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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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antun, solange es nicht unumgänglich ist.«
»Dann fahre ich wieder zu ihrem Haus. Ihre Mutter ist immer noch –«
»Nein, sie wird nirgendwo hingehen. Diesen Faden können Sie später aufnehmen, falls wir uns zu einem Ablenkungsmanöver entschließen. Wir haben etwas Dringenderes für Sie. Kommen Sie wieder her.«

Kapitel 5
    Der Jet landete auf einem kleinen privaten Flugplatz in der Nähe von Arlington, Virginia. Ihr Gepäck wurde sofort in eine Limousine gebracht, die neben dem Hangar parkte.
    All die Bequemlichkeiten, die durch Geld möglich wurden, dachte Eve ironisch. Zweifellos würde der Chauffeur die unterwürfige Förmlichkeit einer Figur aus einem Roman von Wodehouse an den Tag legen.
    Der rothaarige Fahrer stieg aus. »Hallo, John. Hattet ihr einen guten Flug?« Er war sommersprossig, gut aussehend, nicht älter als dreißig, trug Jeans und ein kariertes Hemd, das seine blauen Augen betonte.
    »Ganz passabel. Gil Price, Eve Duncan.«
    Gil schüttelte ihre Hand. »Die Knochen-Lady. Ich habe Ihr Foto in 60 Minutes gesehen. In natura sehen Sie besser
    aus. Die hätten sich mehr auf Sie konzentrieren sollen anstatt auf den Schädel.«
    »Danke, aber ich hatte nicht das Bedürfnis, im landesweiten Fernsehprogramm zu erscheinen. Ich hatte in meinem Leben schon genug mit Kameras zu tun.«
    »John hat auch nichts für Kameras übrig. Letztes Jahr in Paris musste ich eine zerstören.« Er verzog das Gesicht. »Und dann musste John sich außergerichtlich mit dem Typen einigen, weil der behauptete, ich hätte seinen Schädel anstatt seiner Kamera zertrümmert. Ich kann Paparazzi nicht ausstehen.«
    »Also, die Paparazzi sind mir in der Regel nicht auf den
    Fersen, daher werden Sie das Problem nicht haben.« »Ich schätze doch, solange Sie in Johns Nähe sind.« Er
öffnete die hintere Tür. »Springen Sie rein und ich werde
Sie ruck, zuck zum Barrett House bringen.«
»Barrett House? Klingt sehr nach Dickens.«
    »Nee, es war während des Bürgerkriegs ein Wirtshaus. John hat es letztes Jahr gekauft und vollständig restaurieren lassen.«
    »Ist Margaret angekommen?«, fragte Logan, während er Eve in den Wagen folgte.
    »Vor zwei Stunden. Verdammt schlecht gelaunt. Ich stelle dir Gefahrenzulage in Rechnung dafür, dass ich sie abholen musste.« Gil sprang auf den Fahrersitz. »Ich kapier das nicht. Wie kann sie mich nicht lieben? Jeder liebt mich.«
    »Das muss ein Makel in ihrer Persönlichkeit sein«, bemerkte Logan. »Es liegt ganz sicher nicht daran, dass mit dir was nicht stimmt.«
    »Ganz meine Meinung.« Gil ließ den Wagen an und schaltete den CD-Spieler ein. Die traurige Melodie von ›Feed Jake‹ breitete sich in der Limousine aus.
    »Die Trennscheibe, Gil«, sagte Logan.
»Oh, selbstverständlich.« Er grinste Eve über die Schulter hinweg an. »John hatte früher einen Jeep, trotzdem kann er Country-Musik nicht ausstehen, und deshalb hat er sich diesen Leichenwagen angeschafft, damit er sich hinter eine Trennscheibe zurückziehen kann.«
»Ich mag Country-Musik«, gab Logan zurück. »Ich kann nur diese Klagelieder nicht leiden, auf die du so stehst. Blutige Hochzeitskleider, Hunde an Gräbern …«
»Das ist nur, weil du selbst voller Schmalz bist und es nicht zugeben willst. Glaubst du, ich habe nicht gesehen, wie dir die Tränen in den Augen standen? Also, jetzt hörst du dir ›Feed Jake‹ an. Da geht’s um –«
»Du hörst es dir an. Die Trennscheibe.«
»Okay.« Die Trennscheibe glitt lautlos hinauf und die Musik wurde ausgeblendet.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
»Nein, ich habe Probleme mit traurigen Liedern. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie wegen eines Songs Tränen in Ihr Bierglas vergießen«, sagte Eve.
Er zuckte die Achseln. »Ich bin auch nur ein Mensch. Die Schreiber von Country-Songs wissen genau, wo sie einen packen können.«
Ihr Blick wanderte zu Gils Hinterkopf. »Er ist sympathisch. So einen hätte ich unter Ihren Angestellten nicht unbedingt erwartet.«
»Gil ist nichts von dem, was irgendwer erwartet, aber er ist ein guter Fahrer.«
»Und Leibwächter?«
»Das auch. Er war früher bei der Militärpolizei der Air Force, aber Disziplin gehörte nicht gerade zu seinen Stärken.«
»Und zu Ihren?«
»Auch nicht, aber ich versuche gewöhnlich nicht, mich mit Gewalt durchzusetzen.« Er wies mit der Hand nach draußen. »In einigen Minuten werden wir mein Grundstück erreichen. Es ist ein schönes Stück Land mit viel Wald und Wiesen.«
»Das kann ich mir

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