »Vielleicht sollten wir uns eine Alarmanlage anschaffen?«
»Darüber können wir noch reden.« Sie öffnete die Küchentür. »Es gibt Kaffee, willst du welchen?«
»Danke, ich habe schon eine Tasse bei Mrs Dobbins getrunken.« Sie überlegte. »Ich habe Ron angerufen. Er hat mir vorgeschlagen, mit ihm Mittag essen zu gehen, damit ich auf andere Gedanken komme. Ich habe natürlich abgelehnt.«
Aber es war offensichtlich, dass sie gerne gehen würde, dachte Eve. Warum auch nicht? Sie hatte einen fürchterlichen Vormittag hinter sich und konnte Trost gebrauchen.
»Es gibt keinen Grund, warum du nicht gehen solltest. Du kannst hier sowieso nichts tun.«
»Sicher?«
»Ganz sicher. Ruf ihn zurück.«
Sandra zögerte noch. »Er meinte, du solltest auch mitkommen. Du wolltest ihn doch sowieso gerne kennen lernen.«
»Nicht jetzt. Du hast doch gesagt, dass jemand von der Versicherung unterwegs ist.«
»Ich bin bald wieder zurück.«
Eve stellte den Karton mit Mandys Bruchstücken auf die Küchenanrichte. »Bleib so lange aus, wie du Lust hast.«
Sandra schüttelte den Kopf und sagte bestimmt: »Zwei Stunden. Nicht länger.«
Eve wartete, bis sich die Tür hinter ihrer Mutter geschlossen hatte, und konnte endlich ihr eingefrorenes Lächeln aufgeben. Es war töricht und selbstsüchtig, sich so verlassen zu fühlen. Sandra hatte ihr so gut es ging geholfen. Sie verstand aber einfach nicht, wie allein sich Eve fühlte.
Hör auf zu jammern. Du bist allein. Du hast gelernt, damit fertig zu werden. Selbst Sandra war ihr manchmal eher eine Belastung und nicht so sehr eine Vertraute, aber das war in Ordnung. Sie war nicht bereit, sich selbst zu bedauern, nur weil irgend so ein Widerling versucht hatte, sie einzuschüchtern.
Fraser.
Warum kam ihr der immer wieder in den Sinn?
Weil sie sich genauso hilflos und panisch fühlte wie in jenen Tagen, als er in ihr Leben eingedrungen war. Er hatte ihre Tochter getötet und sie war gezwungen gewesen, die Behörden anzuflehen, ihn nicht hinzurichten. Sie hatte ihn sogar im Gefängnis aufgesucht und ihn angebettelt, ihr von Bonnie zu erzählen.
Er hatte sein charmantes Lächeln aufgesetzt, das zwölf Kinder in den Tod gelockt hatte, seinen Kopf geschüttelt und nein gesagt. Der Scheißkerl hatte sich sogar geweigert, Berufung einzulegen; damit war das Kapitel abgeschlossen und die Kinder würden nie mehr gefunden werden. Sie hätte ihn am liebsten in der Luft zerrissen, stattdessen hatte sie in der Falle gesessen, gefangen von den Worten, die er nicht bereit war zu sagen.
Aber jetzt war sie nicht hilflos und auch nicht machtlos. Sie brauchte kein Opfer zu sein. Sie konnte ihr Schicksal in die Hand nehmen. Diese Erkenntnis verschaffte ihr grimmige Genugtuung. Logan konnte für sie herausfinden, wer das Labor zerstört hatte.
Wenn sie seinen Preis zahlte.
War sie bereit, ihn zu zahlen? Bisher war sie sich nicht sicher. Sie wollte erst rational und sachlich über sein Angebot nachdenken, bevor sie ihm eine Antwort gab.
Logan setzte wahrscheinlich darauf, dass sie jetzt nicht in der Lage war, rational und sachlich zu empfinden. Er würde sicherlich aus jeder Schwäche, die sie zeigte, seinen Vorteil ziehen.
Also darfst du ihm keine Schwäche zeigen. Nimm, was du brauchst, und geh den Fallen aus dem Weg. Sie konnte es schaffen. Sie war genauso intelligent wie Logan und sie wusste, wie sie sich zu schützen hatte.
Sie war kein Opfer.
    »Ich mach’s«, sagte Eve, als Logan den Hörer abnahm. »Aber zu meinen Bedingungen. Die Hälfte meines Lohns vorab und der gesamte Betrag für die Adam-Stiftung auf deren Konto, bevor ich einen Fuß vor die Tür setze.«
    »Wird gemacht. Ich werde das Geld sofort elektronisch überweisen.«
    »Ich will einen Beweis. Ich werde die Stiftung in vier Stunden anrufen, um zu überprüfen, ob sie das Geld erhalten haben.«
    »In Ordnung.«
    »Und ich wünsche, dass meine Mutter und mein Haus beschützt werden, solange ich weg bin.«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie den Schutz bekommen.«
»Außerdem haben Sie versprochen, dass Sie herausfinden werden, wer mein Labor verwüstet hat.«
»Ich habe bereits jemanden beauftragt.«
»Sollte ich herausfinden, dass ich durch meine Arbeit an einem Verbrechen mitwirke, werde ich aussteigen.«
»Okay.«
»Sie lassen sich auf alles ein?«
»Ich hatte Sie gebeten, Ihren

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