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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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vor Tagesanbruch.«
    »Wieso? Wie ist er denn gestorben?«
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«, schrie Alaïs .
    Oriane sprang aus dem Bett. »Sag mir, woran er gestorben ist!« »An einer Krankheit. Sie hat ihn sehr schnell dahingerafft.« »Warst du in der Todesstunde bei ihm?«
    Alaïs nickte.
    »Und du hast es nicht für nötig befunden, mich rufen zu lassen?«, fragte sie außer sich vor Zorn.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte Alaïs . »Es ging alles so schnell. Ich weiß, ich hätte daran denken müssen ...«
    »Wer war sonst noch bei ihm?«
    »Unser Herr, Vicomte Trencavel, und ...«
    Oriane bemerkte das Zögern. »Hat unser Vater seine Sünden gebeichtet und die Letzte Ölung empfangen?«, wollte sie wissen. »Ist er in den Armen der Kirche gestorben?«
    »Uns Vater ist nicht ungesegnet gestorben.« Alaïs wählte ihre Worte mit Bedacht. »Er hat seinen Frieden mit Gott gemacht.« Sie hat einen Verdacht.
    »Aber was spielt das für eine Rolle?«, schrie sie plötzlich, als ihr bewusst wurde, wie kaltherzig Oriane auf die Neuigkeit reagierte. »Er ist tot, Schwester. Bedeutet dir das denn gar nichts?« »Du hast deine Pflicht vernachlässigt, Schwester!« Oriane zeigte zornig mit dem Finger auf sie. »Als die Ältere hätte es mir mehr zugestanden als dir, bei ihm zu sein. Und sollte ich obendrein herausbekommen, dass du Häretikern erlaubt hast, sich an ihm zu schaffen zu machen, während er im Sterben lag, dann wird dir das noch Leid tut, darauf kannst du dich verlassen.« »Empfindest du denn keine Trauer, keinen Verlust?«
    Alaïs konnte die Antwort in Orianes Gesicht lesen. »Sein Tod geht mir nicht näher, als wenn ein Hund auf der Straße krepiert. Er hat mich nicht geliebt. Es ist viele Jahre her, dass ich zuletzt darunter gelitten habe. Warum also sollte ich jetzt trauern?« Sie trat einen Schritt näher. »Dich hat er geliebt. In dir hat er sich selbst gesehen.« Sie lächelte ein unangenehmes Lächeln. »Dir hat er sich anvertraut. Mit dir hat er seine größten Geheimnisse geteilt.«
    Selbst in ihrem erstarrten Zustand spürte Alaïs , wie ihr die Röte in die Wangen schoss. »Was meinst du damit?«, fragte sie, und ihr graute schon vor der Antwort.
    »Du weißt ganz genau, was ich meine«, zischte Oriane. »Meinst du wirklich, ich wüsste nichts von Euren mitternächtlichen Gesprächen?« Sie trat noch näher auf sie zu. »Dein Leben, kleine Schwester, wird sich jetzt ändern, wo er dich nicht mehr schützen kann. Schon viel zu lange hat sich hier alles um dich gedreht.« Orianes Hand schoss vor und packte Alaïs ' Arm.
    »Sag schon. Wo ist das dritte Buch?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Oriane ohrfeigte sie mit der freien Hand.
    »Wo ist es?«, fauchte sie. »Ich weiß, dass du es hast.«
    »Lass mich los.«
    »Lass die Spielchen, Schwester. Er muss es dir gegeben haben. Wem hätte er sonst noch vertraut? Sag mir, wo es ist. Ich will es haben.«
    Ein kalter Schauer lief Alaïs über den Rücken.
    »Hör auf. Jeden Augenblick kann jemand hereinkommen.« »Wer denn?«, fragte Oriane höhnisch. »Unser Vater ist nicht mehr da, um dich zu beschützen, schon vergessen?«
    »Guilhem.«
    Oriane lachte. »Ach ja, du hast dich ja wieder mit deinem Mann
    versöhnt. Weißt du, was dein Gemahl wirklich von dir denkt?«, sprach sie weiter. »Weißt du das?«
    Die Tür flog auf und knallte gegen die Wand.
    »Das reicht!«, rief Guilhem. Sofort ließ Oriane den Arm ihrer Schwester los. Guilhem eilte zu Alaïs und schloss sie in die Arme. »Mon cor, ich bin gleich gekommen, als ich vom Tod Eures Vaters erfuhr. Es tut mir so Leid.«
    »Wie rührend!« Orianes schroffe Stimme durchbrach die Innigkeit zwischen ihnen.
    »Frag ihn doch, was ihn zurück in dein Bett geführt hat«, sagte sie verächtlich, ohne Guilhem aus den Augen zu lassen. »Oder hast du zu große Angst vor dem, was er sagen könnte? Frag ihn, Alaïs . Es war nicht Liebe oder Verlangen. Der Grund für diese Versöhnung ist das Buch, sonst nichts.«
    »Ich warne Euch, hütet Eure Zunge!«
    »Warum denn? Fürchtet Ihr Euch vor dem, was ich sagen könnte?«
    Alaïs konnte die Anspannung zwischen ihnen spüren. Das Wissen. Und plötzlich begriff sie.
    Nein. Bitte , das nicht.
    »Er will nicht dich, Alaïs . Es geht ihm um das Buch. Das hat ihn zurück in dein Gemach geführt. Bist du wirklich so blind?« Alaïs trat einen Schritt von Guilhem zurück. »Sagt sie die Wahrheit?«
    Er fuhr herum, sah sie an, und in seinen Augen

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