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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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es zu Tätlichkeiten gekommen war. Das nahm mir meine Entscheidung ab. Vielleicht war dieser Saint-Maure tatsächlich der, der er behauptet hatte zu sein. Vielleicht war er ein ehrbarer Mann, vielleicht auch nicht. Es war nicht mehr wichtig. Er war tot - ermordet, wie ich glaubte, wegen dem, was er über die Labyrinth-Trilogie herausgefunden hatte. Die Art seines Todes machte mir klar, dass noch andere beteiligt waren. Dass das Geheimnis des Grals tatsächlich verraten worden war.«
    »Wie seid Ihr entkommen?«, fragte Alaïs .
    »Meine Diener waren bereits geflohen und in Sicherheit, wie ich hoffte. Ich rasierte mir den Bart ab und versteckte mich bis zum nächsten Morgen. Sobald die Tore der Stadt geöffnet wurden, schlich ich als ältere Frau verkleidet hinaus. Esther begleitete mich.«
    »Dann warst du also nicht da, als das Steinlabyrinth in der neuen Kathedrale gebaut wurde?«, sagte Pelletier. Verwundert sah Alaïs , dass er lächelte, wie über einen Scherz, den nur Eingeweihte verstehen. »Du hast es nicht gesehen.«
    »Wovon redet Ihr?«, wollte sie wissen.
    Simeon lachte leise und antwortete Pelletier. »Nein, aber ich habe gehört, dass es seinen Zweck gut erfüllt. Der Ring aus totem Stein lockt viele Menschen an. Sie schauen, sie suchen und begreifen nicht, dass unter ihren Füßen nur ein falsches Geheimnis ruht.«
    »Was ist das für ein Labyrinth?«, hakte Alaïs nach.
    Sie achteten noch immer nicht auf sie.
    »Du hättest bei mir in Carcassona Zuflucht finden können. Ein Dach über dem Kopf, Schutz. Warum bist du nicht zu mir gekommen?«
    »Glaub mir, Bertrand, ich hätte nichts lieber getan. Aber du vergisst, wie sehr sich der Norden vom Pays d'Oc unterschied, wo größere Toleranz herrscht. Ich konnte nicht ungehindert reisen, mein Freund. Damals hatten die Juden ein schweres Leben. Wir durften nicht gehen, wohin wir wollten, unsere Geschäfte wurden regelmäßig überfallen und geplündert.« Er atmete tief durch. »Außerdem hätte ich es mir nie verziehen, wenn ich sie - wer immer sie auch sein mochten — zu dir geführt hätte. Als ich an jenem Morgen aus Chartres floh, hatte ich kein bestimmtes Ziel. Ich hielt es für ratsam, einfach unterzutauchen, bis sich die Aufregung gelegt hätte. Doch dann kam das große Feuer, und alles andere rückte für mich in den Hintergrund.«
    »Wie seid Ihr schließlich nach Besiers gekommen?«, fragte Alaïs , fest entschlossen, wieder am Gespräch teilzuhaben. »Hat Harif Euch hierher geschickt?«
    Simeon schüttelte den Kopf. »Das war Zufall und Glück, Alaïs , nicht geplant. Zunächst begab ich mich in die Champagne, wo ich den Winter verbrachte. Im Frühjahr dann, sobald der Schnee geschmolzen war, brach ich in Richtung Süden auf. Ich hatte das Glück, mich einer Gruppe englischer Juden anschließen zu können, die vor der Verfolgung in ihrem eigenen Land flohen. Sie wollten nach Besiers, was mir nur recht war. Die Stadt war als tolerant bekannt - Juden konnten vertrauensvolle und wichtige Posten einnehmen, unser Wissen, unsere Fähigkeiten wurden geschätzt. Die Nähe zu Carcassona bedeutete, dass ich sogleich verfügbar wäre, falls Harif mich brauchte.« Er wandte sich an Pelletier. »Gott in seiner unerschöpflichen Klugheit weiß, wie schwer es für mich war, dich nur wenige Tagesritte entfernt zu wissen, doch Vorsicht und Vernunft ließen mir keine andere Wahl.«
    Er setzte sich auf, und seine schwarzen Augen leuchteten. »Schon damals gab es Verse, Lieder, die an den Höfen im Norden gesungen wurden. In der Champagne sangen die Troubadoure und Minnesänger von einem magischen Kelch, einem Leben spendenden Elixier, und das kam der Wahrheit zu nahe, um es zu missachten.« Pelletier nickte. Auch er hatte solche Lieder gehört. »Nach gründlicher Abwägung hielt ich es daher für sicherer, mich fern zu halten. Ich hätte es mir wirklich nie verziehen, wenn ich sie bis zu deiner Tür geführt hätte, mein Freund.«
    Pelletier stieß einen langen Seufzer aus. »Ich fürchte, Simeon, dass wir trotz all unserer Bemühungen verraten worden sind, obwohl ich keinen stichhaltigen Beweis dafür habe. Irgendwer hat von der Verbindung zwischen uns erfahren, davon bin ich überzeugt. Ob sie auch wissen, was für Bande uns einen, kann ich nicht sagen.«
    »Ist irgendetwas geschehen, das dich zu dieser Meinung gebracht hat?«
    »Vor etwa einer Woche hat Alaïs die Leiche eines Mannes in der Aude gefunden, ein Jude. Man hatte ihm die Kehle durchschnitten und

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