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Das verlorene Ich

Das verlorene Ich

Titel: Das verlorene Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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gleich -?« fragte er.
    »Nein«, erwiderte Vautier. »Nur mattsetzen. Den Rest übernehme ich selbst.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Patrick Dupond unterbrach die Verbindung und stieg aus.
    *
    An der westlichen Peripherie von Paris, im modernen Viertel La De-fense, legte Giordan Dupond den Hörer auf. Auf eine Weise lächelnd, die Alain Bruneau, seinen engsten Vertrauten, frösteln ließ.
    »Sie wollen wirklich, daß Dupond diesem Landers folgt - dort hinein?« vergewisserte er sich zögernd.
    »Sie haben es gehört, oder?«
    »Ja, schon«, sagte Bruneau und strich sich nervös über das lackschwarze Haar. »Aber - es bedeutet seinen ...«
    ». sicheren Tod, natürlich«, meinte Giordan Vautier leichthin, als hätte er nichts anderes getan als einen Sonntagsausflug abzusagen. »Aber sein Auftauchen wird Landers vielleicht aus seinem Versteck treiben. Solange er sich darin aufhält, können wir ihn nicht schnappen.«
    Alain Bruneau räusperte sich, doch den seltsamen Kloß, der ihm plötzlich im Hals saß, wurde er so nicht los.
    »Der Tod dieses Landers muß Ihnen wirklich sehr viel bedeuten«, sagte er dann heiser.
    Vautier nickte. »Mehr als alles andere auf der Welt.« Er wandte den Blick und sah Bruneau starr an. »Es würde mir nicht einmal etwas ausmachen, selbst zu sterben - wenn ich Hector Landers nur in die Hölle mitnehmen könnte.«
    Bruneaus Gedanken mußten ihm vom Gesicht abzulesen sein. Denn Vautier lächelte, als er erklärte: »Aber keine Sorge, dazu wird es nicht kommen.«
    Sein Blick fiel auf die Batterien winziger Lämpchen, die an einer der Wände seines Allerheiligsten in der obersten Etage seines Wolkenkratzers blinkten und flackerten und anzeigten, daß die Telefon-und Faxleitungen heißliefen; jene Verbindungen, die hinabführten in die Pariser Unterwelt - wenn auch nicht in jene, in der die Abwasser der Stadt verschwanden. Sondern in der sich der Abschaum der Stadt verbarg.
    * Das Gebäude unterschied sich grundlegend von jenem, in dem Hec-tor Landers in Rom die Niederlassung seiner undurchschaubaren Firma gefunden hatte. Dort hatten nur Ratten gehaust, und das Gebäude war menschenleer gewesen, wohl seit vielen Jahren schon.
    Hier dagegen florierten die Geschäfte unterschiedlichster Art, es herrschte ein reges Kommen und Gehen und stetes Treiben auf den lichten Fluren und großzügig angelegten Treppen, und die Liftkabinen waren fortwährend in Bewegung.
    Die Tür zu seinen Räumen fand Landers im zweiten Stock. Sie war etwas unscheinbarer als alle anderen, und fast schien es, als schotte etwas wie ein unsichtbarer Zaun sie ab. Niemand bewegte sich in unmittelbarer Nähe dieser Tür; unbewußt schien jeder einen Bogen darum zu machen. Und als Landers darauf zuging, spürte er sonderbare Blicke auf sich ruhen, die ihn indes nicht aufhielten.
    Er besaß keinen Schlüssel zu der Tür, natürlich nicht, und so pro-bierte er, ob sie womöglich offenstand. Aber sie war verschlossen. Doch kaum hatte seine Hand die Klinke berührt, verspürte er etwas wie das Kribbeln schwacher Elektrizität, das Schloß klickte, und die Tür schwang auf wie von Geisterhand bewegt - oder als wäre dahinter ein Türöffner betätigt worden.
    Landers hätte sich nicht gewundert, wenn es so gewesen wäre; wenn er ein besetztes Sekretariat vorgefunden hätte.
    Aber die Räume waren leer. Menschenleer zumindest, denn möbliert waren sie sehr wohl. In ganz ähnlicher Weise wie jene Räumlichkeiten, die er in Rom aufgesucht hatte. Kein überflüssiger Zierat, alles zweckmäßig, aber keineswegs ärmlich oder auch nur billig. Ein Appartement, das zum Teil als Büro genutzt wurde, wie entsprechende Gerätschaften zeigten.
    Hector Landers wollte sich gerade an eine gründliche Durchforstung der Räume machen, als er irritiert innehielt. Ein Mensch mit weniger scharfen Sinnen hätte das Geräusch wohl nicht einmal gehört. Sein Gehör jedoch erschien Landers - ganz ähnlich wie seine Fähigkeit, in fast völliger Dunkelheit noch sehen zu können - außergewöhnlich ausgeprägt. Und so vernahm er den Laut, mit dem die Eingangstür über den Flor des Teppichs strich, und dann Schritte, vorsichtig und langsam gesetzt. Beinahe meinte er sogar, den Atem eines anderen zu vernehmen. Aber zumindest das mochte der Einbildung entspringen.
    Ebenso rasch wie lautlos glitt Landers in den toten Winkel hinter der Tür zum Büro, lauschte weiter, angestrengter noch als zuvor.
    Jemand kam, kein Zweifel. Und schließlich konnte Landers ihn durch

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