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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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tun soll, die Möglichkeiten abgewogen. Und obwohl ich mich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte und nach dir geschickt habe, blieben mir dennoch Zweifel.«
    Alaïs sah ihm in die Augen. »Und jetzt?«
    »Jetzt habe ich meinen Weg klar vor Augen. Ja. Ich glaube, ich weiß, was ich tun muss.«
    Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Dann wird es also Krieg geben«, sagte sie mit plötzlich schwacher Stimme.
    »Ich glaube, er ist unvermeidlich, ja. Die Zeichen sind nicht gut.« Er setzte sich. »Wir sind in Ereignisse verstrickt, die weit größer sind, als dass wir sie noch beeinflussen könnten, auch wenn wir uns gern das Gegenteil einreden.« Er zögerte. »Aber es gibt etwas, das noch wichtiger ist, Alaïs . Und wenn die Dinge in Montpelhier für uns schlecht ausgehen, dann habe ich vielleicht nie mehr die Möglichkeit ... dir die Wahrheit zu sagen.«
    »Was kann denn wichtiger sein als die Kriegsgefahr?«
    »Ehe ich weiterrede, musst du mir dein Wort geben, dass alles, was ich dir heute Abend erzähle, unter uns bleibt.«
    »Habt Ihr mich deshalb nach Guilhem gefragt?«
    »Teilweise, ja«, gestand er, »aber das war nicht der einzige Grund. Doch zuallererst versichere mir, dass nichts von dem, was ich dir sagen werde, diese vier Wände verlässt.« »Ihr habt mein Wort«, sagte sie ohne Zögern.
    Wieder seufzte Pelletier, doch diesmal hörte sie Erleichterung, nicht Furcht darin. Die Würfel waren gefallen. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Jetzt musste er den eingeschlagenen Weg nur noch entschlossen zu Ende gehen, ungeachtet der Folgen.
    Sie rückte näher. Das Licht der Öllampen tanzte und flackerte in ihren braunen Augen.
    »Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte«, sagte er, »die in dem uralten Land Ägypten beginnt, vor mehreren tausend Jahren. Es ist die wahre Geschichte von dem Gral.«
     
    Pelletier sprach, bis das Öl in den Lampen ausgebrannt war. Draußen im Hof war es ruhig geworden, und auch die letzten Nachtschwärmer hatten sich schlafen gelegt. Alaïs war erschöpft. Ihre Finger waren weiß, und sie hatte dunkellila Schatten unter den Augen, wie Blutergüsse.
    Auch Pelletier war alt und müde geworden, während er sprach. »Um deine Frage zu beantworten: Du musst gar nichts tun. Noch nicht, vielleicht niemals. Falls wir mit unseren Gesuchen morgen erfolgreich sind, werde ich ausreichend Zeit haben, die Bücher selbst in Sicherheit zu bringen, wie es meine Aufgabe ist.«
    »Aber wenn nicht, Faire? Was, wenn Euch etwas zustößt?« Alaïs verstummte, Angst schnürte ihr die Kehle zu.
    »Vielleicht geht ja doch alles gut«, sagte er, aber seine Stimme war tonlos.
    »Und wenn nicht?«, beharrte sie, wollte sich nicht beruhigen lassen. »Was, wenn Ihr nicht zurückkehrt? Woher soll ich wissen, wann ich handeln muss?«
    Er sah ihr einen Moment in die Augen. Dann kramte er in seinem Beutel, bis er ein kleines Päckchen fand, das in cremefarbenem Stoff eingeschlagen war.
    »Wenn mir etwas zustößt, wirst du ein solches Zeichen erhalten.«
    Er legte das Päckchen auf den Tisch und schob es zu ihr hinüber. »Öffne es.«
    Alaïs tat wie geheißen, schlug den Stoff Lage für Lage zurück, bis eine kleine runde Scheibe aus hellem Stein mit zwei eingeritzten Buchstaben zum Vorschein kam. Sie hielt den Stein ins Licht und las die Lettern laut vor.
    »NS?«
    »Das steht für Noublesso de los Seres.«
    »Was bedeutet der Stein?«
    »Er ist ein merel, ein Geheimzeichen, man hält ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, wenn man ihn weitergibt. Er hat auch noch einen weiteren, wichtigeren Zweck, doch den brauchst du nicht zu erfahren. Er wird dir zeigen, ob der Überbringer vertrauenswürdig ist.« Alaïs nickte. »Dreh ihn um.«
    Auf der Rückseite war ein Labyrinth eingraviert, genau wie das Muster auf der Rückseite des Holzbrettes.
    Alaïs stockte der Atem. »Das hab ich schon einmal gesehen.« Pelletier zog sich den Ring vom Daumen und hielt ihn ihr hin. »Es ist hier auf der Innenseite eingraviert«, sagte er. »Alle Hüter tragen einen solchen Ring.«
    »Nein, hier, im Château. Ich habe heute auf dem Markt Käse gekauft und ein Holzbrett aus meinem Zimmer mitgenommen, um ihn zu tragen. Genau dieses Muster ist auf der Unterseite des Brettes eingeritzt.«
    »Aber das ist unmöglich. Es kann nicht dasselbe sein.«
    »Ich schwöre es Euch.«
    »Woher hast du das Brett?«, fragte er. »Denk nach, Alaïs. Hat es dir jemand gegeben? War es ein Geschenk?«
    Alaïs schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht,

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