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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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lächelte. »Bertrand, wisst Ihr noch, wie meine Mutter das Château immer mit Gesang und Tanz erfüllte? Die größten Troubadoure und Spielmänner kamen, um für sie aufzuspielen. Aiméric de Pegulham, Arnaut de Carcassès, sogar Guilhem Fabre und Bernat Alanham aus Narbonne. Immer haben wir gefeiert und geschmaust.«
    »Ich habe gehört, dass es der schönste Hof im Pays d'Oc war.« Er legte eine Hand auf die Schulter seines Herrn. »Und so wird es wieder sein.«
    Die Glocken verstummten. Aller Augen waren auf Vicomte Tren- cavel gerichtet.
    Als er sprach, hörte Pelletier mit Stolz, dass aller Selbstzweifel aus der Stimme seines Herrn verschwunden war. Er war nicht mehr ein Junge, der in Erinnerungen an seine Kindheit schwelgte, sondern ein Heerführer am Vorabend einer Schlacht. »Lasst die Nebenpforten schließen und die Tore verriegeln, Bertrand, und bestellt den Kommandeur der Garnison in den donjon. Wir werden bereit sein, wenn die Franzosen kommen.« »Vielleicht solltet Ihr auch Verstärkung nach Sant-Vicens entsenden, Messire«, schlug de Cabaret vor. »Wenn sie angreifen, dann von dort. Und wir können es uns nicht leisten, den Zugang zum Fluss zu verlieren.«
    Trencavel nickte.
     
    Pelletier blieb noch eine Weile, nachdem die anderen gegangen waren, und starrte auf das Land hinaus, als wollte er sich dieses Bild einprägen.
    Die Mauern von Sant-Vicens im Norden waren niedrig und nur spärlich von Türmen bewacht. Falls die Invasoren dort eindrangen, konnten sie sich im Schutz der Häuser bis auf Schussweite den Mauern der Cité nähern. Der südliche Vorort, Sant-Miquel, würde länger standhalten.
    Es stimmte, Carcassonne war auf eine Belagerung vorbereitet. Die Vorratslager waren voll mit Brot, Käse, Bohnen, und reichlich Ziegen würden die Milch liefern. Aber es waren zu viele Menschen innerhalb der Mauern, und Pelletier machte sich Sorgen um die Wasserversorgung. Er ließ an jedem Brunnen eine Wache postieren, die das Wasser rationierte.
    Als er aus dem Tour Pinte trat und auf den Hof hinausging, kehrten Pelletiers Gedanken erneut zu Simeon zurück. Zweimal hatte er François ins jüdische quartier geschickt, um Erkundigungen einzuziehen, doch er war beide Male unverrichteter Dinge zurückgekehrt, und Pelletier wurde von Tag zu Tag nervöser.
    Er sah sich rasch auf dem Hof um und kam zu dem Schluss, dass man ein paar Stunden ohne ihn auskam.
    Er ging zu den Stallungen.
     
    Pelletier schlug den direktesten Weg über die Ebene und durch den Wald ein, obwohl ihm bewusst war, dass das Lager des Kreuzheers nicht allzu weit entfernt war.
    Im jüdischen Viertel waren viele Menschen auf den Straßen, doch die Stimmung war unnatürlich ruhig und bedrückt. In jedem Gesicht, jung oder alt, standen Angst und Besorgnis. Alle wussten, dass der Kampf bald beginnen würde. Als Pelletier durch die schmalen Gassen ritt, blickten Frauen und Kinder mit ängstlich forschenden Augen zu ihm auf, suchten nach Hoffnung in seinem Gesicht. Er konnte ihnen keine geben.
    Niemand hatte irgendetwas von Simeon gehört. Er fand die Unterkunft recht schnell, aber die Tür war verriegelt. Er stieg ab und klopfte an die Tür gegenüber.
    »Ich suche einen Mann namens Simeon«, sagte er, als eine furchtsame Frau an die Tür kam. »Kennt Ihr ihn?«
    Sie nickte. »Er ist mit den anderen aus Besièrs gekommen.« »Könnt Ihr Euch erinnern, wann Ihr ihn zuletzt gesehen habt?« »Vor einigen Tagen, bevor wir die schreckliche Nachricht über Besièrs gehört haben, ist er nach Carcassona gegangen. Ein Mann hatte ihn aufgesucht.«
    Pelletier runzelte die Stirn. »Was für ein Mann?« »Ein höher gestellter Diener. Rote Haare«, sagte sie und zog die Nase kraus. »Simeon schien ihn zu kennen.«
    Pelletier war sprachlos. Die Beschreibung passte auf François, aber wie konnte das sein ? Er hatte berichtet, dass er Simeon nicht gefunden habe.
    »Soll das heißen, dass Simeon aus Carcassona nicht zurückgekommen ist?«
    »Wenn er bei Verstand ist, wird er dort geblieben sein. Da ist er sicherer als hier.«
    »Könnte er nicht doch zurückgekommen sein, und Ihr habt ihn nur nicht gesehen?«, fragte er verzweifelt. »Vielleicht habt Ihr geschlafen und seine Rückkehr nicht mitbekommen.«
    »Nein, nein, Messire«, entgegnete sie und deutete auf das Haus auf der anderen Straßenseite. »Ihr seht es ja selbst. Vuèg.« Leer.

Kapitel 50
     
    O riane lief auf Zehenspitzen über den Gang zum Zimmer ihrer Schwester.
    » Alaïs !« Ihre Dienerin

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