Das verlorene Gesicht
Hotelfoyer wirkte.
Er führte sie einen kleinen Flur entlang und öffnete die Tür. »Hier ist es.«
Kälte. Sterilität. Glänzender Edelstahl und Glas.
»Oje.« Logan verzog das Gesicht. »Das muss Margarets Vorstellung des wissenschaftlichen Himmels entsprechen. Ich werde versuchen, es Ihnen ein bisschen gemütlicher einzurichten.«
»Es spielt keine Rolle. Ich werde ja nicht so lange hier sein.« Sie ging auf den Sockel zu. Er war stabil und verstellbar. Die drei daneben auf Stativen angebrachten Videokameras waren phantastisch, genau wie der Computer, das Mischpult und der Videorekorder. Sie wandte sich dem Arbeitstisch zu. Die Messinstrumente waren hochwertig, aber sie bevorzugte ihre eigenen, die sie mitgebracht hatte. Sie nahm die Holzkiste aus dem Regal und sechzehn Augenpaare starrten sie an. Alle Varianten von Haselnussbraun, Grau, Grün, Blau und Dunkelbraun. »Blau und Braun hätten gereicht«, meinte sie. »Braun ist die vorherrschende Augenfarbe.«
»Ich hatte sie gebeten, Ihnen alles zu besorgen, was Sie vielleicht brauchen würden.«
»Nun, das hat sie gemacht.« Sie wandte sich zu ihm.
»Wann kann ich anfangen zu arbeiten?«
»In ein oder zwei Tagen. Ich warte auf eine Nachricht.«
»Und soll ich solange hier herumsitzen und Däumchen drehen?«
»Ich kann Ihnen auch einen von den Barretts ausgraben, damit Sie in Übung bleiben.«
»Danke, ich möchte den Job hinter mich bringen und wieder nach Hause fahren.«
»Sie haben mir zwei Wochen gegeben.« Er drehte sich weg. »Kommen Sie. Sie sind müde. Ich werde Ihnen Ihr Zimmer zeigen.«
Sie war wirklich hundemüde. Sie hatte das Gefühl, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit sie an jenem Morgen ihr Labor betreten hatte. Ganz plötzlich bekam sie Heimweh. Was machte sie eigentlich hier? Sie hatte nichts verloren in diesem eigenartigen Haus bei einem Mann, dem sie nicht über den Weg traute.
Die Adam-Stiftung. Es spielte keine Rolle, ob sie hier hingehörte oder nicht. Sie hatte einen Auftrag und eine Aufgabe. Sie trat auf ihn zu. »Ich habe gemeint, was ich sagte. Ich werde nichts Kriminelles tun.«
»Ich weiß.«
Was nicht bedeuten musste, dass er es auch akzeptierte. Sie schaltete das Deckenlicht aus und folgte ihm in den Flur.
»Werden Sie mir sagen, warum Sie mich mit hierher genommen haben und warum ich das machen soll, was Sie von mir möchten?«
Er lächelte. »Na, es ist Ihre patriotische Pflicht.«
»Blödsinn.« Sie fixierte ihn scharf. »Politik?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sie sind bekannt für Ihre Aktivitäten in der Öffentlichkeit und hinter den Kulissen.«
»Vermutlich sollte ich erleichtert sein, dass Sie mich nicht länger für einen Massenmörder halten.«
»Das habe ich nie gesagt. Ich spiele nur alle Möglichkeiten durch. Politik?«
»Möglich.«
Ihr schoss ein Gedanke durch den Kopf. »Mein Gott, wollen Sie irgendwen in den Schmutz ziehen?«
»Ich halte nichts von Schmutzkampagnen. Sagen wir einfach, die Dinge sind nicht immer, was sie scheinen, und ich halte viel davon, die Wahrheit ans Licht zu bringen.«
»Wenn es zu Ihrem Vorteil ist.«
Er nickte spöttisch. »Selbstverständlich.«
»Damit will ich nichts zu tun haben.«
»Sie haben nichts damit zu tun … es sei denn, ich liege richtig. Wenn ich falsch liege, fahren Sie nach Hause, und wir beide vergessen, dass Sie jemals hier waren.« Er ging vor ihr die Treppe hinauf. »Sie müssen zugeben, dass das fair ist.«
Vielleicht hatte die Sache ja nichts mit Politik zu tun. Vielleicht ging es ja um etwas ganz Persönliches. »Abwarten.«
»Ja, das werden wir.« Er öffnete die Tür ihres Zimmers und trat zur Seite. »Gute Nacht, Eve.«
»Gute Nacht.« Sie ging hinein und schloss die Tür. Das Zimmer war rustikal und bequem eingerichtet. Das Bett hatte einen Baldachin, die Bettdecke war dunkelblau und cremefarben, das Mobiliar aus einfacher Kiefer. Aber das Einzige, was sie hier interessierte, war das Telefon auf dem Couchtisch. Sie setzte sich auf das Bett und wählte Joe Quinns Nummer.
»Hallo«, antwortete er verschlafen.
»Joe, ich bin’s, Eve.«
Die Schläfrigkeit wich augenblicklich aus seiner Stimme. »Ist alles in Ordnung?«
»Bestens. Es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich wollte dir nur erzählen, wo ich bin, und dir meine Telefonnummer durchgeben.« Sie las die Nummer ab, die auf dem Apparat aufgedruckt war. »Hast du sie?«
»Ja. Wo zum Teufel steckst du?«
»Barrett House. Logans Wohnort in Virginia.«
»Und das konnte nicht bis morgen
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