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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Hilfe. Guilhems mächtiges Tier, das von dem Blutgeruch und dem Stahlgeklirre ganz wild geworden war, stellte sich auf die Hinterbeine und zermalmte einen Kreuzfahrer unter seinen Hufen. So hatte Alzeu genug Zeit, sich wieder aufzurappeln und in Sicherheit zu bringen.
    Sie waren zahlenmäßig weit unterlegen. Horden von verängstigten und verletzten Männern, Frauen und Kindern, die sich in die Cité flüchten wollten, gerieten ihnen in den Weg. Das Kreuzheer rückte unaufhaltsam vor, nahm Straße für Straße ein. Schließlich hörte Alaïs, wie ein Ruf ertönte.
    »Repli! Repli! « Rückzug.
    Im Schutze der Nacht schlich eine Hand voll Verteidiger zurück in die zerstörte Vorstadt. Sie erschlugen die wenigen Kreuzfahrer, die dort Wache standen, und steckten die letzten erhaltenen Häuser in Brand, damit die Franzosen bei ihrem nächsten Ansturm auf die Cité wenigstens nicht dahinter Deckung suchen konnten.
    Doch die Wahrheit war bitter.
    Sowohl Sant-Vicens als auch Sant-Miquel waren gefallen. Von nun an stand Carcassonne allein.

Kapitel 58
     
    A uf Wunsch von Vicomte Trencavel waren im Großen Saal Tische aufgestellt worden. Der Vicomte und Frau Agnès gingen zwischen ihnen umher und dankten den Männern für die Dienste, die sie geleistet hatten und noch leisten würden. Pelletier fühlte sich gar nicht gut. Der Geruch von verbranntem Wachs, Schweiß, kaltem Essen und warmem Bier hing in der Luft. Pelletier wusste nicht, wie lange er das noch aushalten konnte. Er hatte krampfartige Bauchschmerzen, die an Heftigkeit und Häufigkeit Zunahmen.
    Er versuchte sich gerade aufzurichten, doch plötzlich gaben seine Beine unter ihm nach. Er kippte nach vorn, wollte sich an einem Tisch festhalten und fegte dabei Teller und Becher und Fleischknochen zu Boden. Er hatte das Gefühl, als hätte ein wildes Tier die Zähne in seinen Bauch geschlagen.
    Trencavel fuhr herum. Irgendjemand rief etwas. Pelletier bekam mit, dass Diener ihm zu Hilfe eilten und dass nach Alaïs gerufen wurde.
    Er spürte Hände, die ihn stützten und Richtung Tür führten. François' Gesicht tauchte kurz in seinem Gesichtsfeld auf, war dann gleich wieder verschwunden.
    Er hörte eine vertraute Stimme, Alaïs , die Anweisungen gab, obwohl es klang, als ob sie weit weg wäre und eine Sprache spräche, die er nicht verstand.
    » Alaïs «, rief er und griff in der Dunkelheit nach ihrer Hand. »Ich bin hier. Wir bringen Euch in Euer Gemach.«
    Er spürte starke Arme, die ihn hochhoben, die Nachtluft auf seinem Gesicht, als er durch den Cour d'Honneur getragen wurde, dann die Treppe hinauf.
    Sie kamen langsam voran. Die Krämpfe in seinem Bauch wurden immer schlimmer. Er konnte spüren, wie die Seuche in ihm arbeitete, ihm das Blut und den Atem vergiftete.
    » Alaïs ... «, flüsterte er, diesmal voller Angst.
     
    Sobald sie im Zimmer ihres Vaters waren, schickte Alaïs Rixende los, um François zu holen und ihr die Arzneien aus ihrem Zimmer zu bringen, die sie brauchte. Zwei weitere Diener schickte sie in die Küche, um kostbares Wasser herbeizuschaffen.
    Sie hatte ihren Vater aufs Bett gelegt. Sie zog ihm das besudelte Obergewand aus und warf es auf einen Haufen. Es musste verbrannt werden. Pestilenzgeruch schien aus den Poren seiner Haut zu dringen. Die Durchfälle kamen immer häufiger und wurden immer schlimmer, bestanden inzwischen fast nur noch aus Blut und schleimigem Eiter. Alaïs ließ Kräuter und Blüten verbrennen, um den Gestank zu überdecken, doch selbst die größten Mengen Lavendel oder Rosmarin konnten nicht verhüllen, wie es um ihn stand.
    Rixende war rasch mit den Arzneien zurück und half Alaïs , die getrockneten roten Beeren mit heißem Wasser zu einem dünnen Brei anzurühren. Nachdem Alaïs ihm auch das beschmutzte Untergewand ausgezogen hatte, bedeckte sie ihn mit einem sauberen dünnen Laken und löffelte ihm dann die Flüssigkeit zwischen die farblosen Lippen.
    Den ersten Mund voll, den er schluckte, erbrach er gleich wieder. Sie versuchte es erneut. Diesmal gelang es ihm, den Schluck bei sich zu behalten, obwohl es ihn eine ungeheure Anstrengung kostete und sein Körper von Krämpfen geschüttelt wurde.
    Zeit verlor jede Bedeutung, verging weder schnell noch langsam, während Alaïs verzweifelt versuchte, die Krankheit aufzuhalten. Um Mitternacht trat Vicomte Trencavel in den Raum.
    »Wie steht es um ihn, Dame Alaïs ?«
    »Er ist sehr krank, Messire.«
    »Braucht Ihr irgendetwas? Ärzte, Arzneien?«
    »Etwas mehr Wasser,

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