Das verlorene Gesicht
Ihrer Versicherung?«
»Security America, aber Sie sollen –«
»Hallo, Margaret, hier ist John«, sagte er in den Hörer. »Ich möchte, dass Sie – ja, ich weiß, dass heute Samstag
ist.«
Er hörte geduldig zu. »Ja, Margaret. Ich weiß, dass ich
Ihnen große Umstände mache, und ich bin Ihnen zu
tausend Dank verpflichtet. Aber jetzt schweigen Sie bitte
und lassen mich Ihnen sagen, was ich möchte.«
Eve starrte ihn überrascht an. Sie hatte ja alles Mögliche
erwartet, aber keinen Logan, der sich von einer
Angestellten einschüchtern ließ.
Er blickte zu Eve und zog eine Grimasse, während er
zuhörte. »Sind Sie jetzt so weit?«, fragte er in den Hörer. Offensichtlich fiel die Antwort dieses Mal positiv aus. »Schreiben Sie einen Bericht an Security America für
Eve Duncan.« Er buchstabierte ihren Familiennamen.
»Einbruch, Vandalismus und eventuell Diebstahl. Wenn
Sie Einzelheiten oder eine Bestätigung benötigen, rufen
Sie Joe Quinn bei der Kripo Atlanta an. Sie sollen sofort
einen Schadengutachter herschicken. Und beauftragen Sie
eine Reinigungsfirma. Ich möchte, dass das Labor um
Mitternacht tipptopp sauber und aufgeräumt ist.« Er
seufzte. »Nein, Margaret, Sie brauchen nicht hier
einzufliegen und es selbst zu machen. Ihr Sarkasmus ist
unangebracht. Kümmern Sie sich einfach nur darum. Ich
möchte nicht, dass Eve Duncan mit mehr als ihrer
Unterschrift unter den Bericht belästigt wird. Ich will hier
auch einen Sicherheitsdienst haben, der das Grundstück
und Eve und Sandra Duncan bewacht. Rufen Sie mich an,
wenn irgendein Problem auftaucht. Nein, ich habe keinen
Zweifel an Ihrer Effizienz, ich wollte nur –« Er lauschte
noch einen Moment und sagte dann freundlich, aber
bestimmt: »Auf Wiederhören, Margaret.« Er legte auf und
nahm eine Tasse aus dem Küchenschrank. »Margaret wird
sich darum kümmern.«
»Sie will es aber nicht.«
»Sie möchte einfach nur sicherstellen, dass ich ihre
Arbeit nicht für selbstverständlich halte. Wenn ich es
selber erledigt hätte, würde sie mir vorwerfen, ich traute
ihr nicht zu, sich richtig darum zu kümmern.« Er goss
heißen Kaffee in ihre Tasse. »Sahne oder Zucker?« »Schwarz. Arbeitet sie schon lange für Sie?«
»Seit neun Jahren.« Er stellte ihr den Kaffee hin. »Wir
müssen wieder hinausgehen und alles einsammeln, was
der Gutachter nicht in die Finger bekommen soll.« »Ich glaube nicht, dass ein Grund zur Eile besteht.« Sie
nippte an ihrem Kaffee. »Ich habe noch nie erlebt, dass
eine Versicherungsgesellschaft so schnell arbeitet.« »Vertrauen Sie auf Margaret. Es wird bald einer hier
sein.« Er goss sich auch Kaffee ein und setzte sich ihr
gegenüber. »Sie wird es als Herausforderung betrachten.« »Ich kenne Margaret nicht, deshalb kann ich ihr nicht
vertrauen. Genauso wenig wie ich Ihnen vertrauen kann.«
Sie erwiderte seinen Blick. »Und ich brauche keinen
privaten Sicherheitsdienst hier bei mir. Joe sorgt dafür,
dass wir bewacht werden.«
»Gut. Aber ein paar zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen
können nicht schaden. Die werden Sie nicht behelligen.« Er
sah sie prüfend an, während er einen Schluck Kaffee trank. »Ihre Gesichtsfarbe ist schon wieder besser. Ich
fürchtete schon, Sie würden durchdrehen.«
Es ging ihr wirklich schon besser. Das Zittern hatte ein
wenig nachgelassen. »Reden Sie keinen Unsinn. Ich hatte
nicht vor, in Ohnmacht zu fallen. Ich beschäftige mich jeden
Tag mit Horrorgeschichten. Ich war einfach stinksauer.« »Völlig verständlich, aber diese spezielle Horrorgeschichte hat Sie persönlich getroffen. Das ist ein
gewaltiger Unterschied.«
Ja, ihr Privatleben war seit jener Nacht vor dem
Gefängnis ruhig und frei von Gewalttätigkeit gewesen. Auf
diese Scheußlichkeit war sie nicht vorbereitet. »Es ist noch
etwas anderes. Ich komme mir vor wie ein Opfer. Ich hatte
mir geschworen, niemals – ich hasse diesen Zustand.« »Das ist offenkundig.«
Sie trank ihren Kaffee aus und erhob sich. »Wenn Sie
tatsächlich annehmen, dass bald jemand von der
Versicherung hier draußen auftaucht, dann gehe ich jetzt
besser ins Labor und überprüfe noch einmal alles.« »Lassen Sie sich Zeit dabei. Wie Sie schon sagten, es
besteht kein Grund zur Eile.«
»Ich möchte es hinter mich bringen.« Sie ging zur Tür. »Meine Mutter wird bald nach Hause kommen und ich
möchte ihr nicht das Gefühl geben, sie müsste mir dabei
helfen.«
»Sie sind sehr fürsorglich Ihrer Mutter gegenüber.« Er
folgte ihr die Stufen hinunter. »Haben Sie ein
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