Das verlorene Gesicht
nichts verschweigen, oder?«
»Ich muss sicher sein, dass alles richtig läuft. Timwick war mir zu dicht auf den Fersen.«
»Du kannst mir vertrauen, John.«
»Ich habe doch gesagt, dass ich noch warte.«
»Also gut, du Stockfisch.« Gil stand auf und ging zur Tür. »Aber ich kann es nicht leiden, im Dunkeln zu tappen.«
»Das wirst du auch nicht.«
»Ich nehme dich beim Wort. Versuch zu schlafen.« »Mach ich.«
Als sich die Tür hinter Gil schloss, betrachtete Logan noch einmal die Mitschrift und schob sie dann zur Seite. Joe Quinn. Er konnte es sich nicht leisten, den Mann zu unterschätzen. Eve hatte Quinns uneingeschränkte Loyalität. Loyalität und Freundschaft und darüber hinaus? Quinn war verheiratet, aber das hatte nichts zu bedeuten.
Zum Teufel, es ging ihn überhaupt nichts an, solange es ihm bei dem, was Eve für ihn tun sollte, nicht in die Quere kam. Außerdem hatte er genug andere Probleme.
Scott Maren war irgendwo in Jordanien unterwegs und konnte jederzeit umgelegt werden.
Timwick hatte Logan möglicherweise durchschaut und seine Schlüsse gezogen. Diese Schlüsse würden ihm genügend Angst einjagen, um den Befehl zu geben, seine Position abzusichern.
Logan konnte nicht abwarten, bis er Maren erreichte.
Er nahm sein privates Telefonbuch heraus und schlug die letzte Seite auf. Auf dieser Seite standen lediglich drei Namen und drei Telefonnummern.
Dora Bentz.
James Cadro.
Scott Maren.
Die Telefone von Bentz und Cadro wurden vielleicht abgehört, aber er sollte sie dennoch anrufen und sich vergewissern, dass sie wohlauf waren. Dann würde er jemanden schicken, der sie abholte.
Er langte nach dem Hörer und wählte die erste Nummer.
Dora Bentz.
Das Telefon klingelte. Fiske hatte gerade die Beine der Frau an den Bettpfosten angebunden und schob ihr Nachthemd hoch bis über ihre Taille.
Sie war schon in den Fünfzigern, aber dafür hatte sie verdammt wohlgeformte Beine. Der dicke Bauch war ein Jammer. Sie hätte was dagegen tun sollen, dachte er. Rumpfbeugen hätten diesen Bauch verhindert. Er machte zweihundert jeden Tag und sein Bauch war eisenhart.
Er holte einen Besen aus dem Küchenschrank und ging zurück zum Bett.
Das Telefon klingelte immer noch. Hartnäckig.
Er stieß den Besenstiel in die Frau hinein. Der Mord sollte aussehen wie ein Sexualverbrechen, aber er wollte nicht riskieren, in ihr zu ejakulieren. Samen war ein Beweismittel. Viele Serienmörder hatten sowieso Probleme, überhaupt zu ejakulieren, und der Besen gab dem Ganzen eine hübsche Note. Das verwies deutlich auf Frauenhass und Familienschändung.
Hatte er noch was vergessen?
Sechs tiefe, fürchterliche Wunden an ihren Brüsten, Klebeband über dem Mund und ein offenes Fenster …
Nein, es war ein sauberer Auftrag.
Er wäre gerne noch ein bisschen geblieben und hätte seine Arbeit bewundert, aber das Telefon wollte nicht aufhören zu klingeln. Wer auch immer am anderen Ende war, er konnte sich Sorgen machen und die Polizei verständigen.
Nochmalige Überprüfung. Er ging zum Kopfende und blickte auf sie hinab. Sie starrte ihn mit vor Panik weit geöffneten Augen an, wie in dem Moment, als er ihr das Messer tief ins Herz gestoßen hatte.
Er nahm den Umschlag mit den Fotos und der maschinengeschriebenen Liste, die Timwick ihm am Flughafen gegeben hatte. Er mochte Listen; sie hielten die Welt in Ordnung.
Drei Fotos. Drei Namen. Drei Adressen.
Er strich Dora Bentz aus der Liste.
Das Telefon klingelte immer noch, als er ihre Wohnung verließ.
Es hob keiner ab.
Es war halb vier Uhr morgens. Es hätte jemand abheben
müssen.
Logan legte den Hörer langsam zurück.
Es musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Dora Bentz
hatte verheiratete Kinder in Buffalo, New York. Vielleicht
stattete sie ihnen einen Besuch ab. Sie konnte auch
irgendwo Urlaub machen.
Sie konnte aber auch tot sein.
Möglich, dass Timwick sich beeilte, mit allem
aufzuräumen.
Mist, Logan hatte geglaubt, er hätte Zeit.
Vielleicht zog er aber auch voreilige Schlüsse. Verdammt, was nun? Er hatte sich immer auf seine
Instinkte verlassen und jetzt schrien sie lauter denn je. Aber Gil zu Dora Bentz zu schicken, um nachzusehen,
wäre zu auffällig. Timwick würde wissen, was er bisher
nur vermutete. Logan konnte entweder versuchen, Dora
Bentz zu retten, oder er konnte noch ein paar Tage in
Sicherheit verbringen.
Verdammt.
Er nahm den Hörer ab und wählte Gils Nummer im
Kutscherhaus.
Scheinwerfer. Scheinwerfer in Bewegung.
Eve hörte auf, ihre Haare zu trocknen, stand
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